Professor Helmut Konrad, ehemaliger Rektor der Karl-Franzens-Universität in Graz, beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der österreichischen Arbeiterschaft im Zusammenhang mit der nationalen Frage. „Der 10. Oktober 1920 ist ein Datum an dem ein gemeinsamer Erfolg errungen wurde, der auch aktiv von einem großen Teil der slowenisch sprechenden Menschen mitgetragen wurde. Es war ein politischer, sozialer und kultureller Schulterschluss und kein Triumph des Deutschnationalismus“, erläuterte Konrad. Unter anderem wurde auch die Rolle und Bedeutung der Kärntner Arbeitnehmerschaft im Kontext der Kärntner Volksabstimmung hervorgehoben. „Kärntens Arbeitnehmerschaft hatte 1920 maßgeblichen Anteil für das Ergebnis der Volksabstimmung. Es zeigt, dass Demokratie nichts Selbstverständliches ist, hart erkämpft wurde und auch von zukünftigen Generationen verteidigt werden muss, um ein friedliches Zusammenleben zu gewährleisten“, ergänzte AK-Präsident Günther Goach.
Marcel van der Linden, Professor des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte, dessen Beitrag sich mit Durchbrüchen, Krisen und dem Neubeginn der Arbeiterbewegungen seit 1920 beschäftigte, bekräftigte seinen Vortrag mit der Andeutung einer Neuerfindung
der Arbeiterbewegung: „Eine neue Arbeiterbewegung muss eine internationalistische Haltung entwickeln, die auf Grenzen überschreitender Solidarität gründet. Sie kann zum Teil ihre Grundlagen in der alten Arbeiterbewegung finden, jedoch muss diese alte Arbeiterbewegung sich neu orientieren und über ihre Grundlagen nachdenken“, so Marcel van der Linden.
Europa und seine Demokratie(n)
Ulrike Guérot, Professorin des Departments für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems präsentierte das seit dem unterzeichneten Vertrag von Maastricht bestehende „Europa und seine Demokratie(n)“ und verglich dieses Europa mit dem zur Post-Corona-Zeit. Guérots Vergleich eröffnete eine völlig neue Perspektive auf das Demokratiebewusstein der Zuhörer im AK-Konferenzsaal: „Wir sind als europäische Bürgerinnen und Bürger der Souverän und somit gleich vor dem Recht, damit begründen wir eine Demokratie die wiederrum eine europäische Staatlichkeit hervortreibt“ so Guérot und führte aus: „Die Europäische Union müsste ein Staat werden und die Rechts- und Sozialstaatlichkeit zusammenführen, um bei zukünftigen, von Staaten ausgehenden Rechtsbrüchen, Sanktionen setzen zu können. Ansonsten überlassen wir diese demokratietheoretische Flanke den Populisten.“
Projektleiter Daniel Weidlitsch zeigte sich zufrieden mit dem Ausgang des Symposiums, welches sich zum Ziel setzte „historische Entwicklungen mit der Gegenwart zu verknüpfen und zugleich kritisches Denken anregte“. Die Veranstaltung war laut Weidlitsch „ein Moment des Reflektierens und der Bewusstwerdung, dass die Vergangenheit nicht nur unsere Gegenwart prägt, sondern unsere Zukunft in hohem Maße mitgestaltet.“
Einen runden Abschluss bildete die Lesung der Ingeborg Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap.
Das Symposium zum Nachsehen
Festakt: Tradition trifft Moderne
Die Ergebnisse der Tagung münden in eine Publikation, die am 8. Oktober im Rahmen des Festakts „Tradition trifft Moderne“ im Konferenzsaal der Arbeiterkammer Kärnten präsentiert wird.
- Anmeldung unter
www.zusammen-arbeiten.at/festakt