Gailtal Journal: Frau Wucherer, was sind die Kernaufgaben in Ihrem Job?
Sigrid Wucherer: In meinen Verantwortungsbereich als Leiterin der „Unterabteilung Gesundheit und Recht“ fallen zahlreiche Rechtsmaterien des Gesundheitswesens. Dazu gehören beispielsweise das Krankenanstaltenrecht, das Ärztegesetz, die Berufsgesetze der nichtärztlichen Gesundheitsberufe (Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, Medizinisches Assistenzberufe-Gesetz etc), Lebensmittelrecht und Trinkwasser, rechtliche Angelegenheiten im Tierschutzgesetz und – neben einigen weiteren Rechtsmaterien – auch die Zuständigkeit als Oberbehörde was den Vollzug des Epidemie Gesetzes und des Covid-19-Maßnahmen Gesetzes anbelangt.
Mit welchen Organisationen, Institutionen, Interessensvertretern arbeiten Sie in erster Linie zusammen?
Den weitaus umfangreichsten Teil meines Aufgabenbereiches – ausgenommen die derzeitige Sondersituation iZH mit Covid 19 – nimmt der krankenanstaltenrechtliche Bereich in Anspruch – insofern mit sämtlichen Steakholdern dort. Das sind beispielsweise Rechtsträger der Krankenanstalten, die Sozialversicherungen, Ärztekammer, der Kärntner Gesundheitsfonds uvm.
Sie sind Teil der Corona-Koordinationsgruppe Land Kärnten. Welche Erfahrungen haben Sie daraus für sich gewonnen?
Krisen kann man nur meistern, wenn man zusammenarbeitet, ehrlich kommuniziert und klar informiert. Die Zusammenarbeit von Verantwortungsträgern verschiedenster Fach- und Berufsbereiche hat in Kärnten im Rahmen der Corona-Koordinationsgruppe besonders gut funktioniert. Hervorheben muss ich auch den wirklich außerordentlichen, höchst professionellen Einsatz und die Zusammenarbeit mit den einzelnen Bezirksverwaltungsbehörden, die in dieser herausfordernden Zeit besonders gefordert sind.
Wo sehen Sie für den Gesundheitsbereich rechtliche Verordnungen, die verbesserungswürdig sind und überarbeitet werden sollten?
Es gibt sicherlich in einigen Bereichen Verbesserungs- oder Konkretisierungsbedarf. Tatsache ist, dass nicht jeder Sachverhalt durch eine gesetzliche Regelung abgedeckt werden kann und es ist auch nicht nötig bzw. sollte nicht nötig sein, sämtliche Lebensbereiche gesetzlich regeln zu müssen. In der derzeitigen Situation ist in erster Linie Eigenverantwortung gefordert. Jeder Einzelne sollte sich seiner Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen – Eltern, Kindern, Freunden, Kollegen – bewusst sein und sich so verhalten, wie er es auch vom Anderen erwartet.
Welche Aufgaben zum Thema Gesundheit werden auf die Politik in den nächsten Jahren zukommen?
Die Absicherung der medizinischen bzw. ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum, bedarfsorientierte Steuerung des Patientenaufkommens (der Primärversorgungseinheiten, Entlastung der Spitalsambulanzen), Evaluierung der Berufsbilder im Bereich der Gesundheitsberufe, die Etablierung telemedizinischer Angebote und die Pflegeversorgung (finanziell und personal- bzw. ausbildungstechnisch) bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung der Bevölkerung. Das sind nur einige der gesundheitspolitischen Herausforderungen, mit denen sich Österreich in den nächsten Jahren befassen wird müssen, um auch in Zukunft ein leistungsfähiges Gesundheitssystem mit der besten medizinischen Versorgung für die Bevölkerung zu gewährleisten.
Stichwort Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit: Wird das für die Zukunft ein größeres Thema werden?
Die Bedeutung der Gesundheitsprävention wird immer mehr zunehmen. Schon jetzt ist die Regel „Vorbeugen ist besser als Heilen“ der Leitspruch unseres Gesundheitswesens. Das Gesamtsystem muss schwerpunktmäßig auch darauf ausgerichtet werden. Jeder Einzelne kann sich jetzt schon daran beteiligen. Die Informationen dazu sind umfangreich und in den einzelnen Gemeinden auch entsprechende Angebote vorhanden: Stichwort „Gesunde Gemeinde“.
Wie achten Sie auf Ihre Gesundheit und wie halten Sie sich für Job und Familie fit?
Ich liebe es in der Natur zu sein und nehme jede Gelegenheit wahr in der Schütt zu walken, oder in den Bergen in unserer Dreiländerregion zu sein. Neuerdings gehe ich gerne E-Biken. Ein guter und notwendiger Ausgleich zu meiner sitzenden beruflichen Tätigkeit und vor allem die Möglichkeit auch hier mit meiner Familie Zeit zu verbringen.
Sie sind in Ihrer Heimatgemeinde Arnoldstein als Gemeinderätin tätig. Was reizt Sie daran?
Arnoldstein liegt am einzigen Schnittpunkt dreier großer europäischer Kulturkreise – des germanischen, romanischen und slawischen – und ich bin sehr stolz auf die Verbindungen die zwischen den Grenzregionen bestehen. Das kann man täglich erleben, wenn man beobachtet mit welcher Selbstverständlichkeit sich die Menschen in den Regionen bewegen, miteinander arbeiten und feiern. Es ist also eine ganz besondere Gemeinde, die sich mit viel Einsatz der Verantwortlichen von einem reinen Industriestandort zu einer lebens- und liebenswerten Region entwickelt hat. Es gibt aber auch noch einige Anliegen die umgesetzt werden wollen – die Visionen gehen nicht aus und wenn man mit Freude und Stolz bei der Sache ist, geht auch garantiert einiges weiter.