Der 58-jährige Wahl-Kärntner Mario Fischer verbringt jeden Tag auf der E.T. Comptonhütte am Fuße des Reißkofels – und das schon seit fast fünf Jahren. Aufgrund des Lockdowns ist er im Moment die meiste Zeit allein.
Er hat die Hütte beim Alpenverein gepachtet und hält sie in Schuss. Das ist wichtig, damit sie sofort wieder öffnen kann, wenn es wieder erlaubt ist. „Wir hoffen ja, das wir zu Ostern wieder aufsperren dürfen“, wagt er eine vorsichtige Prognose.
Zwölf Stunden Arbeit, zwei Stunden Schlaf
Mario kümmert sich 365 Tage im Jahr von 0 bis 24 Uhr um seine Hütte. Egal ob gerade ein Feiertag ist oder welche Jahreszeit gerade herrscht. „Ich bin Hüttenwirt mit Leib und Seele“, lacht er. Dazu braucht man laut ihm auch „nur“ Organisationstalent, handwerkliches Wissen und logistisches Denken.
Aktiv arbeitet er am Tag zehn bis zwölf Stunden. Bei Schneefall meistens mehr. „Wenn der Schnee kommt, dann kann ich ca. zwei Stunden am Tag schlafen. Wenn ich ihn nicht regelmäßig wegräume dann ersticke ich ja in meiner Hütte“, erklärt er.
Hüttenwirt: Albtraum oder Lebenstraum?
Doch was macht der gebürtige Niederösterreicher den ganzen Tag? „Ich habe meine geregelten Abläufe. Der Tag beginnt mit einem Kaffee während ich auf Facebook mein „Tagebuch“ poste“.
Danach holt er das Holz rein, räumt er die Hütte zusammen, kocht, befreit die Dächer von der Schneelast und räumt die Wege zu seinen Versorgungsstellen frei. In seiner „Freizeit“ beschäftigt er sich mit der Brandmalerei und er erstellt einen Info-Folder für die Hütte.
Außerdem hat er sich das Ziel gesetzt ein Buch mit dem Titel: „Hüttenwirt- Albtraum oder Lebenstraum?“ zu schreiben. Die restliche Zeit ist dann für Telefonate mit seinen Freunden oder mit seiner Familie reserviert.
Gäste halten ihn (im Normalfall) auf Trab
Nicht so viel Freizeit hat er, wenn gerade nicht Corona ist und wenn Gäste die Hütte besuchen. Dann kümmert sich der 58-jährige Wirt nämlich hauptsächlich alleine um sie. Er wäscht, putzt und kocht.
Wenn es mal voller wird, helfen ihm seine beiden Töchter und seine Freunde. Die regionalen Produkte für seine Schmankerln muss er aus dem Tal holen. Das geht ab einem gewissen Punkt nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß, denn es herrscht ein striktes Fahrverbot rund um die Hütte.
Ein Star auf vier Pfoten
Rasputin, den Hund von Mario, freut das. Er darf ohne Leine durch den Wald ziehen. Die Jäger kennen den Australian Shepherd schon und auch die Tiere lieben ihn. „Er ist auf Facebook schon ein kleiner Star. Alle lieben ihn. Einmal hat sich ein Rehkitz mit ihm angefreundet, das ist uns dann jeden Tag besuchen gekommen„, schwärmt der Hüttenwirt, der die „Natur pur“ genießt.
Der Vierbeiner ist einstweilen sein einziger Gefährte auf der Hütte. „Manchmal wäre es aber auch toll einen menschlichen Partner hier oben zu haben. Ich möchte mich aber an dieser Stelle noch beim Alpenverein bedanken, ohne den dies alles nicht so möglich wäre“, betont der Hüttenwirt.
Duschwasser aus Schnee?
Hier ist die Welt noch in Ordnung: Die Hütte ist eine der letzten Gebäude die noch aus ihrer Originalbausubstanz bestehen. Sie steht seit über 90 Jahren am selben Fleck. Fließendes Wasser oder unbegrenzter Strom sind hier fehl am Platz. „Für das Nutzwasser, also zum Beispiel für das Duschwasser, koche ich einfach Schnee ab. Das Trinkwasser hab ich mir im Sommer bei einer Quelle in Kanister gefüllt und zehre nun davon“, erklärt Mario.
Der Strom kommt von einer Fotovoltaik-Anlage und für den Notfall gibt es ein Notstromaggregat. „Ich will den Menschen zeigen, dass man auch heute noch mit der Natur gut leben kann und ich wünsche mir, dass die Leute verstehen, dass wir auf unsere Natur ein bisschen aufpassen müssen“, lacht der Hüttenwirt zum Abschluss.