Von Wilfried Buchacher
Wassertheurer verbrachte seine Kindheit und Jugend in Hermagor und gleich nach der Matura am heutigen BORG Hermagor zog es ihn nach Deutschland. Er begann in der Gastronomie und wechselte später zu einer Beschäftigung im LKW-Gütertransport im nationalen Bereich. Dies führte ihn immer wieder am Flughafen Stuttgart vorbei und er schaffte es als einer von wenigen, das zweistufige Auswahlverfahren für Verkehrsflugzeugführer (so die offizielle Bezeichnung für einen Piloten) zu bestehen. Die Ausbildung begann 1980 in Bremen und das praktische Flugtraining fand in Goodyear bei Phoenix (Arizona) statt. Nach einigen Jahren wechselte er von der Boeing 737-200 zum Airbus A310 und erhielt dort auch die Ausbilder-Berechtigung. Neben seiner Tätigkeit als Kapitän auf dem Airbus A320 war er zusätzlich noch Werkstatt-Pilot. Hier werden Tests ohne Passagiere, aber mit Technikern und Ingenieuren durchgeführt. Dabei wird das Flugzeug an seine operationellen Grenzen gebracht, um die Schutzmechanismen sowie Funktionen zu testen. Als Ausbilder hatte er ebenso viele Simulator-Ereignisse, die nicht immer nur in Frankfurt stattfanden, sondern auch in Toulouse (Frankreich). Hier lernte er seine Frau Aude kennen und verbrachte insgesamt fünf Jahre in Frankreich, bevor sie sich in Hermagor ansiedelten. 2013 ging er in den „Vorruhestand“ und ist zwischenzeitlich Vollrentner.
Gailtal Journal: Herr Wassertheurer, wie geht es Ihnen und Ihrer Frau Aude heute in Portugal?
Rainer Wassertheurer: Aude sagt immer, dass sie im Gailtal sehr viel gelernt hat, ihre Liebe zur Natur und von der „Pilzkennerin“ bis zur „Kräuterhexe“ könnte man sagen. Sie hat schon in unserer Gailtaler Zeit das Studium der Phytotherapie, also die Lehre von der Wirkweise und Anwendung von pflanzlichen Mitteln, an der Universität in Paris abgeschlossen. Dann kam noch Akupressur dazu, heute macht sie alle Arten von Yoga und ist unter anderem auch Yogalehrerin.
In Ihrem Haus in Hermagor-Kühwegboden hat es viele Ausstellungen bzw. Veranstaltungen gegeben?
Das sind sehr schöne Erinnerungen! Meine Frau liebt die Kunst und ist gerne mit Menschen zusammen. Es war eine aufregende Zeit und natürlich versuchten wir auch die Gailtaler Künstler anzuspornen. Aude ist eine begeisterte Malerin mit unterschiedlichen Aktivitäten.
Sie beschäftigen sich in Ihrer Pension mit vielen Steckenpferden?
Oh ja, meine Hobbies haben meist auch einen praktischen Nutzen. Ich bin begeisterter „Selbermacher“ und was mir besondere Freude macht, ist das menschliche Potential aus der Verborgenheit herauszuholen (auch Coaching genannt).
Was vermissen Sie an Ihrer „alten“ Heimat?
Das Gailtal mit seinen Bewohnern wird immer meine Heimat bleiben. Heute mit all den technischen Möglichkeiten ist es ganz einfach, mit Freunden und Verwandten in Kontakt zu bleiben. Natürlich vermissen wir einiges, sei es der Speck beim „Waldemar“ oder den Bio-Lachs vom „Bachmann“. Wobei – letzteren lassen wir uns manchmal liefern.
Wie können wir uns Ihr jetziges Leben vorstellen?
Das Leben an der Algarve ist vom Tourismus geprägt und die Winter fallen sehr mild aus, meistens erreichen wir die 20 Grad Marke. Es gibt zwei Regenzeiten, nämlich im November bis Dezember und im Feber sowie März. Wenn es regnet, dann sehr heftig und die Luft fühlt sich kühler an, als die Temperatur vermuten ließe. Wir haben ein Haus erworben und das Grundstück auf knapp einen Hektar erweitert. So ist für mich und Aude bezüglich Kreativität wieder ein neues „Spielfeld“ entstanden. Fast alles, was für die Küche gebraucht wird, bauen wir selbst an. Wir sind auch ständig in irgendeiner Aus- oder Fortbildung. Eine ruhiges „Rentnerleben“ stellen sich die meisten anders vor.