Hannes Berger im Interview

Loslassen kann man auch als Chance sehen

Gailtal / Klagenfurt -
Hannes Berger (66) prägte jahrzehntelang das regionale Geschehen im Bezirk Hermagor mit seinen Ideen sowie Vorstellungen und war immer ein Vordenker, der etwas weiterbringen wollte. Berger lebt heute mit seiner Lebenspartnerin in Klagenfurt und beschäftigt sich nebenbei mit Immobilien. Das Gailtal wird immer die Heimat bleiben und er genießt seinen „Unruhestand“.

Hannes Berger mit Lebenspartnerin Margit Mallegg, die ihm überall hilfreich zur Seite steht

Gailtal Journal: Herr Berger, um Ihre Person ist es ruhig geworden im Gailtal?

Hannes Berger: Das ist erfreulich, scheinbar ist den lauten negativen Freunden die Stimme ausgegangen? Spaß beiseite, aber wenn man nicht mehr in seiner Heimat ist wird man schnell vergessen, ob negativ oder positiv. Ich verfolge aber das Geschehen von Klagenfurt aus und habe auch gerne Kontakt mit vielen lieben Gailtalern, die ich erst richtig in der harten Zeit kennenlernen durfte.
Zwischenzeitlich hat sich der Gailtaler in Klagenfurt einen neuen Freundeskreis aufgebaut

Sie haben Ihren Lebensmittelpunkt in die Landeshauptstadt verlegt?

Es war irgendwie eine Verkettung und ich hatte das Glück in dieser Zeit, wo sich alles in mir veränderte, meine liebe Margit kennen zu lernen. Sie hat mir viel gelernt, ja das geht auch mit 60 Jahren und ich bin sehr glücklich hier in Klagenfurt. Habe auch einige Jahre gebraucht, um die Veränderung umzusetzen und vor allem um das „Loslassen“ als Chance zu sehen. Ausgewogenheit, Ausgeglichenheit und positive Grundeinstellung trägt zum Glück mehr bei als jedes Geldpaket. Letztendlich hat das letzte Hemd auch keine Taschen und was bleibt ist das, was man aus seinem Leben macht.

Blicken wir zurück: Bezirksparteisekretär, Fremdenverkehrsmanager, Gastronom, Zeitungsherausgeber u.v.m. – Ihr Resümee?

Der Antrieb an der Veränderung und dem Einbringen von meiner Person in das Allgemeinwohl und die Region war meine Lebensaufgabe. Alles habe ich mit Einsatz und Herzblut gemacht und blicke auf viele schöne Erlebnisse zurück. Wenn auch einiges missverstanden wurde was ich umgesetzt habe, oder auch versucht habe, so war es doch den Einsatz wert. Ich denke an die Zeit in der Politik gemeinsam mit Max Rauscher oder an die Zusammenarbeit im Tourismusverband Oberes Gailtal mit Franz Buzzi. Ich denke an die Zeit des Biergartens und des Schwimmbadbuffet in Kirchbach mit der Idee einer Pizzeria und einem Ganzjahresbetrieb. In der Medienlandschaft machte ich sechzehn Jahre lang Geschichte und vor allem die Berichte von verdienten Gailtalern hatten es mir angetan. Ich freue mich, dass ich vielen den Virus „schreiben“ einimpfen konnte dies wird noch im Team von Ruth Rauscher mit viel „Herz für die Heimat“ heute im Gail-, Gitsch- und Lesachtal weitergeführt. Allein diese vielen Stunden des gemeinsamen Wirkens sind es Wert gewesen dabei zu sein, dass ist mein Resümee und ich bin dankbar, dies mit so vielen Menschen im Tal erlebt zu haben.

Stichwort (KTZ) – Kärntner Tageszeitung?

Das Thema KTZ ist ein wunder Punkt in meiner Geschichte und drei Punkte haben zum Untergang geführt. Erstens waren die vertraglichen Verpflichtungen und finanziellen Bürden bei der Übernahme nicht absehbar. Zweitens haben wenige Leute sich hier ein „Paradies“ eingerichtet mit Gehältern um € 6.000,00 netto pro Monat mit unkündbaren Verträgen und drittens war den herrschenden Schichten in Kärnten die ehrliche Unabhängigkeit ein „Dorn“ im Auge. Freie Medien können nur mit unmenschlichem Einsatz der handelnden Personen überleben und da lobe ich mir die Heimatverbundenheit und positive Berichterstattung vom Gailtal Journal.

Sie waren der Erste im Gailtal, welcher sein Haus für Asylwerber zur Verfügung stellte?

Und damit der erste Feind von vielen. Aber was ist passiert, gar nichts und auch heute noch denke ich, dass es besser ist heimatlose Menschen als Menschen zu behandeln und ihnen eine Chance zu geben, aber mit Maß. Denn Integration und Hilfestellung kann nur funktionieren, wenn die Bevölkerung nicht überfordert wird. Ich treffe auch heute noch viele Asylwerber, die bei uns gewohnt haben und sich inzwischen sehr gut in Kärnten integrieren konnten.
Mit Helmut Haas und Helmut Schmid hatte Berger verlässliche Partner bei der Umsetzung vom Golfplatz

Beim Golfplatz in Waidegg (heute Nassfeld Golf) waren Sie der Hauptinitiator?

