Arbeiten auf 2.374 Metern

. -

Einen wohl spektakulären Arbeitsplatz genau auf der Landesgrenze zwischen Bayern und Tirol hat eine Gailtalerin. Marisa Sattlegger (53) ist nämlich Wirtin auf der höchstgelegenen Schutzhütte Deutschlands (2.374 Meter), unterstützt in den letzten Jahren von Partner Rudi (61), ebenfalls ein Gailtaler.

Die Meilerhütte auf 2.374 Metern

Bereits 1974 haben die Eltern Heinz und Sieglinde die Meilerhütte im Wettersteingebirge gepachtet und haben die Töchter Marisa und Petra schon als Kind Hüttenluft geschnuppert und ist seit 30 Jahren Wirtin. Sattlegger: „Ich lebe hier in einer ganz eigenen Welt zwischen Kaiserschmarren und Gewitterfront und es fasziniert nach so vielen Jahren immer wieder und ich entscheide Jahr für Jahr, ob ich nächstes Jahr noch weitermachen möchte und auch kann“.

Hüttenwirtin Marisa mit Partner Rudi

Kein Schicki-Micki-Komfort

Hier kennt die Pächterin alles in und auswendig und ist es normal, dass es nur eine Trockentoilette gibt. Wasser gibt es nur aus einer Zisterne und Duschen geht nur mit einem Eimer, wenn es nicht regnet, dann gar nicht. „Gäste müssen das nehmen was da ist. Weniger ist hier mehr, erfährt jeder, der hier zu Fuß hochkommt. Trotzdem schätzen die Besucher diese Hütte, als eines der wenigen noch ursprünglichen Schutzhäuser ohne Schicki-Micki-Komfort. Nur einmal die Woche kommt Versorgung aus dem Tal und ist die Materialseilbahn die einzige Verbindung in die Zivilisation. Stundenlang dauert der Aufstieg zur Schutzhütte des deutschen Alpenvereines mit 80 Übernachtungsplätze. Mittlerweile gibt es zwar Strom über eine Photovoltaikanlage, so wirklich bekommt die Hüttenwirtin aber nicht mit, was im Rest der Welt los ist. „Ich habe keine Tageszeitung. Es läuft zwar im Hintergrund das Radio aber wirklich mitbekommen tut man nichts“, so die Untergailtalerin.

Sehr berühmt ist der Kaiserschmarrn

Jeden Sommer hat die Hüttenwirtin auch Unterstützung von jungen Helfern. Sie helfen beim Bedienen oder Betten machen, aber meist nur für 1-2 Monate. Marisa ist eine Ausnahme, vier Monate und sieben Tage in der Küche. Neben ihren Knödel-Spezialitäten zählt der Kaiserschmarrn zu den kulinarischen Höhepunkten.

Jeder Tag ein Erlebnis, man lernt aber auch das Fürchten

Sattlegger: „Meine schönsten Erlebnisse sind, dass ich jeden Tag an so einem besonderen Ort arbeiten und leben darf, hoch über der Waldgrenze, mit weitem Blick ins Werdenfelser und Tiroler Land. Gemütliche, unterhaltsame Abende mit Freunden, wenn es Zeit und Wetter zulassen kleine Klettertouren. Jeder Tag ist ein Erlebnis für mich, man weiß nie, was auf einen zukommt. Ich muss mit den Möglichkeiten, die ich habe, zurechtkommen. Nicht besonders schön sind die Gewitter. Da lernt man das Fürchten und erkennt, dass man gegen die Natur nicht ankommt. Wenn das Gewitter vorbei ist, dankt man dem Herrgott, dass alles gut ausgegangen ist“.

Sonnenuntergang – aufgenommen aus dem Küchenfenster der Meilerhütte

Als die Zeit stehen geblieben ist

Ein Pflichttermin für Marisa & Rudi ist jeden Tag der Sonnenuntergang. Direkt aus ihrem Küchenfenster sehen sie, wie sich die Sonne senkt und – klar – da bleibt dann alles liegen und stehen. „Es ist so, als ob die Zeit stillsteht. Statt mittendrin ist man obendrüber und genießt den Augenblick eben hier und jetzt.“ Erst wenn es im Oktober wieder ins Tal geht, hole sie die Hektik, Nachrichten und der Lärm wieder ein. „Wenn es dann wieder Frühjahr wird, ist für mich wieder höchste Zeit den ganzen Trubel hinter mir zu lassen und ich freue mich wieder auf die Arbeit hoch über den Wolken“, so Sattlegger.

Im Winter selbstständig

Marisa besuchte die 3-jährige HBLA in Villach und wohnt in Semering bei St. Georgen im Gailtal. Im Winter ist Sie selbstständig im Direktbetrieb. Die noch „ledige“ Wirtin beantwortet die Frage, wann geheiratet wird, mit einem Lächeln: „Bislang war nie Zeit im Sommer, aber vielleicht bekomme ich ja demnächst einen Heiratsantrag von meinem Rudi“. Die Meilerhütte ist noch bis Anfang Oktober geöffnet, weitere Informationen gibt es unter: www.meilerhuette.de