Gailtal Journal: Sie stammen aus einer Gastronomiefamilie. Warum fiel
Ihre Wahl auf Theater statt Theke?
Madeleine Steinwender: Tatsächlich hat mich Schauspiel, Theater und Film immer schon interessiert. Bereits als Kind fand ich diesen Beruf sehr spannend und faszinierend. Ich hab mich selbst einfach immer mehr in einem künstlerischen Beruf gesehen als in der Gastronomie. Dort hat es mich schlichtweg nie hingezogen.
Hatten Sie jemals Zweifel, dass es die richtige Entscheidung war oder wollten schon mal alles hinschmeißen?
Hinschmeißen wollte ich den Beruf nie. Schauspiel ist meine Leidenschaft. Allerdings ist das Schauspiel ein sehr hartes Pflaster und man braucht viel Kraft und Durchhaltevermögen. Es gibt immer wieder Zeiten, wo man keinen Auftrag hat und nur abwarten kann, dass wieder etwas neues kommt.
Haben Sie durch die Schauspielausbildung auch persönlich eine große Entwicklung durchgemacht?
Ich habe in der Ausbildung gemerkt, wie ich angefangen habe mich selbst und die Welt um mich herum anders wahr zu nehmen. Einerseits beobachtet man sich selbst viel genauer. Konzentriert sich auf sein Sprechen, auf die Körpersprache, seine Emotionen, wo die herkommen und wie die sich anfühlen und macht sich sein eigenes Selbst viel bewusster und lernt sich quasi besser kennen. Auf der anderen Seite beobachtet man auch die Welt um sich herum ganz anders.
Was war Ihre bisher beste Rolle, in die Sie geschlüpft sind?
Es gibt zwei Rollen, an die ich mich gerne zurückerinnere. Zum einen war es die Rolle von Majka in „Abendessen mit Gustav Klimt“. Es war meine erste große Hauptrolle die ich gespielt habe und ich hatte einen 25-Minuten-Monolog bei dem ich alleine auf der Bühne stand. Die zweite Rolle war die Königin in „Yvonne, die Burgunderprinzessin“. Diese Rolle hat unglaublich viel Spaß gemacht zu spielen, weil sie so anders war als ich. Ein arrogantes, völlig verrücktes Modepüppchen, das in seiner eigenen kleinen Welt lebt.
Fällt es Ihnen leicht, sich in eine Figur bzw. Rolle hineinzuversetzen?
Manchmal stelle ich schneller eine Verbindung zu der jeweiligen Figur her und fühle mich sofort vertraut, manchmal dauert das etwas länger. Woran das liegt kann ich aber ehrlich gesagt nicht beantworten. Was ich aber an dem ganzen Prozess am schwierigsten finde, was aber auch gleichzeitig das Schöne am Schauspiel ist, ist die Frage nach dem Wie. Wie sieht das aus, wenn der Charakter auf ein Hindernis stößt und mit der entsprechenden Emotion reagiert? Wie baue ich den Charakter? Wie mache ich ihn einzigartig?
Was ist das für ein Gefühl, auf der Bühne zu stehen?
Das ist wie wenn man in eine andere Welt geht. Ich bin dann plötzlich genau dort und total fokussiert und all die Aufregung von davor ist wie verflogen und wandelt sich in eine gewaltige Energie um, die man dann auf der Bühne loslässt. Was sich dann auch sehr befreiend anfühlt.
Gibt es eine Rolle bzw. Figur, die Sie unbedingt einmal spielen möchten?
Es ist eher die Idee einer Figur, die ich gerne spielen würde. Eine, die mich emotional oder körperlich so sehr herausfordern würde, dass ich an meine Grenzen stoße. Das würde ich gerne mal spielen.
Momente, in denen Sie mit Ihrer Leistung nicht ganz so zufrieden sind: gibt es die?
Ja, diese Momente gibt es. Ich bin sehr perfektionistisch und frage mich nach jeder Vorstellung was ich beim nächsten Mal besser oder anders machen könnte. Deshalb ist es für mich wichtig nach der Vorstellung mich selbst nochmal in die Kritik zu nehmen und gerne ein Feedback von anderen bekomme, damit ich nie aufhöre an mir und der Rolle zu arbeiten und besser zu werden. Es gibt immer Luft nach oben.
Woran arbeiten Sie als Schauspielerin am härtesten an sich?
Am härtesten arbeite ich daran, nicht ins Klischee zu verfallen, wenn ich mich auf eine Rolle vorbereite. Einen Charakter mit all seinen Ecken und Kanten zu bauen, die jetzt nicht der Text vorgibt, sondern ich selbst hineinbringe, finde ich am schwierigsten. Das erfordert viel Zeit, viel Denkarbeit und vor allem auch viel Vorarbeit durch eben Beobachten und Hinterfragen.
Wie wichtig ist für Sie der Faktor Publikum?
Gutes Publikum, das Emotionen zeigt und sich zurückmeldet, ist umso besser, weil man weiß woran man ist. Es wäre auch gelogen zu sagen, man würde sich nicht gut fühlen, wenn man am Ende bejubelt und beklatscht wird. Aber im Wesentlichen geht es für mich darum, zu faszinieren und zu verzaubern. Und dafür braucht es nun mal jemanden der zusieht.
Den Semmering hinter sich lassen und für einen Abstecher nach Hause kommen. Wie genießen Sie die Zeit daheim?
Das schönste für mich, wenn ich nach Hause nach Kärnten fahre, ist die Ruhe und die Natur. Das genieße ich dann in vollen Zügen. Spring in den See, geh wandern und verbring viel Zeit mit der Familie. Vor allem in der Corona-Pause ist mir klar geworden, was für ein Privileg es eigentlich ist an einem so schönen Ort groß geworden zu sein und wie toll es eigentlich ist, dass man dort hin immer wieder zurückkehren kann.
Was möchten Sie erreichen?
Ich denke, so gut wie jede Schauspielerin und jeder Schauspieler träumt vom großen Durchbruch und einen Auftrag nach dem anderen zu bekommen. Davon träume ich natürlich auch und es wäre ganz toll, wenn das passieren würde. Also werde ich weiterhin hart daran arbeiten, dass es vielleicht auch irgendwann klappt. Ein bisschen Glück gehört da ja leider auch immer dazu. Aber um etwas konkreter zu werden, würde ich sehr gerne viel mehr in der Filmbranche arbeiten.
Was machen Sie privat gerne?
Ich reise leidenschaftlich gerne. Wenn es die Lebensumstände zulassen würden, wäre ich nur unterwegs. Mich zieht es auch immer in Richtung Wasser und ich schwimme wahnsinnig gerne. Wie schon erwähnt, bin ich eine Film-Liebhaberin. Ich schau mir Filme an, analysiere, diskutiere und schreibe auch selbst hin und wieder Szenen oder Geschichten.