Gailtal Journal: Andere Parteien in Kärnten brauchen Hilfe ihrer Bundesparteiobleute. Stört Sie das?
Gerhard Köfer: „Im Gegenteil. Ich brauche niemanden, der mich an der Hand nimmt und durch das Land schleppt. Diese Bundesparteiobmänner und Minister kommen für einige Stunden nach Kärnten und reisen am Abend wieder nach Wien zurück.“
Die Koalition aus SPÖ und ÖVP hat Gratis-Kinderbetreuung und Reformen versprochen. Was wurde umgesetzt?
„De facto nichts. Gratis ist bis heute gar nichts und ich kann mich auch an keine echte Reform erinnern. Aber alles wird schöngeredet. Daher braucht es einen Mutigen, der die Wahrheit ausspricht. Es wäre ehrlicher gewesen, wenn SPÖ und ÖVP plakatiert hätten, dass es schwer wird, Kärnten zu sanieren. Würden die Altparteien die Wahrheit auf ihre Wahlplakate drucken, hätte sie niemand gewählt. Niemand wählt einen HCB-Giftskandal, Miet- und Strompreis-Erhöhungen, teure Jubelfeste wie den Neujahrsempfang oder 500 Millionen Euro neue Schulden.“
Sie kümmern sich als einziger Politiker um die Armut in Kärnten.
„Dieses enorme Problem scheint für andere Parteien politisch wenig interessant zu sein. Die Caritas, das Rote Kreuz und viele andere Sozial-Organisationen leisten hervorragende Arbeit gegen die immer größere Armut in Kärnten. Es sind über 23.000 Kärntner arbeitslos, 62.000 Menschen sind von Armut betroffen bzw. gefährdet und die
Koalition beschäftigt sich mit Baumpflanzungen im Wörthersee Stadion.“
Sie kämpfen sehr engagiert für den Erhalt des ländlichen Raums. Was ist zu tun?
„Beispielsweise Kleinschulen wieder aufsperren. Stirbt die Schule, stirbt der Ort. Oder: Kurze Beine, kurze Wege. Überlebensnotwendig sind auch Wirte, Lebensmittelgeschäfte, Trafiken, Postämter, Tankstellen, Polizeidienststellen, Kinderbetreuungseinrichtungen etc. vor Ort, um das Leben auf dem Land für junge Familien attraktiv zu machen.“
Sie haben auf Ihrer Plattform www.kaernten-ohne-maulkorb.at zahlreiche Missstände
aufgezeigt. Welche konkret?
„Fälle von Freunderl- und Vetternwirtschaft, fehlerhafte Schulbücher, Steuergeldverschwendungen, Spritpreis-Abzocke und vieles andere mehr.“
Die Hochwassersituation im Gailtal erfordert auch die Hilfe des Landes.
„Dieses Hochwasser war ein außergewöhnliches Ereignis. Jeder einzelne Feuerwehrmann bzw. jede Feuerwehrfrau, sowie sämtliche Rettungsorganisationen und viele freiwillige Helfer haben großartige Arbeit geleistet. Außergewöhnliche Ereignisse erfordern außergewöhnliche materielle sowie finanzielle Hilfe. Da ist es wenig hilfreich, wenn man als „Gummistiefel-Tourist“ in Begleitung von Fotografen und Kameraleuten auf den ohnehin vorhandenen Katastrophenfonds des Bundes verweist. Zumeist
sind diese finanziellen Beiträge ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es braucht wirkliche Hilfe bei der Bewältigung der Katastrophe – für die betroffenen Bürger, Unternehmer und Gemeinden.“