Bekanntlich bemüht sich der Verein der „Freunde der Gailtalbahn“ gemeinsam mit Gemeinden und Tourismusverantwortlichen die Ende 2016 eingestellte Bahn zwischen Hermagor und Kötschach-Mauthen wieder zu beleben. Für heuer ist ja der Start des Projektes „Gailtal Draisine“ angesagt. Das zu den erfreulichen Dingen.
Giftiges Herbizid
Für viele Gailtaler, denen eine intakte Natur am Herzen liegt, weniger erfreulich ist allerdings die Art und Weise, wie in den nächsten Tagen der Bahnkörper vom lästigen Unkrautbewuchs befreit werden soll – nämlich mit Glyphosat. Bekanntlich ist der Produzent dieses giftigen Herbizides in den USA mit Klagen eingedeckt. Es wird allgemein als sehr umweltgefährlich und krebserregend eingestuft. Bahnkörper und Geleise sind nicht mehr im Besitz der ÖBB. Das Land Kärnten hat diese Anlage mittlerweile übernommen, in das Straßenbaureferat eingegliedert und auf ihren Wunsch hin an die Gailtaler Eisenbahnaktivisten verpachtet.
Im privaten Bereich verboten – in der Wirtschaft und Landwirtschaft erlaubt
Während der Straßenbau seit einiger Zeit die Verwendung von Glyphoast auf Bundes- und Landesstraßen verbietet, ist der Einsatz dessen auf Gleisanlagen nach wie vor üblich. So setzten die ÖBB jährlich im Schnitt über fünf Tonnen dieses Herbizids auf den Gleisanlagen zur Unkrautbekämpfung ein. Dessen Einsatz ist bekanntlich seit Jänner 2020 in Kärnten im privaten Bereich verboten, Wirtschaft und Landwirtschaft sind bei einem entsprechenden Sachkundenachweis allerdings davon ausgenommen. Und damit auch der Verein Gailtalbahn. Die Jenigerin Karin Kaiss versteht absolut nicht, warum ein solcher Einsatz auf dieser Bahnstrecke ungeachtet aller Warnungen möglich ist. Für sie ist der „wissentliche Einsatz von Gift, das krank macht, äußerst bedenklich.“ Kaiss wohnt in Jenig nahe der Bahnstrecke, unweit der vielen Bienenstöcke eines Hermagorer Imkers. Sie hat zwischenzeitlich Protestschreiben an alle von der Bahnlinie betroffenen Bürgermeister gerichtet und sie aufgefordert, den Glyphosateinsatz zu verhindern. David Kehrer, Vorstandsmitglied und Kassier des Vereins „Freunde der Gailtalbahn“, sieht keine Ungesetzlichkeit. „Wie auch die ÖBB, die seit jeher mit Glyphosat ihre Bahnstrecken vor Bewuchs schützen, sind wir ebenfalls dazu gezwungen und haben dafür die Befugnis.“ Denn es werde ausnahmslos nur das Schotterbett der Bahnanlage gespritzt, das Spritzmittel nur sparsam eingesetzt und alle damit verbundenen Auflagen eingehalten. Der Verein sei als Pächter der Gleisanlage sogar verpflichtet, die Bahnstrecke zu pflegen und in Schuss zu halten.
Glyphosat im köstlichsten Eck Kärntens in der Heimat von Speck, Käse, Honig und sonstiger regionaler Biospezialitäten ist alles andere als werbewirksam.
Das weiß man natürlich auch beim Landesgesetzgeber, den einerseits Glyphosat verbieten und andererseits wieder erlauben, erzeugt einfach Unsicherheit. Von dort wird auch bestätigt, dass es dem Verein Gailtalbahn erlaubt sei, “chemische Wirkstoffe zur Unkrautvernichtung” einzusetzen. Es wäre daher wünschenswert, „wenn es Bedenken bei Slow-Food-Betrieben oder Bio-Landwirten gäbe, direkt mit dem Verein das Gespräch suchen”, rät man am Arnulfplatz.
Eine Alternative zu Glyphosat ist allerdings noch nicht in Sicht. Auch im Gailtal nicht.