Man kann Köfer nicht ändern, aber Köfer etwas im Land

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Gailtal / Kärnten -
Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer im großen Interview.

Das unglaubliche Skandal-Video rund um HC Strache entzaubert die FPÖ endgültig, warum?

Gerhard Köfer: „Diese Partei hat längst ein extremes Glaubwürdigkeitsproblem und ist für viele Bürger nicht mehr wählbar. Zudem geht den Leuten die Opferrolle, in die sich die FPÖ ständig begibt, auf die Nerven. Wenn sich jemand leidenschaftlich mit Korruption, illegaler Parteienfinanzierung und dem Verbreiten von schmutzigen Gerüchten beschäftigt, ist man ein Täter und kein Opfer. In diesem Rundumschlag von Strache, der im Video zu sehen ist, wurden alle Parlamentsparteien unter Generalverdacht gestellt und sollten sich umgehend erklären. Nur die offiziellen Parteikonten prüfen zu wollen, erscheint mir als eine Verhöhnung der Bevölkerung. Mögliche nicht offizielle Konten der Parteien oder von nahestehenden Vereinen bzw. Organisationen stehen im Visier des Interesses.“

Die SPÖ plakatierte im EU-Wahlkampf groß „Mensch statt Konzerne“. Was sagen Sie dazu?

„Noch verlogener geht es nimmer. Der EU-Spitzenkandidat Schieder skandiert gegen Konzerne und vergisst dabei gerne, dass seine eigene Lebensgefährtin von einem Regierungsmandat in Wien zu einem internationalen Konzern gewechselt ist. Ebenso die SPÖ-Granden Gusenbauer, Kern, Klima oder Ederer: Der Weg dieser Genossen führte zumeist direkt von der Regierungsbank in den Aufsichtsrat oder in eine sonstige hochdotierte Funktion eines so verteufelten kapitalistischen Konzerns. Es ist halt leichter, wenn man wie Schieder – als Sohn eines ehemaligen SPÖ-Spitzenfunktionärs – eine sichere Bleibe in der EU sucht und dabei vergisst, wer Arbeitsplätze schafft, Steuern zahlt und damit für den Wohlstand in Österreich mitverantwortlich ist. Der SPÖ in ihr Stammbuch geschrieben: Sozial ist nicht derjenige der verteilt, sondern derjenige, der dafür sorgt, dass es überhaupt etwas zu verteilen gibt.“

Sie bezeichnen die kürzlich in Kärnten beschlossene Gehaltsfortzahlung für Spitzenpolitiker als „Super-Sonderprivileg“, warum?

„Wenn ein einfacher Bürger ein Unternehmen gründet, geht er ein erhebliches privates sowie finanzielles Risiko ein und macht das ohne jegliches Sicherheitsnetz. Sollte dieser aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund einer betrieblichen Fehleinschätzung sein Unternehmen schließen müssen, fällt dieser in ein soziales, wirtschaftliches und gesellschaftliches Loch und bekommt keinerlei Gehaltsfortzahlungen für mehrere Monate. Er muss dann möglicherweise über Jahre mit dem Existenzminimum auskommen. Wir setzen uns gegen die aktuell offensiv zur Schau gestellte Vollkasko- und Selbstversorgungsmentalität von Politikern zur Wehr. Wer aus seinem Amt gewählt wurde, soll sich am nächsten Tag in der freien Wirtschaft beweisen.“

Sie lehnen als Einziger auch die Wiedereinführung der Pragmatisierung im Landesdienst ab, warum?

„Wer braucht in der öffentlichen Verwaltung noch eine lebenslange Jobgarantie durch eine Pragmatisierung. Diese waren nicht selten sehr praktisch, um brave Parteigänger mit einem unkündbaren Job zu versorgen. Dieses Relikt stammt noch aus der Zeit von Maria Theresia. Warum will man jetzt plötzlich wieder eine Zweiklassen-Gesellschaft in der Arbeitswelt einführen? Jeder Arbeitnehmer, egal ob öffentlicher Dienst oder Privatwirtschaft, sollte die gleichen Rechte haben.“

Wie verläuft die Arbeit innerhalb der Kärntner SPÖ/ÖVP-Koalition?

„Sehr bald wird sich diese gespielte und inszenierte Wohlfühl-Atmosphäre in Luft auflösen. Bis dahin macht die SPÖ mit den Regierungspartnern was sie will und diese nehmen alles devot zur Kenntnis, um ja keinen Regierungssitz zu gefährden. Mit Sebastian Schuschnig feierte die „Buberlpartie“ ihre Renaissance, diesmal in schwarz-türkis. Die gesamte Politik des Landes wird mittlerweile nur mehr von ehemaligen Parteisekretären und Mitarbeitern aus parteinahen Strukturen gemacht. Daher braucht es keinen zu wundern, dass die Landesschulden täglich um mehr als einhunderttausend Euro ansteigen.“