Herr Rauter, was sind Ihre zentralen Aufgaben als Pflegedirektor?
Bernhard Rauter: Mein Zuständigkeitsbereich umfasst die Sicherstellung der Pflegequalität, die Ausbildung von den, der Direktion zugeordneten 21 Berufsgruppen, aber auch die Einhaltung der Budgetziele, sowie die Förderung von Innovationen bis hin zur Personalentwicklung.
Welche Herausforderungen brachte der Wechsel vom LKH Laas ins Klinikum Klagenfurt?
Die Größe einerseits, aber vor allem die Vielfalt der Herausforderungen. So gehören Bereiche wie die Aufbereitung von Medizinprodukten genauso zu meinem Aufgabenbereich, wie insgesamt zehn Intensivstationen, 21 OP Säle oder der Patiententransport mit 65 Mitarbeitern.
Wie haben Sie die Anfangsphase als neuer Pflegedirektor empfunden?
Sehr hart, da ich lernen musste, nicht alles selbst durchführen zu können, sondern mich auf meine Führungskräfte verlassen zu müssen. Auch musste ich mit Bereichen arbeiten, wie z.B. mit der Psychiatrie, in der ich keine praktische Berufserfahrung hatte.
Was waren zu Beginn der Corona-Pandemie die größten Herausforderungen für Sie und Ihr Team?
Strukturen aufzubauen, die für die Versorgung von infektiösen Patienten notwendig sind. Gemeinsam mit meinen beiden Kollegen, dem Medizinischen und dem Kaufmännischen Direktor, wurden ganze Häuser dafür vorbereitet. Alleine in meiner Direktion mussten über 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu neuen Teams geformt werden. Ich bin noch heute begeistert, wie flexibel und bereitwillig dies vom Personal mitgetragen wurde.
Unter welchen Bedingungen arbeiten Sie und Ihre Mitarbeiter derzeit?
Einerseits müssen wir unseren Kernaufgaben nachkommen; die Kärntnerinnen und Kärntner erwarten sich eine stabile und qualitative medizinische Versorgung. Anderseits ist die Versorgung von Infektionskrankheiten sehr Personal- und zeitintensiv. Dies liegt darin, dass unsere Covid- Patienten sehr krank sind und wir nicht nur sie, sondern auch andere Patienten und unsere Mitarbeiter schützen müssen.
Wo sehen Sie Handlungsbedarf für das Klinikum? Anders gesagt: was würde Ihnen und Ihren Mitarbeitern die Arbeit erleichtern?
Wir versuchen derzeit auf mehreren Wegen unsere äußerst geforderten Behandlungsteams zu unterstützen. Dazu zählen zusätzliche Personalressourcen, die psychologische Unterstützung durch die Arbeitspsychologie, die Aufarbeitung der Belastungspeaks mittels Debriefing, sowie die Sicherstellung von Urlauben und Freizeit.
Was macht Sie stolz, was haben Sie als Pflegedirektor bewegt, was erreicht?
Es sind viele große und kleine Dinge, die mir immer wieder Freude bereiten. Dazu gehört, wenn sich eine junge Stationsleitung bewährt oder es uns gelingt auf den Intensivstationen die geringste Personalfluktuation in Österreich zu erreichen. Aber auch, wenn sich eine alleinerziehende Mitarbeiterin bedankt, dass wir ihre Arbeitszeiten auf ihre Bedürfnisse als Mutter einstellen konnten.
Geben Sie uns einen kleinen Einblick in Ihr Privatleben?
Ich bin geschieden und lebe in einer „Patchwork“-Familie mit vier erwachsenen Söhnen im Alter zwischen 25 und 29 Jahren. Drei studieren, ein Sohn ist ebenfalls Diplompfleger im Klinikum Klagenfurt. Meine Lebensgefährtin Sylvia Ramusch ist Ergotherapeutin in der Gailtal-Klinik. Seit einigen Jahren hat mich die Leidenschaft zur Jagd erfasst; ich bin Mitglied der Jagdgemeinschaft Egg. Außerdem begeistere ich mich für Abenteuerreisen. So war ich schon mehrmals in Äthiopien, Südamerika, einmal in Australien, Kirgistan, Israel, usw. Wir sind dabei sehr spontan, buchen nur den Flug, alles andere organisieren wir vor Ort.