Evangelischer Glaubensbote Oberes Gailtal für Palmsonntag

Tressdorf -

Veronika Ambrosch ist Evangelische Pfarrerin im Oberen Gailtal. Ihre Predigt für  den 6. Sonntag der Passionszeit am 5.4.2020:

Das Foto der Evangelischen Kirche in Tressdorf wurde uns am 22.12. von (c) Werner Buchacher übermittelt
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn! Zum heutigen Palmsonntag darf ich, Veronika Ambrosch, euch alle sehr herzlich grüßen! Ich tue dies auch im Namen von Diakonin und Lektorin Gudrun Steiner (Christlicher Missionsverband) und meinem Mann Pfr. Reinhard Ambrosch (Hermagor – Watschig).

Pfarrerin Veronika Ambrosch möchte auch in dieser schwierigen Krise den Menschen mit ihrer Predigt Trost und Hoffnung geben

Mit heute beginnt die Karwoche 2020! Wir hören von Jesu Einzug in Jerusalem und von Begegnungen. Menschen begegnen Jesus, und er erfährt sogar Berührungen in besonderer Weise, segnend und salbend. Ohne Sicherheitsabstand.

Dass Jesus auch zu uns kommt, uns begegnet – gerade in diesen schweren Zeiten, der Corona-Krise! -, dass er uns anrührt und uns segnet, das erbitten wir, – eine jede und ein jeder heuer für sich, aber doch vereint durch den Glauben! -, an diesem Tag und in dieser Karwoche. Denn: Nun sollen unsere Herzen ganz dem Mann von Golgatha gehören. (nach Eg 93,1).

Und so feiern wir diese Hausandacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.  (Psalm 124,8)

Der Friede des Herrn sei mit dir in deinem Haus!    Amen.

Ich finde: Das Passionslied „Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha“ (Eg 93, 1-4) drückt in einzigartiger Weise aus, was das Geschehen Jesu auf Golgatha auch mit uns Menschen macht. Den Text hat Friedrich von Bodelschwingh im Jahr 1938 geschrieben, die  Melodie stammt von  Richard Lörcher 1949.

  • 1. Strophe: Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha,
    der in bittern Todesschmerzen das Geheimnis Gottes sah,
    das Geheimnis des Gerichtes über aller Menschen Schuld,
    das Geheimnis neuen Lichtes aus des Vaters ewger Huld.
  • 2. Strophe: Nun in heilgem Stilleschweigen stehen wir auf Golgatha.
    Tief und tiefer wir uns neigen vor dem Wunder, das geschah,
    als der Freie ward zum Knechte und der Größte ganz gering,
    als für Sünder der Gerechte in des Todes Rachen ging.
  • 3. Strophe: Doch ob tausend Todesnächte liegen über Golgatha,
    ob der Hölle Lügenmächte triumphieren fern und nah,
    dennoch dringt als Überwinder Christus durch des Sterbens Tor;
    und die sonst des Todes Kinder, führt zum Leben er empor.
  • 4. Strophe: Schweigen müssn nun die Feinde vor dem Sieg von Golgatha,
    die begnadigte Gemeinde sagt zu Christi Wegen: Ja!
    Ja, wir danken deinen Schmerzen; ja, wir preisen deine Treu,
    ja wir dienen dir von Herzen. Ja, du machst einst alles neu

Wir beten mit den Worten von unserem Wochenpsalm 69 (EG 732):

  • Herr Jesus Christus, wir bitten dich in dieser Karwoche für alle Verstorbenen. Heute denken wir besonders an Frau Liselotte Schluder. Nimm sie auf in dein ewiges Reich und tröste die Angehörigen mit der Hoffnung auf die Auferstehung.
  • Herr Jesus Christus, wir bitten dich in dieser Karwoche für die Politiker und die Menschen, die Verantwortung für unser Land tragen: Bewahre sie und führe sie in den täglichen Entscheidungen.
  • Herr Jesus Christus, wir bitten dich in dieser Karwoche für uns selbst: Hilf uns, jeden Tag auf dich zu hören und alles vor dich zu bringen, was uns bewegt.

Gemeinsam beten wir Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, …

Sendung und Segen

Du bist gesegnet. Steh auf!

Du bist geliebt.Öffne die Hände!

 Du bist gefragt.Gib Zeugnis! 

Du wirst gebraucht.Nimm dir ein Herz! 

Du wirst erwartet. Geh mit dem Segen Gottes, denn ich bin bei dir!

erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters.“

Predigt-Gedanken über durchkreuzte Pläne und Phil 2, 6-11

 Liebe Schwestern und Brüder im Herrn! Eigentlich …Ja, eigentlich hätten wir heute in unseren Pfarrgemeinden unsere grünen Konfirmationen und Jubelkonfirmationen feiern wollen. Eigentlich wären unsere Schülerinnen und Lehrer nun alle in eine unbeschwerte Osterferienwoche gestartet. Eigentlich hätte gestern in Seeboden für die 10- bis 14-Jährigen die coole Jungscharfreizeit begonnen. Eigentlich! Doch manchmal werden Pläne eben durchkreuzt. Wir erleben es in diesen Wochen überall, zumindest geht es mir persönlich so. „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.“ (Sprüche 16,9).

Durchkreuzte Pläne. Auch Jesus ging das so: Das Leben von Gottes ein(zig)geborenen Sohn wurde so einige Male und schließlich am Ende ganz durchkreuzt: „Als der Freie ward zum Knechte und der Größte ganz gering, als für Sünder der Gerechte in des Todes Rachen ging.“ (nach Eg 93, 2).

