Das Bewusstsein für den Tourismus ist hier sehr stark

Kirchbach / Tirol -

Rudolf (Rudi) Dollinger jun. stammt aus Kirchbach im Gailtal und ist als Geschäftsführer verantwortlich für die gesamte Gastronomie der Bergbahnen Obergurgl. Im Winter ist er „Herr“ über vierzig Mitarbeiter und trägt große Verantwortung. Besuche in seiner ehemaligen Heimat gibt es oft und mit der Familie ist er nach wie vor stark verbunden.

Eine bemerkenswerte Karriere eines Kärntners in Tirol

Dollinger (40) stammt aus einer „Unternehmerdynastie“, machte nach der Hauptschule eine Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter, anschließend Matura in Wirtschaft und Multimedia. Er trat in den Familienbetrieb „Haus Schuster“ sowie „Treßdorfer Alm“ am Nassfeld ein und betrieb bis 2015 drei Appartementhäuser sowie die Treßdorfer Alm. Seit 2015 ist er Geschäftsführer der Berggastronomie der Liftgesellschaft Obergurgl. Zur Familie im Gailtal gehören Vater Rudolf (Rudi) sen. und Mutter Johanna (Hanni), daneben gibt es noch Bruder Johannes (44) er wohnt in Wien, und Schwester Christiane, sie lebt in Mauthen. Er ist für die Abwicklung der gesamten Gastronomie beider Hüttenlokale der Liftgesellschaft Obergurgl verantlwortlich. Im Winter betreibt er die „Hohe Mut Alm” mit rund 30 Mitarbeitern und die Festkogl Alm mit ca. 13 Mitarbeitern. Im Sommer wird nur die „Hohe Mut Alm” bewirtschaftet mit rund zwölf Mitarbeitern. Das Skigebiet Obergurgl ist ungefähr gleich groß wie das Nassfeld, geht allerdings von 1.800 bis hinauf auf über 3.000 Meter. Dollinger ist verheiratet mit Barbara, sie stammt aus Huben/Längenfeld und arbeitet im Kongresszentrum „Gurgl Carat“ mit Schwerpunkt Organisation von Incentives und Kongressen. Große Freude bereiten die Kinder Jakob (10) und Felix (8).

Gailtal Journal: Herr Dollinger, Sie arbeiten im Tourismusbereich – gibt es Unterschiede zu Kärnten?

Rudi Dollinger: In Tirol liegt der Tourismus nicht in politischer Hand und durch den Auftritt als „Talverband“ hat das Ötztal mit den Hauptmarken Sölden und Gurgl natürlich ein großes Budget, welches für Werbung und Infrastrukturmaßnahmen genutzt werden kann. Die Weltcuprennen sind über die Grenzen hinaus bekannt und das Bewusstsein der Bevölkerung, dass alle vom Tourismus leben, ist wirklich sehr stark ausgeprägt.

Ihre Frau stammt aus dieser Gegend und was waren Ihre beruflichen Herausforderungen?

Wir sind seit 2009 ein Paar und seit 2013 verheiratet, seit 2015 leben und arbeiten wir im Ötztal und betreiben nebenbei noch ein Appartement in Huben und das Haus „Schuster“ in Kirchbach. Eine große Herausforderung ist natürlich, wie in anderen Branchen auch, die Mitarbeitersituation und wir können Gott sei Dank auf ein gutes Team von Stammpersonal bauen. Als „Quereinsteiger“ ohne gastronomische Ausbildung habe ich nebenbei die Konzessionsprüfung und Buchhaltungskurse gemacht. Das Allermeiste ist sicherlich „learning by doing“ und ich habe auch sicher von der Erfahrung meiner Eltern sowie Onkel Hannes profitiert.

„Hohe Mut Alm“ in Obergurgl

Sie arbeiten auf 2.670 Meter Höhe und die Wintersaison ist bereits gestartet?

Durch die Höhenlagen haben wir einen großen Vorteil zu anderen Skigebieten. Die künstliche Beschneiung kann Mitte Oktober beginnen und so geht das Skigebiet jährlich Mitte November bereits in Betrieb. Im Sommer ist die Höhenlage ein „Magnet“ zwecks der Hitze, es kann allerdings auch jeden Monat schneien.

Wie oft kommen Sie noch in Ihre „alte“ Heimat?

Wir versuchen so oft als möglich nach Kirchbach zu fahren, auch öfters über das Wochenende. Es gibt auf alle Fälle noch viele Freundschaften, die aber auch leider oft zu kurz kommen. Es kommen aber immer wieder Freunde aus dem Gailtal zu uns und versorgen uns mit Gailtaler Speck oder Gailtaler Almkäse.

Rudi und Barbara mit ihren Kindern Jakob und Felix

Planen Sie irgendwann wieder eine „Rückkehr“?

Sag niemals nie und wir sind derzeit zufrieden und glücklich im Ötztal, sowohl familiär als auch beruflich. Ich bin seit 2021 bei der Musikkapelle Huben (Instrument Posaune), spiele die Steirische Harmonika und war seinerzeit auch bei beiden Chören in Kirchbach tätig, die Musik liegt mir im Herzen. Meine beiden Kinder sind auch sehr musikalisch und meine Frau Barbara singt bei einem Chor in Sölden. Wir planen zurzeit unser Haus „Schuster“ in Kirchbach zu renovieren und Wohnungen zu vermieten, nähere Infos dazu erfolgen zeitgemäß.