„Glaube, Liebe, Hoffnung“
Das innovative Kulturfestival in St. Daniel, Kärnten, hat mit der Premiere von Ödön von Horváths „Glaube, Liebe, Hoffnung“ einen beeindruckenden Meilenstein im Südalpenraum gesetzt. Die gebürtige Osttirolerin Cornelia Rainer inszenierte das Stück mit Feingefühl, klarem Blick auf gesellschaftliche Brüche und einer starken ästhetischen Handschrift. Unterstützt von einem spielfreudigen Ensemble und ambitionierten Jugendlichen des BG/BRG Lienz sowie des Bildungszentrums Lesachtal wurde der Abend zu einem kulturellen Ereignis, das weit über die Region hinausstrahlt.
Zum Inhalt:
Horváths Stück, 1932 geschrieben, erzählt von der arbeitslosen Elisabeth, die versucht, sich in einem unmenschlichen System durchzuschlagen – und daran zerbricht. Die Themen – soziale Kälte, bürokratische Willkür, moralischer Verfall – sind heute erschreckend aktuell. Cornelia Rainer zeigt dies unaufdringlich, aber eindrücklich: Ihre Inszenierung verzichtet auf plakative Aktualisierung und vertraut auf die Wucht des Textes. Bühne und Kostüm (puristisch, reduziert) unterstützen die Konzentration auf das Spiel – und auf das Scheitern.
Alina Fritsch brilliert in der Rolle der Elisabeth. Mit feiner Körperlichkeit, klarer Sprache und verletzlicher Entschlossenheit führt sie das Publikum durch die Abwärtsspirale einer jungen Frau, der alle Türen verschlossen bleiben. Sie begegnet einem Schupo (Julian Loidl), der sie liebt, aber dem Mut zum Widerstand fehlt. Loidl überzeugt auch als Irene Prantl mit beeindruckender Wandlungsfähigkeit. Karin Lischka und Matthias Mamedof verkörpern mit bitterem Humor und kalter Präzision die Vertreter:innen eines zynischen Apparats – Amtsrichterin, Präparator, Oberinspektor. Sie alle geben Horváths Figuren Kontur und Tiefe.
Jugend mischt mit
Besonders hervorzuheben ist das engagierte Spiel der mitwirkenden Schüler:innen (Voxemble Osttirol). Ihre Szenen – teils digital durch Projektionen zugespielt – verleihen der Inszenierung eine zusätzliche Ebene: Die Jugend kommentiert, spiegelt, mischt sich ein. So entsteht eine lebendige Auseinandersetzung mit dem Stück, das brennt. Ein Theaterabend, der berührt und zum Nachdenken zwingt.
Standing Ovations
Der Publikumsandrang war enorm – die Theaterbestuhlung reichte bei weitem nicht aus. Die übervollen Ränge und der minutenlange Applaus mit Standing Ovations sprechen für sich: Dieses Projekt war ein voller Erfolg. Es war auch ein eindrucksvoller Beweis für die Bedeutung von Kulturinitiativen im ländlichen Raum.
Feierliche Eröffnung

Zur feierlichen Eröffnung begrüßte Monika Kircher, Vorsitzende der Kärntner Kulturstiftung, gemeinsam mit ihren Kolleginnen Gabriele Semmelrock-Werzer, Barbara Putz-Plecko, Brigitte Winkler-Komar und Adolf Rausch. Auch Roland Roßbacher, Direktor des BG/BRG Lienz, Familie Buchacher und Bürgermeister Johannes Lenzhofer unterstrichen mit ihrer Anwesenheit die Bedeutung dieser besonderen Kooperation zwischen Kunst, Bildung und Region. Ein Stück für alle zwischen 14 und 99.
Zu sehen ist das Stück noch am
- Freitag, 4. Juli um 19:30 Uhr
- Samstag, 5. Juli um 15:00 Uhr und 19:30 Uhr
- Sonntag, 6. Juli um 19:30 Uhr
Rahmenprogramm
Als Rahmenprogramm sind alle Besucher:innen eingeladen, die kostenfreien Vorträge (täglich um 17:30 Uhr) und “philosophischen Sprechstunden” (täglich zwischen 10:00 und 15:00 Uhr) zu nutzen. Christine Bauer-Jelinek, Laura Achenbach, Bettina Bussmann und Gerd Forcher sind an den kommenden Tagen Ihre Gesprächspartner.
Impressionen:
Alle Bilder Andreas Lutche Photography
Weitere Informationen sowie Karten unter:
👉 www.buehne-der-macht.com/kalender