Die Welt neu denken lernen

Hermagor -

Vortrag von Professor Werner Wintersteiner am 10. Mai um 19:30 Uhr im Stadtsaal Hermagor.

Prof. Werner Wintersteiner
Irmgard Janschitz, Gründerin und Obfrau des jungen, erst vor wenigen Monaten ins Leben gerufenen Vereins „Bachmann Junior Preis Hermagor“, ist es gelungen, vor dem Hintergrund von Pandemie und Ukraine-Krise einen hervorragenden Experten zum Thema „Frieden” für einen top-aktuellen Vortrag in Hermagor zu gewinnen. Univ.-Prof. i.R. Dr. Werner Wintersteiner ist Gründer und ehemaliger Leiter des Zentrums für Friedensforschung und Friedensbildung an der Universität Klagenfurt. Er wird im Rahmen seines Vortrags sein neues Buch „Die Welt neu denken lernen” vorstellen. Der Vortrag wird vom Kulturamt der Stadtgemeinde Hermagor und Kiwanis Club Gailtal mitgetragen.

Gailtal Journal: Warum sollen wir „die Welt neu denken lernen“?

Weil wir mit unserem „alten Denken“ den Planeten an die Wand fahren. Nicht durch bewusste Absicht, sondern weil unser wirtschaftliches und politisches System mit seiner ungeheuren technologischen Macht im Selbstlauf mehr Ressourcen verbraucht, als wir haben. Die Folgen sind bekannt: Klimawandel, Artensterben, Naturkatastrophen, und damit Nahrungsmittelknappheit, große Landstriche werden unbewohnbar, Menschen müssen ihre Lebensräume verlassen… Durch ein neues Denken können wir wieder eine Wirtschafts- und Lebensweise im Einklang mit der Natur erreichen. Auch wenn das bedeutet, dass wir manche liebgewonnenen Gewohnheiten aufgeben müssen. Wir sollten in großen Zusammenhängen denken, weil die Probleme tatsächlich vernetzt sind. Und wir müssen, wie ich es nenne, planetar denken, weil lokale, nationale und globale Ebenen gar nicht mehr zu trennen sind. Corona hat gezeigt, dass wir globale Probleme haben, dass uns aber die globale Solidarität fehlt. Jeder ist sich selbst der Nächste geht sich weder bei Corona noch beim Klima aus. Und das gilt letztlich auch für den Ukraine-Krieg, den Krieg im Jemen und andere Konflikte.

Gibt es denn einen Zusammenhang zwischen all diesen Krisen?

Natürlich hat jede Krise ihre speziellen Ursachen. So ist der Aggressionskrieg gegen die Ukraine das Werk von Putins Russland. Aber die Logik der Gewalt, die diesen Konflikt charakterisiert, und die Logik der Gewalt gegen die Natur hängen letztlich zusammen. Deswegen brauchen wir eben eine große gesellschaftliche Transformation in allen Lebensbereichen.

Welche Hoffnung haben wir auf eine bessere Welt?

Wir können auf kein Wunder hoffen, sondern wir müssen uns als Bürgerinnen und Bürger selbst engagieren. Noch ist es nicht zu spät, den Klimawandel einzudämmen. Solidarität zu erlernen und zu praktizieren ist immer möglich. Gewaltfreiheit ist, wie Gandhi es gezeigt hat, ein praktikabler Weg. Sicherheit ist menschliche Sicherheit, es geht nicht um mehr Waffen, sondern um soziale Gerechtigkeit für alle. Weltweit. Das heißt aber auch Widerstand gegen ein System, das die heutigen unhaltbaren Zustände verteidigt.