Am letzten Schultag vor vielen Jahren hat Albin Moser die Schultasche in einem alten Kasten auf dem Dachboden verstaut, nur zu besonderen Anlässen holt er sie heraus. Gerade neulich war ein junges Mädchen aus der Verwandtschaft von Tirol zu Besuch. Sie war von den Heften so angetan, dass Moser ihr eines der Hefte schenkte, obwohl er sonst alles strikt im Originalzustand bewahrt!
Als wäre es gestern gewesen…
Wenn er von den neun Jahren, die er in der Volksschule Dellach verbracht hat, erzählt, kommt es ihm wie gestern vor. „Wir sind alle gerne in die Schule gegangen”, betont er und vermittelt damit eine tiefe Verbundenheit zu dieser prägenden Zeit, besonders durch seinen Lehrer Johann Wassermann (1921-2016).
Lehrer als Respektsperson
Die ersten Schuljahre wurde noch im alten Gemeindehaus unterrichtet, danach in der damaligen Volksschule, heute ein Privathaus (Haus Warmuth). Warum er die Schultasche aufbewahrt hat, erklärt der Pensionist mit einem Augenzwinkern: „Ich bin ein Sammler und Horter. Wir hatten in der Kindheit nicht viel, daher fällt es mir schwer, mich von Dingen zu trennen.” Der Schulalltag von damals unterschied sich deutlich von dem heutigen: „Die Kinder waren folgsamer, die Lehrer echte Respektpersonen, es herrschte Disziplin und Ordnung”, erinnert er sich. Die Fächer haben sich kaum verändert, nur das Schönschreiben oder die Schriftart „Korinth” gehören längst der Vergangenheit an. Auf die Frage nach seinem Lieblingsfach antwortet Moser spontan: „Mathematik war es nicht! Geschichte, Zeichnen und Turnen – das hat mir am meisten gefallen.”
Lustige Anekdoten
„A bissl ein Lump” sei er gewesen in der Schule, auch wenn er nie gerauft habe. Nachsitzen musste er dennoch öfter, vor allem wegen frecher Antworten. Einmal sperrte der Lehrer die „Nachsitzer” in der Klasse ein und vergaß, sie wieder raus zu lassen. „Wir sind einfach über das Fenster geflüchtet. Der Lehrer hat nie ein Wort darüber verloren”, erinnert er sich mit einem Schmunzeln.
Vorbild Lehrer Johann Wassermann
Über seinen Lehrer Johann Wassermann, der von 1964 bis 1970 auch Bürgermeister von Dellach war und sich auch im Chor engagierte, schwärmt er in den höchsten Tönen. „Er hat uns Fleiß, Werte und Hausverstand fürs Leben mitgegeben – er hat uns geprägt.” Körperliche Gewalt gab es bei Lehrer Wassermann nicht, nur der Ton war militärisch. Doch der Lehrer konnte auch lachen und unternahm mit den Schülern Ausflüge und Wanderungen.
Hoher Besuch
Einige Jahre vor dem Tod Johann Wassermanns besuchten er und seine Frau Sidonie, ebenfalls Lehrerin, den ehemaligen Schüler. „Da habe ich natürlich meine Schultasche vom Dachboden heruntergeholt – ein richtig lustiger Abend. Die beiden inspizierten jedes einzelne Heft sorgfältig und kamen sogar ins Keppeln. Frau Wassermann hat mit ihrem Mann geschimpft, weil er mir auf eine Zeichnung nur einen Dreier gegeben hatte – dabei hätte ich ihrer Meinung nach einen Einser verdient”, gerät Moser ins Schwärmen.
Schöne Erinnerungen…
Viele nahmen im Lauf der Jahrzehnte an den Klassentreffen teil, inklusive Lehrer Wassermann. „Da konnte er sich persönlich davon überzeugen, dass aus uns allen etwas Vernünftiges geworden war”, schmunzelt Albin Moser. Er selbst erlernte den Beruf des Schneiders und war später beim Post-Telegrafenbautrupp tätig. In den neun Schuljahren wurde die Sitzordnung übrigens nicht so oft verändert wie heute. „Ich hatte in neun Jahren Schulzeit nur zwei Sitznachbarn: Franz Köhler und Hermann Steiner.” Der erste wurde Koch und zog nach Niederösterreich, der zweite Hubschrauber-Pilot bei der Polizei in Innsbruck. Immer wenn Albin Moser seine alte Schultasche in die Hand nimmt, erinnert er sich an seine Schulzeit: „Es waren ganz besondere Jahre, die man gerne in Erinnerung behält.”