Ich habe nie Golf gespielt und hätte die Finger davon lieber lassen sollen. Aber der fünfzehnte Versuch hat mich irgendwie zu diesem Abenteuer „inspiriert“ und ich dachte mir, es muss doch möglich sein, dass wir auch einen Golfplatz im Gailtal bekommen. Und da habe ich mich eben selbst hineinmanövriert und es zustande gebracht, diesen Golfplatz zu initiieren. Bauen wollte ich ihn aber nicht und mein Freund Helmut Haas, der auch sehr viel für das Tal geleistet hat, sagte mir seine Unterstützung zu. Ohne ihn gäbe es diesen Platz nicht und dies gilt das auch für Albert Pernull senior, der von Anfang an die Verhandlungen mit den Grundbesitzern vorangetrieben hat. Leider haben die großen „Player“ im Gailtal da nur zugeschaut und sind nicht auf den Zug aufgesprungen. Ich habe versucht sie ins Boot zu holen, war aber für diese Riege wohl der falsche Mann. Egal, ich habe begonnen und fertig gemacht.

Tut es Ihnen heute leid, Sie haben viel investiert?

Nein, ich freue mich immer, wenn ich durch das Tal fahre und es den Platz gibt, denn es war immer mein Ziel den Golfern eine Heimstätte zu schaffen. Ja, ich habe viel investiert und es sind am Ende 700.000 Euro geworden, die in den achtzehn Löchern vergraben wurden. Dass ich rausgedrängt wurde und im Stich gelassen, hat sicher auch mehrere Seiten, aber „Schwamm“ drüber – der Platz wurde gebaut und heute spielt man dort den schönen Golfsport, das ist das Wichtigste.
Mit Alt-Bundespräsident Heinz Fischer verbindet Berger eine jahrzehntelange Freundschaft

Sie gelten im Gailtal als „schillernde“ Persönlichkeit? (Anm: Ein Mensch, der in gewisser Weise auch umstritten sein kann)

Damit kann ich leben und freue mich für Lob, aber auch Kritik, schillernd war ich nie, sondern höchstens beseelt darin meinen Beitrag für die Region zu leisten und dafür schäme ich mich nicht.

Was machen Sie heute in Ihrem „Unruhestand“?

Meine Partnerin ist eine engagierte Immobilientreuhänderin und ich unterstütze sie so gut ich kann, ansonsten bin ich eingeteilt mit meinen Enkelkindern, die oft zu mir auf Besuch kommen. Mein Hobby ist Motorradfahren, es ist nicht so anstrengend wie Radfahren und ich mache mit den Bikern aus der Umgebung so gut es geht bei den Ausfahrten mit. Jedenfalls sind meine Tage ausgefüllt und positiv, denn ich werde mit einem Lächeln geweckt und gehe mit einem Lächeln ins Bett.

Ihre Lebenspartnerin beschäftigt sich mit dem Thema „Energetik“?

Sie ist ausgebildete Energetikerin und Absolventin des Journalistenkollegs, und wir sind auch da viel gemeinsam unterwegs. Es gibt so viel Neues und Schönes zu entdecken und manchmal macht es mich traurig, dass so viel Kraft ins Verhindern und nicht ins Erfreuen gesteckt wird. Zwar werden einige Leser dies nicht glauben, die mich noch als „Polterer“ kennen, aber gescheiter werden darf man ja noch, oder?

Was vermissen Sie an Ihrer ehemaligen Heimat?

Das Gailtal wird immer meine Heimat bleiben – Heimat hat viel mit Erde und Wurzeln zu tun und ich fahre immer gerne „hinauf“. Besonders vermisse ich den Sportverein KSK, in dem ich Jahrzehnte als Obmann wirken durfte und verfolge die Aktivitäten der Mannschaften genau. Ich vermisse auch die gute Brettljause und viele andere liebgewordene Gewohnheiten, aber ich bin nicht mehr verwurzelt. Ich habe gelernt los zu lassen und neue Wurzeln zu schlagen, trotzdem bleibt das Gailtal immer in meinem Herzen.
Er war auch langjähriger Obmann vom Kirchbacher Sportklub (KSK)

Würden Sie im Leben wieder alles so machen?

Diese Frage habe ich mir in den letzten harten Jahren oft gestellt. Mit meinem heutigen Bewusstsein würde ich vieles anders machen. Aber ich habe das was ich gemacht habe gebraucht, um daraus zu lernen und mich als Mensch weiter zu entwickeln.
Auch auf spirituellen Wegen in Indien wird Hannes Berger in seinem Herzen ein Gailtaler bleiben

Zum Abschluss ein Zitat oder Lebensmotto?

Lerne Dich selbst kennen und spüre in Dich hinein, dann bekommst Du die richtigen Antworten und weißt, was Du willst!