Gailtal Journal: Frau Wewerka, Sie arbeiten an der Technischen Universität Graz?
Karin Wewerka: Ich habe meine Diplomarbeit und mein Doktorat auf dem Institut für Chemische Technologie Organischer Materialien (ICTM) auf dem Gebiet der Polymersynthese gemacht und war danach dort noch einige Zeit als Lektorin tätig. Seit 2003 bin ich als Wissenschaftlerin am Institut für Elektronenmikroskopie und Nanoanalytik (FELMI) angestellt.
Was ist das Besondere an Ihrer Arbeit?
Das Institut (kurz FELMI genannt) hat auf den Gebieten Analytik und Methodenentwicklung einen weit über die Grenzen Europas hinaus renommierten Ruf. Im Wesentlichen gliedert sich meine Arbeit in die Bereiche: Forschung, Lehre und Industriekooperationen. Einer meiner Schwerpunkte ist die Bearbeitung von Fragestellungen aus der Industrie, zum Beispiel der Schadensanalyse. Dabei braucht es eine schnelle Anpassung an die Situation und kurze Problemlösungszeiten, weil es Produktionsbetrieben enorme Kosten verursacht, wenn Anlagen stehen. Wir haben Kunden aus der Pharma-, Papier-, Automobil-, Kunststoff- und Elektronikindustrie.
Welche Forschungsarbeiten betreiben Sie speziell?
Meine derzeitigen Forschungsschwerpunkte betreffen vorwiegend Nanopartikel und Nanokomposite – immer im Zusammenhang mit Polymeren (Anmerkung: chemische Stoffe). Nanopartikel sind ungeahnt kleine Teilchen, von einigen Milliardstel Meter Größe. Diese setzt man bei Kunststoffen ein, um Materialien mit maßgeschneiderten Eigenschaften zu erreichen. Beispielsweise für hochwertige Isolationsmaterialien, welche man für Elektroautos verwendet, aber auch in der Flugzeugtechnik, Halbleitertechnik und Raumfahrt.
Konnten Sie schon besondere „Entdeckungen“ machen?
Für Anwender aus der Industrie konnten wir immer wieder gute und zielführende Erkenntnisse gewinnen. Unter anderem haben wir da schöne Ergebnisse bei Mehrschichtfolien, die in der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden können, erreicht. Diese dünnen Folien bestehen aus bis zu sieben unterschiedlichen Materialschichten, um zum Bespiel Sauerstoff- und Wasserdampfbarrieren zu bilden.
Sie haben auch schon bei einigen Publikationen mitgewirkt, um was ging es da?
In einer Publikation von mir ging es darum, Zahnfüllungen aus Kunststoff zu synthetisieren, die beim Härten keinen Schrumpf zeigen. Der Materialschrumpf ist nämlich ein großes Problem, da sich in der entstehenden Spalte sehr leicht wieder Karies bildet. In den letzten Jahren hatte ich hier im Bereich der Materialcharakterisierung von neuartigen Batterien und Solarzellen gute Erfolge, nach wie vor topaktuelle Themen. Wir versuchen zu verstehen, warum Atome oder Moleküle bestimmte Strukturen bilden und welche Auswirkungen diese auf die Eigenschaft des Materials haben.
Ihr Amtstitel heißt „Oberrätin“, was bedeutet dies?
Dieser Titel ist eine reine Alterserscheinung (lacht). Wenn man zehn Jahre als Wissenschaftliche(r) MitarbeiterIn an der TU tätig war, bekommt man diesen Titel verliehen.
Man trifft Sie auch öfters in Ihrem Heimatort Kirchbach?
Ja, das stimmt. In den letzten Jahren hat mein Heimatdorf immer mehr an Bedeutung für mich gewonnen. So sehr ich als 18-Jährige auch „rausdrängte“, so sehr zieht es mich jetzt wieder zurück. Ich liebe das Gailtal, die Natur und natürlich unser Haus hier. In den letzten Jahren hatte ich mit meinen Töchtern immer wieder wunderschöne Sommerferien. Mir war es immer wichtig, dass meine Kinder einen Bezug zu meiner Heimat haben.
Ihr Bruder Michael kommt auch öfters zu Besuch?
Ich freue mich immer wieder, wenn mein Bruder Michael, er lebt in München und arbeitet bei der bekannten Beratungsfirma McKinsey, nach Kirchbach kommt und wir gemeinsam etwas unternehmen. Auch mit meiner Labradorhündin „Fina“ bin ich viel unterwegs. Wir haben gemeinsam die Therapiehundeausbildung gemacht und wir sind unter anderem auch in Pflege- sowie Altersheimen unterwegs. Das waren lehrreiche Erfahrungen für mich, da dies weit weg von meinem beruflichen Alltag ist. Das hilft, die Balance zu halten!