Fritzer besuchte die Volksschule St. Jakob im Lesachtal und anschließend die Hauptschule in Kötschach-Mauthen, danach die HAK in Lienz und machte das Volkswirtschaftsstudium bis zum Doktorat in Innsbruck (Abschluss 1992). Hier arbeitete er auch insgesamt fünf Jahre als Universitätsassistent und verbrachte ein Jahr an der Uni in Bologna (Italien), da das dortige Volkswirtschaftsinstitut auf seinen Themenbereich spezialisiert war. Trotz abgeschlossenen Doktorats hat der gebürtige Lesachtaler noch ein Economic Studium in England (Warwick) „angehängt“, bevor er 1995 in die OeNB (Volkswirtschaftliche Abteilung) eingetreten ist. Dort befasst er sich mit Inflationsanalyse und Inflationsprognose. In seiner beruflichen Laufbahn verbrachte er auch ein Jahr für die OECD in Paris und ein halbes Jahr an der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Durch seine jahrelange einschlägige Tätigkeit ist er der Experte im Inflationsbereich und wurde im letzten Jahr die Hauptabteilung Volkswirtschaft (rund 35 Mitarbeiter) in kleinere Einheiten umstrukturiert. Er arbeitet heute im Referat Konjunktur (insgesamt 16 Ökonomen) und sind alle hochqualifiziert mit jahrelanger Berufserfahrung. Privat hat er nie geheiratet und ist laut Zitat: „Wohl eher zum Alleinsein geschaffen“.
Gailtal Journal: Herr Fritzer, Sie arbeiten bei der OeNB im Referat Konjunktur?
Friedrich Fritzer: Ich arbeite im Inflationsteam und wir sind für die Inflationsanalyse und die Inflationsprognose zuständig. Es ist eines der Kernaufgaben, welche wir haben und fließt auch in die Euroraumprognose der EZB ein, mit welcher wir eng kooperieren. Die Prognose wurde vor rund 25 Jahren in der OeNB neu aufgebaut und ich bin von Anfang an dabei.
Wie sind Ihre aktuellen Aussichten in dieser Richtung?
Die Inflation ist in den vergangenen Monaten deutlich zurück gegangen. Wir erwarten für Österreich, dass sich dieser Trend fortsetzt. Im Jahr 2024 wird mit einer Inflationsrate von 3,6 % gerechnet, bis 2026 sollte die Teuerung auf 2,3 % sinken.
Müssen Sie beruflich viel auf Reisen gehen?
Vor allem Dienstreisen nach Frankfurt kommen häufig vor. Die Pandemie hat aber dazu geführt, dass EZB-Meetings vermehrt virtuell, also über web-basierte Konferenzsysteme durchgeführt werden. Zu Beginn meiner OeNB-Laufbahn habe ich die Dienstreisen gerne unternommen, aber mit der Zeit werden diese „anstrengender“, vor allem wenn man wegen eines Halbtagesmeeting nach Frankfurt reisen muss.
Die Staatsschulden steigen immer mehr und die Sparer haben Angst um ihre Ersparnisse?
Die COVID-Maßnahmen haben das Staatsbudget belastet, aber Konsumenten und Unternehmen entlastet. Die Ersparnisse sind sicher, vor allem, auch weil Österreich eines der stabilsten Bankensysteme in Europa hat.
Wie lange werden Sie noch arbeiten und verraten Sie uns auch etwas Privates?
Mein Pensionseintritt ist mit 65, also in vier Jahren. Viele Privilegien wurden mit dem Sonderpensionsgesetz im Jahr 2015 beschnitten. Ansonsten wäre ich vielleicht schon im Ruhestand und vermutlich mit meinem Motorrad auf Reisen. Seit meine Eltern gestorben sind, bin ich nur mehr selten ins Lesachtal gefahren. Aber ich habe mir fest vorgenommen, dies zu ändern. Ich möchte auch wieder einmal den Karnischen Höhenweg begehen und einige meiner Kollegen verbringen ihre Urlaube immer wieder im Gail- oder Lesachtal. Ich kann mich noch gut an meine Hauptschulzeit in Kötschach-Mauthen erinnern, insbesondere meine Klassenvorstände Roswitha und Siegfried Seiwald habe ich im Gedächtnis behalten.