Immer schön bodenständig bleiben

Hermagor -

Friedrich (Fritz) Sölle ist mit dem Nassfeld untrennbar verbunden und leistete in den Anfängen des Skigebietes großartige Pionierarbeit. Nicht zu vergessen sein hohes schifahrerisches Können und auch die Bereitschaft geschäftlich tätig zu werden. Vor einigen Wochen feierte er einen runden Geburtstag und genießt heute seinen wohlverdienten Ruhestand.

Fritz Sölle bei einer kleinen Auswahl seiner Auszeichnungen

Von Wilfried Buchacher

Sölle (90) kommt von Hermagor und stammt aus einer bekannten „Tischlerdynastie“, insgesamt gab es drei Meister in der Familie. Er wollte ursprünglich eine Schule im forstlichen Bereich besuchen, aber leider kam dann der Zweite Weltkrieg „dazwischen“. So machte er danach 1946 eine kaufmännische Ausbildung und besuchte die Handelsschule in Klagenfurt. Durch Zufall lernte er Georg Essl II, seinen späteren Schwiegervater, kennen und arbeitete als „Vertreter“ für den damaligen Gailtaler Großhandel. Tätigkeitsbereich war das gesamte Gailtal, Lesachtal und bis nach Bad Bleiberg ging es für ihn, er besuchte sämtliche „Greissler“ in den einzelnen Orten. Bereits seit jungen Jahren hatte er das „Virus“ Schifahren und damals ging es noch zu Fuß auf das Nassfeld. „Ich kann mich noch gut erinnern, als es nur die Alpenvereinshütte gab“, sagt Sölle, aber bereits 1953 begann er mit seinem Vater und Bruder eine Skihütte auf der heutigen Sonnenalpe Nassfeld zu errichten.

So kennt man die „Sportskanone“ aus Hermagor

Begnadeter Skiläufer

Ab dem Jahr 1950 gab es bereits „Gipfelrennen“ vom Gartnerkofel und Fritz Sölle war stets unter den Schnellsten zu finden. „Ich war auch gerne am Weissensee bei Rennen oder bei den damals legendären Glockner Rennen“, denkt er zurück. Das Glockner Rennen war immer der „Saisonabschluss“ und Veranstalter der Österreichische Skiverband (ÖSV). Insgesamt vier Mal war er dabei und bei einem dieser Rennen traf er auch Toni Sailer oder Andreas Molterer, die damals bekanntesten Skirennläufer weltweit. Der Obergailtaler ist zur damaligen Zeit ein „begnadeter“ Schifahrer gewesen und zumindest in ganz Kärnten einer der Besten.

In seinen jungen Jahren war Sölle ein „wilder“ Hund im alpinen Bereich

Vom Hobby zum Beruf

Der Hermagorer erkannte früh das „Potential“ am Nassfeld und 1960 entstand der erste Skilift, betrieben vom Schotterwerk Jenul. Um 1962 folgte der erste Hotel-Bau von Pucher senior und in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts entschloss sich die Familie Sölle, ein kleines Geschäft zu eröffnen. Rund zehn Jahre später erfolgte der Umbau in ein größeres Objekt am heutigen Standort und bekannt ist Fritz Sölle in erster Linie als Betreiber der Skischule. „Es war ein regelrechter Boom in diesem Bereich“, sagt der dreifache Familienvater und Opa, welcher ab 1975 Chef des Kärntner Schischulverbandes gewesen ist. Rund fünfzig bis einhundert Schilehrer wurden pro Saison am Nassfeld ausgebildet und somit machte er eigentlich sein großes Hobby zum Beruf.

Gute Kontakte

Durch seine ausgezeichneten Kontakte zum Verband der österreichischen Landesskilehrerverbände (heute Snowsport Austria) hatte er die Möglichkeit alle vier Jahre zu Schilehrerkongressen in die ganze Welt zu reisen. „Diese Zeit möchte ich nicht missen, und so kam ich von Norwegen bis Argentinien und von Japan bis Amerika“, sagt der Jubilar sichtlich mit viel Stolz. Überhaupt hat die österreichische Ausbildung einen sehr hohen Stellenwert weltweit und viele Nationen fahren nach der Technik der Österreicher. Auch die drei Kinder von Sölle nämlich Wolfgang (geb. 1959), Hansjörg (geb. 1962) und Christian (geb. 1963) haben eine Ausbildung als staatlich geprüfte Schilehrer. Christian war selbst erfolgreicher Skirennläufer und führt heute die Geschäfte seines Vaters, unter anderem im Sportbereich, erfolgreich weiter.

Wunsch für die Zukunft

„Ich wünsche mir für das Skigebiet Nassfeld, dass es immer bodenständig bleibt und sich als Familienskigebiet präsentiert“, sagt der Jubilar zum Abschluss unseres Gespräches, alles andere passt seiner Meinung nach nicht zu uns. Er selbst hatte immer eine sehr gute Gesprächsbasis mit allen Nachbarschaften sowie Grundeigentümern und es war ihm immer wichtig, die „Einigkeit“ in den Vordergrund zu stellen. Nur so kann man erfolgreich am Markt reüssieren, und der Wettbewerb ist in diesem Bereich sehr groß. Auch mit der „italienischen“ Seite vom Nassfeld, insbesondere mit Livio oder Fausto Fedrigo gab und gibt es eine gute Freundschaft. Es gibt kein Skigebiet, welches so ein italienisches „Flair“ anbietet und die Kombination von Bergsee und Almen im Sommer ist einfach einzigartig.