Huscht ein dankbares Lächeln über das Gesicht der Bewohner im Altenwohn- und Pflegeheim St. Stefan im Gailtal, ist es gut möglich, dass Angela Moritsch dafür verantwortlich ist. Die 67-Jährige ist dort regelmäßig zu Besuch. Sie geht mit den betagten Senioren spazieren damit sie frische Luft tanken können, liest ihnen etwas vor, erzählt diese und jene Anekdote, hört aufmerksam zu und spendet Trost. Damit bringt die zierliche Dame Abwechslung und frischen Wind in den Alltag der Menschen. Wer gerade besonders Zuwendung und Hilfe bedarf, wird in Abstimmung mit der Pflegeleitung getroffen. „Pro Person ist ca. eine Stunde eingeplant“, informiert Angela.
Isolation schlägt aufs Gemüt
Corona hat die Situation für das Heimpersonal, die Heimbewohner und deren Angehörige völlig auf den Kopf gestellt. Besuche waren gar nicht bzw. nur mit Einschränkung möglich. Die Isolation drückt wie eine schwere Last auf die Psyche der Senioren. Die wertvolle Arbeit von Angela bekam so einen besonderen Stellenwert.
Stütze erhält sie über das Referat für Seniorenpastoral der Diözese Gurk, das Fortbildungen anbietet und über Pastoralassistentinnen in der Altenheimseelsorge, die im Rahmen des „Ehrenamtlichen Besuchsdienstes“ zu Austauschtreffen, Ausflügen, Besinnungstagen etc. einladen. „Eine soziale Ader hatte ich schon früh“, erzählt die Wahlgailtalerin, die aus Legau im schwäbischen Landkreis Unterallgäu stammt.
In Augsburg hat sie die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester absolviert. Der Liebe wegen ist Angela vor 45 Jahren ins Kärntnerland gezogen. Nach dem Examen verbrachte sie ihren Urlaub am Pressegger See. Über familiäre Kontakte zur Familie Moritsch in Dragantschach hat das Mädel mit deutschen Wurzeln ihren Auserwählten, den Landwirt Stefan Moritsch kennengelernt und ist „hier hängen geblieben“, wie sie sagt.
Weichen für Pflegeberuf gestellt
Als die vier Sprösslinge Gregor, Barbara, Paul und Agnes aus dem Gröbsten draußen waren, war die Zeit reif für eine Veränderung. Zumal neben dem landwirtschaftlichen Betrieb ein zusätzliches Einkommen gelegen kam. „1979 bin ich über eine private Annonce gestolpert. Für ein älteres Ehepaar in Köstendorf wurde eine Hauskrankenpflege gesucht“, so Moritsch. Die Weichen für den Pflegeberuf waren gestellt.
Nach dem Tod der beiden trat die Dragantschacherin 2004 ihren Posten beim Hilfswerk Kärnten an und bildete sich laufend fort. 13 Jahre lang war Moritsch ein wertvolles Rückgrat dieser Institution. Man möchte annehmen, dass sie mit dem Pensionsantritt 2017 ausschließlich Zeit für sich selbst nimmt. Weit gefehlt. Was einst mit den ehrenamtlichen Besuchen in den Pflegeheimen Hermagor und Arnoldstein begann, setzt sich bis zum heutigen Tage mit ihren Diensten für das Heim in St. Stefan fort.
„Einfach ist es nicht“, gibt Moritsch zu und ergänzt: „Ich bekomme von den Leuten so viel Dankbarkeit und Vertrauen geschenkt. Das macht vieles leichter“. Von jemandem für immer Abschied nehmen gehört zu jenen Momenten, die besonders schwer fallen. „Ich habe schon einige lieb gewonnene Menschen auf dem Weg zum Sterben begleitet. Man spürt, wenn es so weit ist“, erzählt Moritsch, die schon oft in den letzten Stunden den Sterbenden zur Seite gestanden ist.
Glaube gibt Kraft
Die Kraft für all das nimmt sie aus ihrem Glauben. Die eingebürgerte Gailtalerin ist nebenbei seit Jahren für die Pfarre St. Paul tätig. „Da bin ich Mädchen für alles“, sagt die gläubige Christin. Die Jahresliturgie begleitende Feste vorbereiten, das passende Priestergewand bereitstellen, bei Messen und kirchlichen Festivitäten assistieren, bei Reinigungsarbeiten in der Kirche anpacken, und so fort.
Die Liste der Aufgaben ließe sich noch lange weiterführen. Ihre „göttlichen“ Impulse tankt sie beim Hören von Radio Maria. Kartenspielen, Wandern oder Oma-Dienst in der eigenen Familie. Hierbei findet Angela Abwechslung. Bei acht Enkelkindern kommt schließlich Leben ins Haus. Und jung hält die Rasselbande auch noch.