Menschlich in der Unmenschlichkeit

Nötsch -

Martin Stuppnig ist 96 Jahre alt, Kriegsveteran, Eisenbahnerfunktionär und Buchautor. Mit uns sprach der Gailtaler, gebürtig aus Kreublach (Nötsch), über seine bewegte Vergangenheit und die Inspiration, 2015 seine Erinnerungen textlich festzuhalten.

2015 erschien das Erstlingswerk des Autors Martin Stuppnig, drei Jahre später folgte das Zweite

Als drittes Kind von 13 wuchs Stuppnig mitunter längere Zeit bei den Großeltern auf. Sein Vater war ein Schneidermeister, die Mutter mit den Kindern beschäftigt. Seinen beruflichen Einstieg durfte der wesensstarke Junge ursprünglich bei der Deutschen Reichsbahn tätigen, sein Intellekt und sein unbändiger Wissensdrang wurden schon bald erkannt.
Als 17Jähriger musste der junge Eisenbahner jedoch seine Laufbahn abbrechen und wurde trotz seiner Nachtblindheit zu den Gebirgsjägern nach Klagenfurt einberufen. Statt der traditionellen – nicht abzulehnenden – Ausbildung, praktizierte er diese als Rekrut in den verschiedensten Lehrgängen bzw. für diverse Truppenübungen. Es folgten viele Jahre mit grauenvollen Eindrücken aus jener Zeit. Besonders erschwerend beschreibt Stuppnig die Bilder als Sanitäter in den Krisengebieten.

Buchautor

Mit sage und schreibe 90 Lebensjahren verfasste Stuppnig sein erstes Buch mit den von ihm nie vergessenen Kriegsimpressionen. Als junger Österreicher kämpfte er für den Sieg des Dritten Reiches und sah Begebenheiten in grausamen Schlachten wie auch als Gefangener in Ägypten. Für sich selbst beschloss er eines Tages von den Kriegsgeschehnissen geistigen Abstand zu nehmen, um wieder Ruhe zu bekommen.

Mit diesem Buch hat der Soldat seine Eindrücke verarbeitet

Familienvater und Weltenbummler

In Europa gibt es kein Land, welches er nicht bereist hätte und auch die anderen Kontinente wurden nicht vernachlässigt. Hierdurch entstanden viele Freundschaften, „wobei aufgrund meines fortgeschrittenen Alters schon manche meiner Wegbegleiter verstorben sind“. Martin Stuppnig ist verheiratet und Vater eines erwachsenen Sohnes, hat zwei Enkel und ein Urenkel. Von seiner Familie erzählt er mit Stolz.

Esperanto

Als ich den Buchautor persönlich in der Esperantostraße in der Gemeinde Arnoldstein antraf, wusste ich sofort, dass dies kein Zufall sein konnte. Der rüstige Arnoldsteiner ist Delegierter des Esperanto-Weltbundes und Ehrenmitglied des Eisenbahner-Esperanto-Verbandes. Was ist diese Sprache nun eigentlich? Sie besteht aus einem internationalen Wortschatz mit nur 16 Regeln, versehen mit ausgewählten Vor- und Nachsilben, die Kreativität und Logik erfordern. Und genau jene Sprache spricht Martin Stuppnig neben Englisch fließend.

Bewegung ist Leben

Wenn man diesem agilen Arnoldsteiner gegenübertritt, dann würde man ihm – und nicht zuletzt aufgrund der geistigen Fitness – seine Lenze nicht ansehen. Mentales Training hält den Träger des Gemeindeabzeichens der „Weißen Rose von Arnoldstein“ geistig in Hochform, so liegt ihm auch das Kulturgut – die Ruine Arnoldstein – sehr am Herzen. Stuppnig zeigt, dass Man(n) auch noch mit fast 100 Jahren Ersatzmitglied im Gemeinderat sein kann und sich auch im hohen Alter für seine Mitmenschen einsetzen soll. „Solange meine Stimme noch Gewicht hat, bin ich stolz für die Marktgemeinde Arnoldstein wirken zu dürfen“, so der menschen- und länderinteressierte Zeitzeuge.