Nach dem Waffenstillstands-Vertrag vom 3. November 1918 gehörte das Kanaltal vorerst zu Italien. Italienische Truppen marschierten ein und einen Monat später wurde Thörl besetzt. Die Demarkationslinie verlief südlich von Maglern. So blieb das Gebiet um Thörl nach Ende des ersten Weltkrieges weiterhin, harte sechs Jahre lang, unter italienischer Besetzung.
Umfassendes Programm
Um 10 Uhr begannen die Feierlichkeiten mit einer Festmesse in der 500 Jahre alten „Andreas-Kirche“ in Thörl, zelebriert von Generalvikar Dr. Johann Sedlmaier und Evang. Pfarrer Mag. Armin Cencic. Mit anschließenden Kranzniederlegungen am Soldatenfriedhof und beim Kriegerdenkmal wurde all jener Männer gedacht, die ihr Leben im ersten Weltkrieg gelassen haben, sowie auch jener, die unerschrocken für den Erhalt Thörls bei Österreich gekämpft haben.
Dem musikalischen Aufmarsch bis zum Mehrzweckhaus an der Kärntner Bundesstraße durch die Militärmusik Kärnten unter Oberst Didi Pranter folgten Abordnungen der Komunalpolitik aus Arnoldstein sowie aus den Nachbargemeinden Tarvisio und Hohenthurn.
Weiters dabei die Österreichische und Italienische Exekutive, Behördenvertreter und Repräsentanten des Öffentlichen Lebens, der Heimat- und Traditionsverbände, dem Kanaltaler Kulturverein und der örtlichen Feuerwehr.
Begrüßung und Festgäste
Im Festsaal des Mehrzweckhauses begrüßte Gemeindevorstand Roland Koch, nach einer Auftakt-Fanfare der Militärmusik, die Ehrengäste:
Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser, Landesrätin Dr. Beate Prettner, Landtags-Präsident Ing. Reinhart Rohr, Generalvikar Dr. Johann Sedlmaier, Evang. Pfarrer Mag. Armin Cencic, Dr. Heidi Rogy vom Geschichtsverein Kärnten, Arnoldsteins Bürgermeister Ing. Reinhard Antolitsch, Vizebürgermeister Karl Zußner, Nachbarbürgermeister Renzo Zanette von Tarvis, Nachbarbürgermeister Michael Schnabl von Hohenthurn, sowie alle anwesenden Gemeindemandatare.
Grußbotschaften
Nach dem gesanglichen Willkommensgruß durch die Sängerrunde Thörl-Maglern stellte Generalvikar Sedlmaier die Andreas Kirche in Thörl in den Fokus seiner Gedanken. „Die Thörler Bevölkerung hat in alle den schlimmen Jahren stets an ihre Kirche geglaubt. Kirchen sind geistige Kraftwerke, und die Hand zum Frieden war stets ausgestreckt. Es hat sich gezeigt, dass der Friede Grenzen überschreitet. Die Kirche hat den Menschen an der Grenze immerwieder Halt und Schutz gegeben.“
Bürgermeister Reinhard Antolitsch seinerseits zeigte sich ebenfalls stolz auf die seinerzeitigen Thörler, die durch ihren unbeugsamen Willen die Hoffnung nie aufgegeben haben, dass ihr Dorf schlussendlich doch, wie immer gewünscht, wieder ein Teil der Republik Österreichs wurde.
In seinen Grußworten wies LH Peter Kaiser darauf hin, dass Thörl mit diesem Jubiläum auch die Zugehörigkeit zur Republik feiern könne, da davor andere Staatsformen abseits der Vorzüge einer Republik herrschten. Immerhin dauerten die Kriegswirren in Thörl um sechs Jahre länger. Bis heute und für alle Zeiten sei Thörl auch als Ortschaft etwas „Besonderes, werden hier doch drei Kulturen gelebt, gab es drei Ortsbezeichnungen und gab es den Landtagsabgeordneten (1945-1949) und Nationalrat (1949-1958) Paul Truppe, der alle Sprachen anwenden konnte“, erklärte Kaiser die bewegte Geschichte des Ortes und kulturelle Entwicklung zusammengefasst. „Wir stehen vor Herausforderungen auf allen Ebenen, Gemeinde, Land, Bund, und wir müssen globale Fragen auf europäischer Ebene lösen. Wie vor 100 Jahren in Thörl werden wir es auch heute nur gemeinsam schaffen. Durch Zusammenhalt und Zusammenstehen können wir Missmut und Misstrauen entgegenwirken“, so der Landeshauptmann.
Abschließend überreichte Kaiser mit Prettner und Rohr gemeinsam dem Bürgermeister Antolitsch eine große Torte zum 100-jährigen Jubiläum des Ortes.
Geschichte
Dr. Heidi Rogy vom Geschichtsverein ging in ihren Darstellungen der damaligen Situation in’s Detail: „Italien hatte großes Interesse am Bahnhof Thörl, der sofort in Porticina umbenannt wurde. Für die Bevölkerung von Ober- und Unterthörl entstanden große wirtschaftliche Einbußen. Feld- und Waldbesitz, Jagd- und Almrechte wurden in Folge enteignet und fielen Italien zu. Es folgten jahrelange zähe Verhandlungen und Thörl schien zwischendurch schon fast verloren zu sein.
Der damalige Pfarrer von Thörl unterstützte die Italiener und verlangte von der Bevölkerung, für den Verbleib der gesamten Pfarre bei Italien abzustimmen. Doch der Arnoldsteiner Gemeinderat kämpfte vehement dagegen an, denn Thörl musste bei Österreich bleiben. Die österreichischen Delegierten beriefen sich immer wieder auf die im Friedensvertrag von St. Germain ausgehandelten Grenzlinien südlich von Maglern. Aber trotz des starken Gegenwindes wollte die Bevölkerung felsenfest bei Österreich bleiben, und so ist Thörl schlussendlich am 19.November 1924, nach sechs Jahren Besatzung, endlich zu Kärnten, und somit zu Österreich, zurückgekehrt.
Unterhaltungsprogramm
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Unterhaltungsprogrammes mit der Sängerrunde Thörl-Maglern, den Fidelen Kanaltolan und der Landjugend Thörl Maglern. Kulinarisch bestens versorgt wurden die Fest-Besucher durch das Rote Kreuz; köstliche Desserts lieferten fleißige Frauenhände der veranstaltenden Vereine.
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