Dellach/Gail - Wien -
Universitätsprofessor DI Dr. Karl Stampfer (52) stammt aus Dellach im Oberen Gailtal und arbeitet an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Er ist Departmentleiter für Wald- und Bodenwissenschaften sowie Leiter des Instituts für Forsttechnik. Stampfer ist verheiratet und hat zwei Söhne, sein Vater Ing. Karl Stampfer war ehemaliger Förster bei der BH Hermagor.
Gailtal Journal: Sie sind sozusagen in die „Fußstapfen“ Ihres Vaters Karl Stampfer sen. getreten?
Karl Stampfer: Ja, das kann man so sagen, Forstwirtschaft ist bei mir „genetisch“. Ich wurde allerdings von meinem Elternhaus nie dazu gedrängt. Dieses Prinzip möchte ich auch an meine Kinder weitergeben. Mein Sohn Mathias besucht die HTL für Landwirtschaft in Ursprung (Salzburg). Eigentlich bin ich nach Wien gegangen, um Betriebswirtschaft oder Medizin zu studieren. Letztlich habe ich mich für Forstwirtschaft entschieden, was eine gute Entscheidung war. Jetzt beschäftige ich mich mit Technik, Ergonomie, Umwelt und Betriebswirtschaft.
Sie halten in ganz Österreich Vorträge zum Thema Forsttechnik?
Es ist mir ein großes Anliegen wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Deshalb halte ich sehr viele Vorträge und schreibe populärwissenschaftliche Publikationen, beispielsweise in der österreichischen Forstzeitung. Meine zwei großen Steckenpferde sind: Innovative Holzerntetechnologien im Steilgelände und Arbeitssicherheit. Gerade in Bezug auf die Arbeitssicherheit gibt es im ländlichen Raum noch großen Aufholbedarf. Leider passieren zu viele Unfälle, meist verursacht durch menschliches Fehlverhalten.
Österreich hat sehr viel Holz, sind wir ein „reiches“ Land?
Wir sind ein sehr reiches Land und sollten das auch schätzen, Holz ist so vielfältig. Viele Menschen denken dabei nur an Bretter und Papier. Die chemischen Verwertungsmöglichkeiten nehmen allerdings zu. Lenzing stellt beispielsweise aus Cellulosefasern hochwertige Bekleidung her. Noch eines ist mir wichtig – Holz ist zu schade, um es für die Energieerzeugung zu verbrennen. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist wo möglich eine „kaskadische“ Nutzung des Holzes anzustreben. Dies bedeutet zuerst als Möbel oder Bauholz nutzen und dann erst verbrennen.
Überschwemmungen oder Sturmtiefe, müssen wir uns daran gewöhnen?
Daran müssen wir uns gewöhnen, Orkane und Starkregenereignisse nehmen nachweislich zu. Auch hier spielt der Wald eine zentrale Rolle. Die Waldbesitzer unserer Region sollten sich am Waldmanagement unserer Vorfahren orientieren. Mischwälder mit standortangepassten Baumarten und einzelstammweise Holznutzungen erlauben es dem Wald besser seine Schutzfunktion zu erfüllen. Dies sind keine neuen Erkenntnisse!
Wie oft kommen Sie noch ins Gailtal?
Ich bin eigentlich jedes Wochenende in Kärnten, was mir für meine Familie sehr wichtig ist. Ich fühle mich schon als Kärntner und pendle unter der Woche zum Arbeiten nach Wien. Mein BOKU Vertrag erlaubt mir, dass ich den Ort, wo ich meine Arbeit erledige, frei wählen kann. Meine Frau Anita arbeitet im LKH Laas als Diplomkrankenschwester und mein jüngerer Sohn Johannes besucht die Musikmittelschule Kötschach-Mauthen mit Schwerpunkt Ski.
Verraten Sie uns auch etwas Privates von Ihnen?
Ich bin ein begeisterter Schifahrer und schwärme für die Gailtaler Berge, in denen ich sehr gerne zu Fuß oder mit dem Mountainbike unterwegs bin.
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