Jesus war „Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein“ (nach Phil 2, 6). Diese Worte stammen von dem Apostel Paulus, der in diesem Brief zunächst seine geliebte Gemeinde in Philippi ermahnt, so wie wir es von ihm kennen. Dann aber auf einmal, eben in dem Abschnitt unserer Schriftlesung für den heutigen Palmsonntag, beginnt er ganz ungewohnt zu erzählen, wenn er vom Leben in der Gemeinschaft mit Christus schreibt. Er erzählt anschaulich und klar verständlich für alle von göttlichem Ansehen, von menschlicher Knechtschaft und von dem Tod. Dann von der Erhöhung ins Leben, vom freien Bekenntnis und von der Ehre Gottes. Und dass es Jesus als Gottes Sohn hätte in seinem Leben so herrlich haben können, er aber alles, sogar sein Leben, für uns gegeben habe, damit letztlich der Plan Gottes mit uns Menschen aufgehen kann. Und wir merken: Diese ganze Erzählung von Jesus, der unsere Knechtschaft erst aufdeckt, sie dann aufbricht und so die Welt frei macht, spricht heute mitten in unser Hier und Jetzt. Ja, es kommt mir beinahe so vor, als seien diese Worte direkt für uns Menschen mit all unseren vielen durchkreuzten Plänen in diesem Frühling 2020 geschrieben worden. Weil Jesus das alles für uns gemacht hat, weil er sein Kreuz für uns getragen hat, müssen und werden wir nicht verzagen und verzweifeln. DennMitten in unser derzeitiges Leben gelten immer noch oder gerade heuer ganz besonders die Worte Jesu „Mein Leib für euch gegeben“ am Gründonnerstag! Jetzt und uns! Mitten in unsere krisengebeutelte Zeit ist der Schrei Jesu am Kreuz „Es ist vollbracht!“ am Karfreitag ein Schrei für uns! Ja, und mitten in unser Leid und Leiden gilt der Jubelruf der Frauen am Grab am frühen Ostersonntag „Jesus lebt, das Grab ist leer!“ uns Menschen! Ostern bleibt Ostern! Das ist die frohe Botschaft für uns, schon am Palmsonntag. Und so wünsche ich euch heute von ganzem Herzen, dass ihr in der vor uns liegenden Karwoche besonders diese drei Sätze hört und bekennen könnt, dass Jesus Christus der Herr ist zur Ehre Gottes, des Vaters. Amen.

In dem modernen christlichen Lied von Daniel Burgess, 1978, in der deutschen Übersetzung von Birgit Dörnen „Ich bin bei dir“ erfahren wir Trost und Halt im Leben.   

1.Strophe: Ich bin bei dir, wenn die Sorge dich niederdrückt, wenn dein Leben dir sinnlos scheint, dann bin ich da. Ich bin bei dir, auch wenn du es nicht glauben kannst, auch wenn du es nicht fühlen kannst, ich bin dir nah.

Kehrvers: Und ich hab alles in der Hand, kenn dein Leben sehr genau, ich weiß um alles, was du brauchst, Tag für Tag. Hab keine Angst, ich liebe dich. Du kannst meinem Wort vertraun, und du wirst sehn, wie ich dich führe Schritt für Schritt.

2.Strophe: Hab keine Angst, wenn du nachts nicht mehr schlafen kannst, wenn du grübelst, was morgen wird, du hast doch mich. Hab keine Angst, auch wenn andre nicht zu dir stehn, wenn du meinst, dass du wertlos bist, ich liebe dich.

 Kehrvers 

3.Strophe: O welch ein Tag, wenn wir uns gegenüberstehn, und du siehst, dass dein Lebensweg ein Weg war zu mir.

Dann wirst du staunen und verstehn, alles hatte seinen Sinn, und du wirst sehen, ich hatte alles in der Hand! (2x)

 Freud & Leid

Am 31. März wurde Frau Liselotte Schluder im 93.Lebensjahr von Gott zu sich gerufen. Die Aussegnung fand im engsten Familienkreis statt.

Fürbitten

  • Herr Jesus Christus, wir bitten dich in dieser Karwoche für alle, die Angst haben: Dass sie Hilfe und Menschen finden, auf die sie sich verlassen können.
  • Herr Jesus Christus, wir bitten dich in dieser Karwoche für alle, die in der Corona-Krise beruflich stark gefordert sind: Lass sie deine Kraft erleben und bewahre sie.
  • Herr Jesus Christus, wir bitten dich in dieser Karwoche für alle, die erkrankt sind: Lass sie Heilung und liebevolle menschliche Begleitung erleben.

Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.

Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen.

Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinen Gott.

Ich aber bete, HERR, zu dir zur Zeit der Gnade; Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.

Erhöre mich, HERR, denn deine Güte ist tröstlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit

und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knecht, denn mir ist angst; erhöre mich eilends.

Nahe dich meiner Seele und erlöse sie.

Gott, deine Hilfe schützt mich!

 Ehr´ sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Gebet:

Jesus Christus, Herr zur Ehre Gottes, des Vaters!

Auf einem Esel ziehst du – auch heute! – bei uns ein.

Umjubelt und verspottet,

gefeiert und verstoßen gehst du tapfer den Weg des Lebens.

Hilf uns, diesen deinen Weg zu verstehen,

deinen Frieden zu spüren und

deine Herrlichkeit zu schauen, jetzt und in Ewigkeit.

Amen.