Statt zu sinken haben die Kinderunfälle im Vorjahr zugenommen. Das Verkehrssystem muss mehr Rücksicht auf Kinder nehmen, betont der VCÖ. Im Ortsgebiet kann mit Verkehrsberuhigung, einem dichten Netz an Geh- und Radwegen und übersichtlichen Kreuzungen die Sicherheit der Kinder erhöht werden.
Traurige Unfallstatistik
“Unser Verkehrssystem nimmt auf Kinder viel zu wenig Rücksicht. Das spiegelt sich leider auch in der Unfallstatistik wieder”, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. Im Jahr 2017 wurden bei 181 Verkehrsunfällen 195 Kinder verletzt. Im 1. Halbjahr 2018 (für das 2. Halbjahr liegen noch keine Daten vor) ist die Zahl der Kinderunfälle um 24 Prozent gestiegen. Nach 78 Unfällen im 1. Halbjahr 2017 nahm die Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern um 19 auf 97 zu, 105 Kinder wurden dabei verletzt, informiert der VCÖ. Im Zeitraum 2013 bis inklusive 1. Halbjahr 2018 wurden bei 1.057 Verkehrsunfällen mit Kindern 1.169 Kinder verletzt und vier Kinder kamen ums Leben.
Für Österreich stehen auch Daten zur Verfügung, mit welchen Verkehrsmitteln Kinder verunglücken. Am häufigsten verunglücken Kinder als Pkw-Insassen, wie die VCÖ-Analyse zeigt. In den vergangenen fünf Jahren fuhren vier von zehn der verunglückten Kinder im Auto mit. Besonders wenn Kinder mitfahren, ist es wichtig, langsamer zu fahren sowie “Don’t phone & drive” und “Don’t drink & drive” zu beherzigen. Darüber hinaus ist auch die Politik gefordert, Familien vor Rasern und Alko-Lenkern besser zu schützen sowie mit Maßnahmen, wie niedrigere Tempolimits, das Unfallrisiko auf den Straßen zu reduzieren, betont der VCÖ.
Verstärkte Maßnahmen gefordert
Jedes vierte Kind, das in Österreich Opfer eines Verkehrsunfalls wurde, war zu Fuß unterwegs und jedes fünfte mit dem Fahrrad. Probleme bereiten im Ortsgebiet unter anderem zu hohes Tempo des Kfz-Verkehrs selbst in Wohngebieten, zu schmale Gehwege, unübersichtliche Kreuzungen und fehlende Radverbindungen. In den Regionen fehlen häufig sichere Geh- und Radverbindungen von einer Siedlung zum nächsten Ortsgebiet.
Der VCÖ fordert deshalb, verstärkte Maßnahmen, um die Sicherheit für Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind zu erhöhen. “Es braucht verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem”, betont VCÖ-Sprecher Gratzer. Der VCÖ spricht sich für mehr Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet aus, für ein durchgängiges Netz an Gehwegen und mehr Radverbindungen. Um Kreuzungen übersichtlicher zu machen und damit Autofahrer Kinder besser sehen können, soll das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen von derzeit fünf auf zehn Metern ausgeweitet werden.
Rasches Handeln erfordert
Wichtig ist zudem, dass Lkw rasch mit elektronischen Abbiegeassistenten nachgerüstet werden, damit Unfälle durch abbiegende Lkw verhindert werden. Villach und Klagenfurt haben bereits angekündigt, städtische Lkw verstärkt mit Abbiegeassistenten auszurüsten. Der VCÖ hofft, dass noch mehr Städte, Gemeinden und Unternehmen diesem Beispiel folgen. “Abbiegeassistenten helfen, schreckliche Unfälle zu verhindern und Menschenleben zu retten”, betont VCÖ-Sprecher Gratzer.
Bereits mehr als 71.000 Personen haben die von Eltern initiierte Petition für die verpflichtende Nachrüstung von Lkw mit Abbiegeassistenten unterstützt (
https://mein.aufstehn.at/petitions/verpflichtende-nachrustung-von-abbiegeassistenten-fur-lkws-jetzt-1 )