"Für Frauen ein Schlag ins Gesicht"

Heftige Kritik: Arbeits­minister will geringere Sozial­leistungen bei Teilzeit

Kärnten -

Für heftige Kritik sorgt am Dienstag eine Aussage des österreichischen Arbeitsministers Martin Kocher (ÖVP) in einem Kurier-Interview. Demzufolge meinte Kocher, dass Teilzeit-Arbeitende auch weniger Sozialleistungen erhalten sollen. Für ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Silvia Igumnov eine nicht nachvollziehbare Forderung. Auch AK-Präsident Günther Goach hält dagegen.

Arbeitsminister Martin Kocher

“Rund 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. Für sie ist das ein Schlag ins Gesicht”, stellt AK-Präsident Günther Goach am Dienstag klar, nachdem sich Arbeitsminister Martin Kocher in einem Interview dafür ausgesprochen hatte, Menschen Sozialleistungen zu streichen, welche nicht Vollzeit arbeiten. „Wir haben übermorgen, am 16. Februar, den Equal-Pay-Day. Heißt, bis zu diesem Tag arbeiten Frauen in Österreich gratis. Und jetzt sollen sie auch noch weniger Sozialleistungen erhalten, weil sie nicht Vollzeit arbeiten?“, kritisiert Goach den Vorschlag Kochers.

Frauen leisten unbezahlte Arbeit

“Mehr als die Hälfte der Frauen in Österreich arbeitet in Teilzeit – oftmals unfreiwillig”, betont auch ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Silvia Igumnov. Sie weiß: “Besonders im ländlichen Bereich fehlen Kinderbetreuungsmöglichkeiten, um Vollzeitarbeit zu ermöglichen.” Zudem würden Frauen die Hauptlast der unbezahlten Arbeit tragen, wie Pflege von Angehörigen, Hausarbeit und Betreuung der Kinder: „Um Frauen Vollzeitarbeit bis zur Pension zu ermöglichen, müssen sowohl gesunde Arbeitsplätze, bessere Arbeitsbedingungen und ein Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz ab dem ersten Geburtstag geschaffen werden“, fordert Igumnov.

Goach: “Teilzeitarbeit von Frauen nicht bestrafen

Ähnlich sieht dies auch Goach, er fordert Minister Kocher dazu auf, sich stattdessen in der Bundesregierung für ganztägige kostenlose Kinderbildung und -betreuung einzusetzen und Reformen zu schaffen, die Arbeitsbedingungen für Frauen fairer gestalten. “Bestrafen wir nicht in Zeiten der massiven Teuerung Frauen und damit auch ihre Kinder dafür, unbezahlte Betreuungsarbeit für die Gesellschaft zu leisten!”