Bangkok, Büffeln und Corona:

Ein Auslandssemester in Thailand

St. Stefan / Bangkok -

Nora Veau studiert an der Fachhochschule Kärnten in Villach Digital Business Management. Die 22-Jährige aus St. Stefan an der Gail war von Dezember 2019 bis Juni 2020 in Thailand. Auf dem asiatischen Kontinent hat die Gailtalerin ein Auslandssemester verbracht.

Orientierungstag an der Bangkok University International. Nora erhält von einem Uni-Professor als Zeichen der Segnung ein Schnurarmband

Gailtal Journal: Frau Veau, warum ausgerechnet Bangkok?

Nora Veau: Thailand hat mich bereits vorher als Touristin fasziniert. Diesmal wollte ich das Land und ganz besonders die Metropole Bangkok von einer anderen Perspektive kennenlernen. Als „Mädchen vom Lande“ war für mich ein Leben in einer Großstadt fast unvorstellbar.

Wie war das Leben an der Uni?

Mein Auslandssemester ist viel zu schnell vergangen. Studiert habe ich am City-Campus der BUI (Bangkok University International). Ich belegte fünf Kurse mit dem Schwerpunkt Marketing und hatte deshalb nur zwei Tage die Woche Lehrveranstaltungen. Dies bot mir die Möglichkeit, den Rest der Woche die nähere Umgebung und das Land zu erkunden. Ich war mit der Universität insgesamt sehr zufrieden.

Nora Veau in Schuluniform mit ihren Freundinnen am Eingang der Universität

Was waren die größten Unterschiede zum Studieren in Österreich?

Zu den größten Unterschieden, die mir an der Partneruniversität aufgefallen sind, gehören die kreative und praxisbezogene Gestaltung der Lehrveranstaltungen, sämtliche Lehrräume, die eher einem Kinosaal ähnelten, die zahlreichen Exkursionen, der lockere und hilfsbereite Umgang mit den Professoren und die Benotung, die sich hauptsächlich aus Gruppenprojekten und -diskussionen zusammensetzten. Außerdem war es verblüffend und sehr außergewöhnlich für mich, in einem Kurs von einer thailändischen Prominenten unterrichtet zu werden. Die FH Kärnten wirkt im Vergleich dazu deutlich strenger und formeller.

Bootstour mit der „Zwillingsschwester” auf dem See des Nationalparks Khao Sok

Wie haben Sie Land und Leute wahrgenommen?

Bangkok gehört definitiv zu den faszinierendsten Städten, die ich bisher besucht habe, da der kulturelle Kontrast sehr groß ist: die Sprache und ihr Schriftbild, die Menschen und deren soziale Interaktion, der dichte Straßenverkehr, das kulinarische Angebot, die Bräuche und Traditionen usw. Besonders stark aufgefallen sind mir außerdem die herzliche und großzügige Gastfreundschaft und Höflichkeit der Thailänder. Der lockere Lebensstil hat mich während meines Aufenthaltes täglich inspiriert. Das Leben dort gab mir ein starkes Gefühl von Freiheit.

Die hübsche Gailtalerin (re.) in traditioneller thailändischer Kleidung in der Altstadt Ayutthaya

Welche Erfahrungen und Erlebnisse sind Ihnen noch fest im Gedächtnis verankert?

Ein Erlebnis, das ich sicher nie vergessen werde, war die Bekanntschaft mit einer thailändischen Schauspielerin und Sängerin, die ich heute meine Freundin nennen darf und die ich mit aufs Set und zu Auftritten begleiten durfte.

Sie waren just zu einem Zeitpunkt dort, als Corona ausgebrochen ist. Wie haben Sie die Pandemie erlebt?

Als die Universität schließen musste, wurden alle Vorlesungen online abgehalten und die Prüfungsmodalitäten mussten geändert werden. Im Gegensatz zu allen anderen Auslandsstudenten, die wieder in ihr Heimatland geflogen sind, habe ich beschlossen, in Bangkok zu bleiben. Damit ich nicht in meinem kleinen Apartment in Quarantäne gehen musste, kündigte ich kurzfristig meine Unterkunft, um den Rest meines Aufenthalts bei Freunden in einem größeren Haus etwas außerhalb des Stadtzentrums verbringen zu können. Was mir während des Lockdowns in Bangkok jedoch besonders zu schaffen machte, war die fehlende Nähe zur Natur und der sportliche Ausgleich.

Welche Kompetenzen nehmen Sie aus Thailand mit?

Ich konnte mir sehr viele persönliche, soziale und methodische Kompetenzen aneignen. Dazu gehören interkulturelle Kommunikationsfähigkeiten, Überzeugungskraft, Verhandlungsgeschick, Führungsqualitäten und insbesondere Kreativität. Denn BUI sieht Kreativität als die Schlüsselkompetenz der Zukunft an. Was ich außerdem von der thailändischen Kultur mitnehmen konnte, ist der Sinn für Lebensqualität und Leichtigkeit.

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Haben Sie nach dem Auslandssemester Ihre Heimat anders wahrgenommen?

Seit meiner Rückreise nehme ich Österreich vollkommen anders wahr. Trotz der unersetzlichen Erfahrung im Ausland, durfte ich mich neu in mein Heimatland verlieben und sehe es heute als ein Privileg an, in Kärnten wohnen zu dürfen und die Nähe zur Natur und die saubere Luft genießen zu können.

Ihre Pläne und Ziele für die Zukunft?

Ich möchte meine jetzige Ausbildung mit einem international ausgerichteten Studium kombinieren und plane, dieses Jahr im September den Master in International Business Management an der FH zu belegen – mit der Aussicht, zeitgleich ein duales Studium an der Universität in Udine zu machen und zwei weitere Semester im Ausland zu verbringen.

Nora Veau