Baurecht studierte in Ulm sowie München und absolvierte auch Forschungsaufenthalte in den USA. Seine Arbeitsgruppe an der UNI Regensburg untersucht primär den Einfluss von Lebensstilfaktoren wie Übergewicht, körperliche Aktivitäten oder zu lange Sitzzeiten auf chronische Erkrankungen, insbesondere Krebs. Sie arbeiten auch in der Versorgungsforschung. In einem Projekt möchten sie zusammen mit elf Studienzentren in Deutschland herausfinden, ob eine kombinierte Bewegungs- und Ernährungstherapie begleitend zur ambulanten Krebsbehandlung dem Patienten mehr Lebensqualität bringt und den Gesundheitszustand verbessert. Durch die Pandemie hat er einen guten Mittelweg zwischen Telearbeit und Präsenz gefunden. So gab es die Möglichkeit, viel von Zuhause aus im Gailtal zu machen. Seine Mitarbeiter nutzen diese „Freiheiten“ ebenso, trotzdem arbeiten sie als Team sehr gut zusammen.
Gailtal Journal: Sie als Epidemiologe untersuchen wissenschaftlich die Häufigkeit und Verteilung von Krankheiten?
Hansjörg Baurecht: In der Epidemiologie untersuchen wir nicht nur die Häufigkeit und Verteilung von Krankheiten, sondern auch von Todesfällen und anderen gesundheitlichen Ereignissen in Bevölkerungen und Bevölkerungsgruppen, aber auch Risikofaktoren und schützende Faktoren. An unserem Institut liegt der Fokus auf nicht übertragbare Krankheiten wie z. B. Herzkreislauferkrankungen oder Krebs. Letztendlich geht es um die Fragen „Was hält uns gesund?“ oder „Was macht uns krank?“.
Können Sie uns etwas Konkretes über „Corona“ sagen?
Corona ist nicht mein Forschungsgebiet, jedoch hat die Pandemie gezeigt wie gut weltweit die Wissenschaft zusammengearbeitet hat, um diesen Virus zu verstehen und die Krise in den Griff zu bekommen. So gut, dass es für manche nicht als Gefahr erkannt wird. In der Wissenschaft sprechen wir vom „Präventionsparadoxon“. Für Prävention erhält man keinen Ruhm!
Wird Ihrer Meinung nach Krebs einmal heilbar sein?
In der Medizin gelten Krebspatienten als geheilt, wenn sie nach fünf Jahren keinen Krebs mehr haben. Ein Rückfall ist jedoch nicht ausgeschlossen. Ich bin skeptisch, ob alle Krebsarten heilbar sind, wie wir es im Alltag verstehen. Was wir aber erreichen wollen und möglicherweise auch können ist, dass Krebs den „Schrecken“ verliert und man damit wie mit einer chronischen Erkrankung mit möglichst hoher Lebensqualität leben kann. Dies ist für viele Krebspatienten bereits heute möglich.
Sie „pendeln“ regelmäßig zwischen Ihrer Gailtaler Heimat und Deutschland?
Ja, in den letzten zwei Jahren habe ich pandemiebedingt Telearbeit von Kirchbach aus machen dürfen. Daraus hat sich ein mindestens zehntägiger Aufenthalt pro Monat im Gailtal entwickelt, da ich mein Elternhaus übernommen habe. Ich genieße die Abwechslung zwischen Stadt und Land. Trotz der hybriden Arbeitsweise ist der persönliche Kontakt immer noch sehr wichtig und kann durch nichts ersetzt werden! An meinem Institut habe ich neben einem großartigen Team, gewisse wissenschaftliche Freiheiten und kann so meine Forschungsrichtung auch von Kirchbach aus gestalten. So gesehen konnte ich aus der Pandemie einen Vorteil ziehen.