“Da Summa is umma” – Almabtrieb mit Trauerflor

Lesachtal -

Der Almsommer 2022 im naturbelassensten Tal Europas, dem Lesachtal, ist zu Ende und der Almabtrieb ist jedes Jahr mit Emotionen und Freude darüber, die Tiere nach einem langen Sommer gesund ins Tal zurückzubringen, verbunden.

Doch dieses Jahr wird der idyllische Almsommer von dunklen Wolken der Trauer überschattet.

In der Nacht vom 3.9.2022 auf den 4.9.2022 hetzte der Wolf auf der Frohntalalm im Lesachtal (= ein Teilstück des Karnischen Höhenwegs) 26 Schafe in den Tod oder zerfleischte sie bei lebendigem Leibe (siehe Fotos). Im Blutrausch tötete er die Tiere wahllos, die überlebenden waren so schwer verletzt, dass sie vom Hirten notgeschlachtet werden mussten. Die unverletzten überlebenden Tiere sind lebenslänglich traumatisiert. Kein einziges der Tiere wurde vom Wolf gefressen!!

Das Schweigen der Lämmer…

Der Hirte und die Bauern müssen dieses Leid ertragen. Sie sind gemeinsam mit ihren Familien, vor allem auch den Kindern, die einige der Lämmer mit der Milchflasche großgezogen haben, psychisch und auch physisch am Ende ihrer Kräfte.

Verstehen die Wolflobbyisten, die sich Tierschützer nennen, die Wichtigkeit der Almnutzung und die Bindung zu den Tieren? Die Schafe sind für die Bauern nicht nur Fleischlieferanten. Sie werden in den Ställen geboren, manchmal sogar mit Hilfe des Bauern, aufgezogen, gepflegt und gehegt – vor allem auch von den Kindern.

Das Tierschutzgesetz sorgt dafür, dass jedes Tier genügend Futter, frisches Wasser, medizinische Unterstützung und genügend Platz haben muss. Das ist Tierschutz.

Wo bleibt da der Tierschutz?

Doch bei den Wölfen ist die Anzahl der Tiere im Alpenraum längst schon überschritten. Wo bleibt da der Tierschutz? Noch dazu kommt, dass Herdenschutz in diesen Höhenlagen mit dieser Bodenbeschaffenheit auf Grund jahrelanger Erfahrung nicht möglich ist. Die Menschen des WWF sind herzlich auf die Frohntalalm eingeladen, um sich darüber ein Bild zu machen.

Ob der Bevölkerung und dem Tourismus die Wichtigkeit des Abweidens der Almen bewusst ist, sei dahingestellt. Sicher ist, dass durch die Pflege der Almen, Weiden und Wiesen die Vielfalt der Kleinlebewesen, die Pflanzenvielfalt und die Organismen erhalten werden. Sie schützen vor Lawinen und Erosionen. Somit ist der Bauer nicht nur Nahrungsgeber, sondern auch Landschaftspfleger – ganz besonders im Lesachtal, das nach wie vor als naturbelassen gilt.

ES DARF NICHT SEIN, dass ein nicht grundlos ausgerottetes Tier wie der Wolf Existenzen ohne Konsequenzen vernichtet!

ES DARF NICHT SEIN, dass ein nicht grundlos ausgerottetes Tier menschliches Leid verursacht und in den Kinderseelen Verzweiflung, Traurigkeit und Angst hinterlässt. Der Wolf hinterlässt durch sein blutrünstiges Töten von Schafen und anderen Tieren in der Seele des Hirten und der Bauern Trauer, Fassungslosigkeit, Ohnmacht, Zorn und Perspektivenlosigkeit.

Diese Gedanken und Bilder sollten, ohne provozieren zu wollen, die Menschen dazu anregen, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Situation für Betroffene und deren Tiere ist. Der Text sollte auch anregen, über die touristischen Auswirkungen nachzudenken, wenn Almen nicht mehr abgeweidet werden, weil Tragödien wie auf der Frohntalalm dem Hirten und den Bauern nicht ständig zumutbar sind.

Jakob Oberguggenberger, Hirte und Schafbauer