Abwanderungen und Greißlersterben?

Maria Luggau -

Die Abwanderung ist wie auch in vielen anderen Lesachtaler Ortschaften vor allem in Maria Luggau ein großes Thema. Viele Höfe und Häuser stehen leer oder werden nur mehr als Zweitwohnsitz benützt.

Hildegard Unterguggenberger, die letzte Nahversorgerin in Maria Luggau

Vor wenigen Wochen hat auch das Gasthaus „Luggau“ die Pforten geschlossen und es gibt nun nur mehr den Patern- und Bäckwirt. Bis in die 60er Jahre existierten noch vier „Handlungen“ und sogar ein Servitenstand. Im März 2022 sperrte der Spar-Markt von Franz Prünster. Das einzige „Dorfladele“ betreibt noch Hildegard Unterguggenberger (69), wo man für den täglichen Bedarf im kleinen Laden mit Kaffeeecke noch alles bekommt, sogar ein schnelles Geschenk für die Kleinen oder ein Mitbringsel für Erwachsene. Vor dem Eingang in die Basilika gibt es noch einen Souvenirstand (früher 4 Stände), den Antonia (76) seit 37 Jahren betreibt. „Solange es meine Gesundheit und meine Freude zur Arbeit gut mit mir meinen, mache ich weiter“, so die Ehefrau von Franz Prünster. Unter der Wallfahrtskirche gibt es noch den Lesachtaler Bauernladen.

Wie lange noch im Geschäft?

Unterguggenberger: „Ich bin ja Pensionist und solange es vor allem meine Gesundheit zulässt, werde ich den Laden offenhalten. Nachfolger gibt es sicher keinen. Man macht hier nicht das große Geschäft, denn die Kunden kommen nur für dringende Lebensmittel und selbst darunter sind nur wenig Einheimische. Es ist auch immer schwieriger einen Lieferanten zu finden. Die gelernte Konditorin und zweifache Mutter habt vor 15 Jahren das Geschäft von ihrem Bruder Manfred übernommen. Bereits ihr Vater Rudolf hat eine Handlung betrieben. Das Geschäft ist täglich geöffnet und bei Krankheit öffnet die Tochter das Geschäft.

Über 50 Jahre hat Franz Prünster ein Geschäft betrieben

52 Jahre ein Kaufmann mit Leib & Seele

Franz Prünster (77) war 52 Jahre Kaufmann und hat nach dem unerwarteten Tod seines Sohnes Roland (1971-2021) als Besitzer des Spar-Geschäftes im März 2022 den Laden geschlossen. „Es wurde zwar ein Weiterbetrieb ausgeschrieben, doch sind Interessierte nach Einsicht der Bilanzen und den 7-Tage-Öffnungszeiten sofort abgesprungen. Junge Leute lassen sich nicht mehr binden und mit dem neuen Spar-Markt in St. Lorenzen/L. wäre es ohnehin nicht mehr möglich gewesen“, so Prünster.

Außer Christtag und Ostersonntag immer offen gewesen

Ja, ich stand quasi über 50 Jahre im Geschäft, davon 14 Jahre als Rentner. Der Laden war außer am Christtag und Ostersonntag immer offen, sonst wäre es ja nicht tragbar gewesen. An zusätzliche Angestellte ist gar nicht zu denken. Noch mitbetreut wurde später die Post, Postbank und Trafik, denn nur alleine mit dem Spar-Markt wäre es noch schwieriger gewesen. Wir waren ohnehin nur Notversoger und gab es in den letzten Jahren immer weniger fixe Kunden aus der Ortschaft. Der Betrieb wurde mit meinen Eltern aufgebaut und in den Folgejahren immer wieder erweitert. Leider ist meine Mutter 1987 allzu früh verstorben und da gab es durchaus Überlegungen, ob wir überhaupt weitermachen sollen. Doch die damals gute touristische Entwicklung, die vielen Wallfahrer aber auch die zahlreichen einheimischen Kunden erleichterten unsere Entscheidung. Ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass unsere Familie, ob jung oder alt, immer zusammengehalten haben“.

Es gibt immer weniger Einwohner in Maria Luggau?

Prünster: „In den 70er Jahren waren es noch um die 550 Einwohner und hatten viele Familien bis zu acht Kinder. Heute zähle ich nur mehr 208 ständige Bewohner. Von 93 gibt es aktuell 15 leerstehende Häuser und eine relativ alte Bevölkerung. Für mich ist die Abwanderung begründbar, denn es gibt immer weniger Kleinbetriebe, vor allem in den letzten 50 Jahren keine Handwerksbetriebe mehr.

Statt Gasthaus nun in die Garage

Früher wurde nach der Musikprobe immer ins Gasthaus gegangen. Dies hat sich auch geändert, denn man trifft sich eher in Garagen oder wie uns eine Luggauerin erzählte, in sogenannten „Denkstuben‘“. In Maria Luggau gibt es mehr Vereinsmitglieder als Einwohner und was noch auffällt, dass viele Luggauer ohne Partner sind.