Von Christine Strömpfl
Gäste und Einheimische wissen die Langlaufverhältnisse im Gitschtal zu schätzen. Seit beinahe 20 Jahren zeichnet sich ein Mann für das rund 30 Kilometer lange Langlaufloipen-Netz verantwortlich: Walter Tidl. Liebevoll wird er im Gitschtal daher „Loipen-Chef“ genannt. Ungeachtet seines Alters ist er auch selbst täglich auf Langlaufski anzutreffen.
Mit Leidenschaft
„Gemeinsam mit dem Loipengerät verfüge ich über mehr als 120 Jahre Erfahrung“, schmunzelt Walter und spielt dabei auf das schon etwas in die Jahre gekommene Gefährt an. Doch Walter und das Loipengerät sind ein eingespieltes Team: Rund drei Mal pro Woche fährt er die Runde und braucht dabei ca. 2,5 Stunden. Präpariert wird immer am späteren Nachmittag. „Wenn es einen halben Meter schneit, brauche ich für die gleiche Runde sechs Stunden“, erklärt Walter, der sich aber dennoch über jeden Zentimeter Neuschnee freut. Schließlich ist er selbst begeisterter Langläufer und skatet auch mit 82 Jahren noch täglich einmal von Weißbriach bis St. Lorenzen und wieder retour. „Dabei kann ich gleich beurteilen, in welchem Zustand die Loipe ist und wann ich wieder mit dem Loipengerät ausrücken muss.“
Regeln auf der Loipe
In seinen 18 Jahren als „Loipen-Chef“ hat Walter nicht nur jede Menge Expertise entwickelt, sondern auch Gelassenheit. Spaziergeher auf der Loipe, freilaufende Hunde oder Personen, die direkt hinter dem Loipengerät skaten – über all das regt er sich nur mehr selten auf. „Wie überall im Leben gilt: Auf den Hausverstand kommt es an“, findet Walter. Denn bei richtig kalten Temperaturen zerstören Spaziergänger die Loipe nicht, bei wärmeren hingegen schon. Mehr Verständnis hat er für das Wild, das die Loipe an manchen Stellen kaputt macht oder Kotspuren hinterlässt. „Die Hirsche können halt nicht lesen“, lacht Walter und spielt dabei auf die Hinweisschilder beim Loipeneinstieg an.
Kein bisschen leise
Schon öfter ist Walter mit seinem Loipengerät stecken geblieben oder im Frühling eingesunken. Wenn er diverse Geschichten von diesen „Rettungsaktionen“ erzählt, lacht er sich selbst das Beste weg. Man merkt sofort, mit wieviel Leidenschaft er seinen Job macht. Ans Aufhören denkt der aktive Pensionist nicht. „Wenn ich fit bin und alle mit meiner Arbeit zufrieden sind, steig ich erst in zehn Jahren vom Loipengerät ab“, grinst er. Im Sommer hält sich der rüstige Weißbriacher mit seinem E-Bike fit und radelt bei schönem Wetter regelmäßig in die Berge. Besonders wichtig ist ihm der tägliche Besuch seiner Frau im Pflegeheim in Hermagor. Und alle im Tal wissen, was Walter sonst noch gerne macht: Schwammerln klauben und Holz arbeiten.