Allmaier wuchs in einer Großfamilie beim vlg. „Eßl“ in Jenig auf und ist dafür auch heute noch sehr dankbar. Seine Mutter Maria wird heuer 84 Jahre alt, sein ältester Bruder Josef (60) ist Pfarrer von Berg, Dellach und Ötting im Drautal. Bruder Hans (58) hat den elterlichen Hof übernommen und Schwester Martina ist am Zwickenberg verheiratet. Der jüngste Bruder Wolfgang (52) arbeitet in Klagenfurt bei der österreichischen Gesundheitskasse und die jüngste Schwester Maria lebt als Pharmazeutin in Salzburg.
Gailtal Journal: Herr Dechant, auf der Homepage der Kath. Kirche Kärnten gibt es insgesamt 25 Funktionen, welche Ihnen zugeordnet sind?
Peter Allmaier: Meine Aufgaben und Funktionen sind tatsächlich viel und vielfältig. Ich habe aber das Glück gerne zu arbeiten und vor allem meine drei großen Tätigkeitsbereiche sind die Leidenschaft. Als Dompfarrer – und dies ist die wichtigste Funktion – bin ich unmittelbar in der Pastoral tätig. Als Professor an der Hochschule habe ich ständig mit jungen Menschen zu tun und muss mich durch die Lehre auch ständig wissenschaftlich weiterbilden. Schließlich bin ich als Direktor des Bischöflichen Schulamtes mit der Organisation des Religionsunterrichtes betraut. Dabei kann ich eine verantwortungsvolle Aufgabe für ganz Kärnten übernehmen.
Wie gehen Sie mit dem Thema „Kirchenaustritte“ und Rückgänge bei den Sonntagsmessen um?
Die Kirchenaustritte sind eine schmerzhafte Erfahrung, ich verstehe dies aber im Sinn einer Bereinigung. Die Kirche der letzten Jahrhunderte war eine Volkskirche, wobei der Kirchenaustritt in vielen Fälle auch einen sozialen Ausschluss bedeutet hat. Heute ist der Glaube viel mehr eine persönliche Entscheidung. Im städtischen Umfeld mache ich aber die Erfahrung, dass jene Menschen, die heute bei der Kirche sind, dies mit großer Überzeugung und echtem Glauben leben. Ähnlich ist es mit der Teilnahme am Sonntagsgottesdienst, in den letzten zehn Jahren ist die Anzahl in der Dompfarre in etwa geblieben. Obwohl viele ältere Menschen gestorben sind, konnten gleich viele neue für den Glauben gewonnen werden.
Muss sich die Katholische Kirche immer wieder neu „erfinden“?
Wir haben eine Botschaft des Lebens, die immer aktuell ist. Wir müssen aber dringend die Sprache neu erfinden, mit der wir diese Botschaft weitergeben, damit diese für den heutigen Menschen besser „verständlich“ ist. Und wir müssen auch viele Strukturen überdenken. Ja, die Kirche hat sich immer neu zu erfinden, weil in jeder Zeit die Menschen, um die es ja schließlich geht, ganz neu sind.
Im Zusammenhang mit dem Abgang von Bischof Schwarz gab es von Ihnen so gut wie keine Wortmeldungen?
Beim Abgang von Bischof Schwarz nach St. Pölten hat es viel Wirbel gegeben, der in dieser Form von niemandem geplant, noch gewollt war. Vieles davon ist bis heute nicht aufgearbeitet, dies bedauere ich sehr. Ich selbst habe mit dem neuen Bischof von St. Pölten mehrere Gespräche geführt, so dass für mich persönlich alles geklärt ist.
Das leidige Thema „Zölibat“? (Anmerkung: Die Scheidungsrate bei Evangelischen Pfarrern liegt bei zwölf Prozent)
Wir haben in der Kirche einen großen Priestermangel, das stimmt. Dies hängt aber nicht ursächlich mit der zölibatären Lebensform zusammen. Wir haben nämlich insgesamt einen Mangel an Berufungen, auch jener Berufungen, die mit einem ehelichen Leben ohne Problem vereinbar sind. Wir haben zu wenig PastoralassisentInnen und viel zu wenig ReligionslehrerInnen. Wenn man etwas nicht versteht, dann ist das Bemühen um Verstehen aber vielleicht besser als der Ruf nach Abschaffung. Ich kann mir aber zukünftig verheiratete Priester vorstellen, die den hohen Wert von Ehe und Familie wieder in den Mittelpunkt rücken. Ein gutes Miteinander beider Lebensformen könnte sogar für die Kirche ein großer Gewinn sein.
Wie oft kommen Sie noch ins Gailtal?
Leider viel zu selten, da ich gerne arbeite, habe ich keinen freien Tag in der Woche und mein Terminkalender ist fast ständig belegt. Freie Zeiten muss ich mir daher langfristig im Kalender reservieren. Dadurch habe ich wenig Zeit für meine Herkunftsfamilie und vor allem für meine Mutter. Aber sie scheint mir deswegen nicht böse zu sein. Wenn ich dann schon einmal nach Hause komme, gibt es trotzdem immer mein Lieblingsessen.
Was wünschen Sie sich für die Kirche in Österreich bzw. Kärnten?
Für die Zukunft wünsche ich mir eine starke „missionarische“ Ausrichtung, die mit dem Angebot des Glaubens auf die Menschen zugeht und aus der Freude am Glauben überzeugen kann. Ich wünsche mir, dass die gesellschaftsgestaltende Kraft gläubiger Menschen dieses Land wieder prägt.