Immer mehr Menschen sind in den Bergen unterwegs
„Der Trend hat sich in den vergangenen Jahren – bis auf die Lockdowns – abgezeichnet“, sagte Ebner bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. 9.583 Unfälle ereigneten sich im Jahr 2023 (Zehn-Jahres-Mittel: 8.171), für die Experten ein Indikator, dass immer mehr Menschen in den Bergen unterwegs sind. Die Kategorie der Alpintoten folge dieser Entwicklung wiederum nicht, erklärte der Alpinpolizist. Dies seien stets „Momentaufnahmen“, man könne aus einem leichten Anstieg oder Rückgang „keine Schlüsse daraus ziehen“. Es handle sich seiner Meinung nach schlicht um „Zufälle“, ob ein tödliches Ereignis passiere oder eben nicht. Zu 86 Prozent starben dabei Männer, und am häufigsten in Tirol (88 Tote).
Starker Anstieg bei tödlichen Forstunfällen
Die meisten tödlichen Unfälle ereigneten sich beim Wandern und Bergsteigen. Eine auffallende Zunahme wurde bei den tödlichen Forstunfällen im alpinen Raum verzeichnet: Mit 34 Todesopfern rückte diese Kategorie auf den traurigen zweiten Platz auf. ÖKAS-Geschäftsführer Matthias Knaus verwies auf mögliche Zusammenhänge mit dem Klimawandel, nachdem im Vorjahr viel Schadholz durch Windwürfe entstanden war. Die Arbeit sei dann besonders gefährlich, weil viele Bäume verdreht im Wald liegen würden, Spannungen haben, oder Wurzelteller umkippen würden. Zudem seien die Waldarbeiter auch vor herabstürzenden Ästen nicht gefeit. Knaus empfahl daher – vor allem Nicht-Professionisten wie privaten Waldbesitzern – entsprechende Ausbildungen zu machen, um ihr deutlich höheres Risiko für einen Unfall zu reduzieren.
Hälfte der Unfälle auf zwei Brettern
Rund die Hälfte aller Unfälle geschah auf Pisten und Skirouten – wobei nur Unfälle mit Verdacht auf Fremdverschulden, also beispielsweise eine Kollision zweier Skifahrer, in die jährliche Statistik Eingang finden. 6.177 Menschen verunfallten auf den Pisten, wobei Tomas Woldrich, im Österreichischen Skiverband (ÖSV) für den Breitensport zuständig, auf die schlechten Schneeverhältnisse am Jahresbeginn 2023 verwies. Das deutliche Plus von rund 600 Verunfallten sei auf diese „Verhältnisse zurückzuführen“: „Es lag so gut wie kein Schnee, es war lange eisig, außerhalb der Piste war es unverschneit“, erinnerte er sich.
Können & Material besser einschätzen
Die Menschen müssten ihr eigenes Können und ihr Material besser einschätzen. Doch er entließ auch die Seilbahnbetreiber nicht aus der Verantwortung: „Die Seilbahnen haben ihr Möglichstes getan. Dass es immer Luft nach oben gibt, ist unbestritten“. Diese müssten Gefahrenstellen „absichern und absperren“, „inwieweit dies immer im richtigen Ausmaß passiert ist, sei dahinzustellen.“
Überforderung & Selbstüberschätzung
Alpinpolizist Ebner hielt insgesamt fest, dass beim Alpinsport „die positiven und gesundheitlichen Aspekte überwiegen.“ Er regte jedoch an, dass auch Unterkunftgeber ihre Gäste informieren könnten oder auf alpine Vereine verweisen. Ein Bereich, der nämlich auch stark angestiegen war, betraf die Rettung von Unverletzten. Ganze 32 Prozent der Unfallereignisse und 4.326 Menschen machten diese Gruppe aus – das Zehn-Jahres-Mittel liegt bei 3.656. Dabei handelt es sich um Menschen, die sich in einer misslichen Lage befinden, weil sie mit der Tour bzw. den Verhältnissen überfordert sind oder sich selbst überschätzt haben.
Gesundheitliche Probleme & Stürze
Das Thema Selbstüberschätzung könnte laut den Verantwortlichen auch mit der häufigsten Todesursache bei den Alpintoten zusammenhängen. Wie bereits in den Vorjahren rangieren hier Herz-Kreislauf-Störungen mit 29 Prozent an erster Stelle. Der Großteil dieser Gruppe war zwischen 51 und 80 Jahre alt. Als zweithäufigste Todesursache wurde mit 13 Prozent Absturz genannt, gefolgt von Sturz, Stolpern, Ausgleiten. Die meisten Verunfallten kamen aus Österreich (171). Aus Deutschland stammten 48 Menschen, aus den Niederlanden elf und aus der Tschechischen Republik zehn Menschen.