„Was derzeit auf dem IT-Arbeitsmarkt los ist, ist wirklich irre. Es trifft eine gigantische Nachfrage auf ein äußerst beschränktes Angebot“. Die Folge seien teilweise aberwitzige Gehaltsforderungen, die aus seiner Sicht in den kommenden Monaten die Inflation weiter anheizen werden. „Wir sehen da eine steile Lohnspirale nach oben“, erklärt Tomas Jiskra, Geschäftsführer eines Personaldienstleisters.
Hohe Einstiegsgehälter für Security-Experten
Die Einstiegsgehälter für IT-Sicherheitsexperten liegen inzwischen bei etwa 4.000 Euro brutto im Monat. Erfahrene Fachkräfte können je nach Unternehmen und Branche zwischen 100.000 und 120.000 Euro brutto Jahresgehalt erzielen. Vor dem Beginn der Covid-19-Pandemie lagen die Gehälter für Seniorstellen im IT-Security-Bereich noch bei etwa 80.000 Euro. Ein noch höheres Einkommen erzielen laut des IT-Dienstleisters brunel.at Freiberufler, die Tagessätze von bis zu 1.000 Euro brutto abrechnen können.
„Es ist fast schon absurd, aber wir haben unlängst mit einem Security-Experten für den öffentlichen Bereich über eine Jahresgage von 400.000 Euro gesprochen“, berichtet Jiskra. Obwohl es sich dabei natürlich um eine Ausnahme handelt, zeigt der Fall deutlich, wie sich die Gehälter für IT-Security-Spezialisten in den letzten Monaten entwickelt haben.
„Wenn das Angebot knapp ist, wird es eben teuer. Wir wissen nicht mehr, wo wir die Spezialisten überhaupt herkriegen sollen“, kommentiert Alfred Harl, Obmann des Fachverbandes Unternehmensberatung/IT (UBIT) die Situation auf dem Arbeitsmarkt.
Österreich fehlen 24.000 IT-Fachkräfte
Wie stark die lokale Wirtschaft unter dem Fachkräftemangel leidet, zeigt der Österreichische Infrastrukturreport 2021 der Initiative Future Business Austria. Laut der Umfrage unter Managern und IT-Verantwortlichen sind mehr als die Hälfte (60 %) der Unternehmen der Ansicht, dass es in Österreich nicht genügend Fachkräfte im Telekommunikations- (TK) und Informationstechnologiebereich (IT) gibt. Ein Großteil (91 %) der Teilnehmer fordert daher, dass die Regierung dringend Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels im IT-Bereich einleiten muss.
„Dies unterstreicht einmal mehr, dass Österreich seine Bemühungen intensivieren muss, um den Betrieben die IT-Fachkräfte zu sichern, die wir gerade jetzt für Wachstum und Wertschöpfung in Österreich brauchen“, erklärt Harl.
Insgesamt fehlen in Österreich laut Daten des Industrie Wissenschaftliches Instituts (IWI) rund 24.000 Fachkräfte. Dies verursacht einen Wertschöpfungsverlust von fast 4 Milliarden Euro pro Jahr am Wirtschaftsstandort Österreich. Konkret bedeutet dies unter anderem, dass nur knapp drei Viertel (77 %) der Unternehmen ihre offenen IT-Stellen überhaupt besitzen können. „
„Unsere Unternehmen leiden unter dem IT-Fachkräftemangel enorm und Österreich gehört zu den negativen Spitzenreitern im EU-Vergleich. Dabei fehlen die meisten Fachkräfte in den Bereichen, die Österreichs Wirtschaft jetzt am dringendsten benötigen: Software-Engineering & Web Development und IT-Security“, so Martin Zandonella, Obmann-Stellvertreter des Fachverbands UBIT.
Höhere Investitionen in die Ausbildung
Um in Zukunft mehr IT-Sicherheitsexperten und andere Fachkräfte einstellen zu können, fordern die Umfrageteilnehmer (40 %), dass schon in den Schulen bessere IT-Kenntnisse vermittelt werden müssen. Es sollte laut ihnen niemand mehr eine Schule verlassen können, ohne nicht mindestens elementare Grundkenntnisse in einer Programmiersprache erlernt zu haben. Außerdem fordern die Manager eine bessere Förderung der IT-Fachkräfteausbildung (91 %) und mehr Forschungs- und Entwicklungsförderungen für die Digitalisierung von Unternehmen (93 %).
Überdies soll eine Erhöhung des Frauenanteils im IT-Bereich den Fachkräftemangel mildern. In einigen Teilbereichen ist der Frauenanteil noch immer verschwindend gering, vor allem in der IT-Sicherheit (1 %). „Von einem vermehrten Einstieg von Frauen kann die österreichische Wirtschaft in jeglicher Hinsicht profitieren. Gut ausgebildete Mint-Fachkräfte sind ein relevanter Faktor für den Wirtschaftsstandort Österreich“, erklärt der Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP).