Leidiges Thema Kirchenbeitrag

Gail-, Gitsch- und Lesachtal -

Pandemiebedingt gibt es auch bei der Kirche Rückgänge bei den Kollekten und kirchlichen Bildungshäusern. Dank des stabilen Kirchenbeitragsaufkommens kann aber fast immer noch ausgeglichen bilanziert werden. Gabriele Trost (Mitarbeiterin) und Elisabeth Jury (Leiterin) sind in der Kirchenbeitragsstelle Hermagor tätig und verantwortlich für die Einhebung der Kirchenbeiträge. Sie haben es nicht immer leicht mit ihren „Klienten“.

Ohne Kirchenbeitrag keine Kirchen

Von Wilfried Buchacher

Mit Stichtag 1. Jänner 2022 sind 344.758 Kärntnerinnen und Kärntner, das sind 61,34 Prozent der Gesamtbevölkerung römisch-katholisch. Im Jahr 2021 sind 4.349 Personen aus der Kirche ausgetreten und machen 1,24 Prozent der Gesamtzahl aus. In den Bezirken Hermagor und Villach-Land schaut es wie folgt aus, im Bezirk Hermagor gibt es die Dekanate Hermagor und Kötschach:

Villach-Land: 14.588 Katholiken per 01.01.2022, 197 Austritte im Jahr 2021
Hermagor: 8.566 Katholiken per 01.01.2022, 50 Austritte im Jahr 2021
Kötschach: 6.665 Katholiken per 01.01.2022, 24 Austritte im Jahr 2021

Das Thema „angemessene“ Höhe des Kirchenbeitrages ist immer eine sehr heikle Angelegenheit und versuchen die Mitarbeiter der Kirchenbeitragsstellen so gut wie möglich zu lösen, unter anderem auch im Bezirk Hermagor. Einigt man sich auf eine bestimmte Summe, so gibt es die Möglichkeit diesen Betrag monatlich bequem per Dauer- oder Einziehungsauftrag zu bezahlen und wird auf längere Zeit fixiert. Anpassungen erfolgen nur durch den jährlichen Index. „Weil der Kirchenbeitrag ja auch automatisch an das Finanzamt gemeldet wird, bekommen die meisten Einzahler automatisch bis zu einem Drittel wieder retour“, sagt Gabi Trost. „Wir versuchen wirklich mit jedem Kirchenbeitragszahler eine individuelle Lösung zu finden, mit der alle leben können“, ergänzt Elisabeth Jury, welche schon jahrzehntelang bei der Kirchenbeitragsstelle in Hermagor tätig ist. Gott sei Dank sind die Austritte im Bezirk Hermagor sehr „bescheiden“ und liegen weit unter dem Kärntner Durchschnitt. Zurückzuführen ist dies sicherlich in erster Linie auf das ländliche Gebiet und hier steht die Kirche immer noch sehr gut da. Nicht umsonst heißt es in einem bekannten Spruch: „Lassen wir die Kirche im Dorf“.

Elisabeth Jury, Leiterin der Kirchenbeitragsstelle, hat schon jahrzehntelange Erfahrung in diesem Bereich

Austritte schmerzen

Den beiden Mitarbeiterinnen „schmerzt“ es natürlich, wenn Leute die Kirche verlassen. Vorausgehend meistens immer Gespräche und Telefonate betreffend dem „Obolus“, sprich die Höhe der Abgabe. Wussten Sie übrigens, dass 2020 von den Gesamteinnahmen der Diözese Gurk in Höhe von rund 39 Millionen Euro rund 27,5 Millionen Euro auf Kirchenbeiträge entfallen (also rund 70 Prozent)? Die Aufwendungen für Personal (Priester und Laienmitarbeiter) schlagen sich mit insgesamt 58 Prozent des Gesamtbudgets nieder. Zirka 7,6 Millionen Euro werden jährlich in bauliche Maßnahmen investiert und so konnten 2020 rund 250 Restaurierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen in Sakralbauten und pfarrlichen Gebäuden durchgeführt werden. Die Kirche ist nicht „reich“, wie vielfach angenommen wird, sondern lediglich reich an sakralen Bauten und diese müssen erhalten werden. Nicht zuletzt auch durch die Spenden der ortsansässigen Bevölkerung an ihre ihr nahestehende Kirche.

Gabi Trost arbeitet schon lange als Sekretärin für die Kirche

Evangelische Mitchristen

Dass auch die Evangelische Kirche in Kärnten mit einem „Mitgliederschwund“ zu kämpfen hat, beweisen neueste Zahlen, welche vor kurzem veröffentlicht wurden. Demnach gab es vor zwanzig Jahren, als Superintendent Manfred Sauer seinen Dienst antrat, um rund 10.000 Mitglieder mehr, zwischenzeitlich sind es noch 45.000. Der Rückgang betrug im vorigen Jahr 1,8 Prozent und somit gehen auch Kirchenbeiträge als wichtige Einnahmequelle verloren. Anders als bei der katholischen Kirche schreibt jede evangelische Pfarrei ihre Christen eigenständig an und der Kirchenbeitrag beträgt ein Prozent vom Einkommen, errechnet aus Beruf und bestimmten anderen Faktoren. Pfarrermangel hat auch die Evangelische Kirche, derzeit sind acht der 33 Pfarrstellen nicht besetzt und werden von anderen Pfarrern (und auch Pfarrerinnen) mitbetreut.