Helmut Jost begeisterte sich schon früh für den Sport. Bereits mit drei Jahren beherrschte er die ersten Kurven mit den Skiern. Da es im Sommer nur wenig von dem weißen Pulver gab, schwang er sich für Trainingszwecke auf sein Mountainbike. Später stieg er auf ein Straßenrad um. Nach einer längeren Trainings- und Wettkampfpause fand er mit 26 Jahren wieder zurück zum Sport. Diesmal entschied er sich, sich intensiv mit dem Rennradsport auseinanderzusetzen.
Der Wendepunkt
Nach vielen erfolgreichen Rennen kam es im Alter von 30 Jahren zu dem tragischen Unfall. Gleich nach der Operation der Brustwirbel erfuhr der Sportler, dass er ab jetzt auf einen Rollstuhl angewiesen sei. ,,Was diese Nachricht wirklich bedeutet, erkennt man erst Monate später, wenn man nach der Rehabilitation wieder nach Hause kommt und ratlos vor der ersten Treppe stehen bleibt“, so Jost. Ab diesem Zeitpunkt wurde ihm langsam bewusst, was diese Diagnose alles beinhaltet. Was früher selbstverständlich war, kann heute ein großes Hindernis darstellen.
Sein Rückhalt
Die größte Dankbarkeit empfindet der Gailtaler seiner Frau und Familie gegenüber. Durch sie erhielt er den benötigten Rückhalt, um in schweren Zeiten weiter zu machen, neue Ziel zu finden und diese zu verwirklichen. Die Unterstützung von seinem Vater und Freunden ermöglichte es, das Haus umzubauen, sodass er mit dem Rollstuhl keine Hindernisse überwinden muss. Seit zwei Jahren hält ihn auch seine Tochter Lia auf Trab. „Durch sie finde ich viel weniger Zeit, um über Negatives in meinem Leben nachzudenken, da sie mich immer wieder mein Glück erkennen lässt“, so Helmut Jost. Seine zweite Tochter Ella, die gerade zwei Monate alt ist, verstärkt dies nochmals.
Der Sport
Sofort nach dem Unfall war für den Sportler klar, das Rad steht nicht lange unbenützt in der Garage. Jedoch musste dieses erst an die neuen Umstände angepasst werden. Das Straßenrad wurde gegen ein Handbike eingewechselt. Dieses bedient man mit der gesamten Kraft der Oberarmmuskulatur. Die ersten Runden mit dem neuen Bike drehte er jedoch erst ein Jahr später. Dazwischen lagen viele krankheitsbedingte Rückschritte, die Physiotherapien, Ergotherapien und Fitnesseinheiten beanspruchten. Ein großes Hindernis stellten vor allem die Schrauben in seinem Rücken dar. Als er sich entschloss, diese zu entfernen, war es ihm möglich, ohne Schmerzen in einer liegenden Position das Handbike zu bedienen. Seitdem begegnet man ihm fast täglich zwischen Hermagor und Kötschach. Erkenntlich durch eine große Österreichfahne.
Ziele in der Zukunft
Vor einigen Jahren lag seine Bestzeit mit dem Straßenrad auf das Nassfeld bei 37 Minuten. Heute rechnet er mit 2 ½ Stunden. Diese Zeit definiert auch sein nächstes Ziel, nämlich die Kurven auf das Nassfeld mit dem Handbike zu bewältigen. Für dieses Vorhaben und den damit verbundenen Kraftakt trainiert er bis 12 Stunden die Woche. Gerne würde er auch wieder einmal an einem Handbikerennen teilnehmen, jedoch ist dies aufgrund von COVID 19 erst im nächsten Jahr realisierbar. ,,Das Wettkampffieber ist immer noch vorhanden“, so der Gailtaler.
Zitat Ernst Ferstl:
„Solange uns die Menschlichkeit miteinander verbindet, ist es völlig egal, was uns trennt“. Wir brauchen keinem Menschen Mitleid entgegenzubringen, aber Mitgefühl. Der Schlüssel besteht darin, jedem so zu begegnen, wie man selber gerne behandelt werden würde…