Spinnen, die achtbeinigen Kammerjägerinnen
Eine Spinne, die ihr Netz in einer dunklen Zimmerecke baut, ist für viele nicht die angenehmste Vorstellung. Oftmals werden die Achtbeinerinnen von ihren menschlichen Mitbewohnern einfach entfernt oder, mit etwas Glück, nach draußen befördert. Dabei sind viele Spinnenarten geradezu spezialisiert auf menschliche Behausungen: Zitterspinnen, Pholcus sp., sind beispielsweise typische Kulturfolgerinnen. Sie folgen den Menschen in Siedlungen und sind angepasst an menschliche Nähe. Mit ihren langen und dürren Beinen und dem vergleichsweise kleinen Körper werden sie oft mit Weberknechten verwechselt, gehören aber zu den Webspinnen. Sie haben – im Gegensatz zu den kompakt gebauten Weberknechten – zwei klar voneinander getrennte Körpersegmente und nach vorne gerichtete Augen. Zitterspinnen bauen imposante, etwas unordentlich wirkende Netze, in denen sie eine Vielzahl – meist noch unbeliebterer – Eindringlinge wie Fliegen und Mücken fangen und verzehren. Auch ihre nahen Verwandten, die Hauswinkelspinnen, Tegenaria domestica, sind Kulturfolgerinnen, die sich in unseren Häusern äußerst wohl fühlen. Sie bauen Deckennetze mit einer typischen trichterförmigen Wohnröhre, von der aus sie auf kleine Gliederfüßer Jagd machen, die unbeabsichtigt in ihre Netze geraten – vorzugsweise werden Asseln, Silberfischchen und Wanzen verspeist. „Sowohl Hauswinkel– als auch Zitterspinnen sind für den Menschen ungefährlich, da sie mit ihren Kieferklauen normalerweise nicht durchmenschliche Haut dringen können. Alles in allem sind die oft so verrufenen Spinnentiere nützliche Mitbewohnerinnen, dieungeliebte Plagegeister aus unseren Behausungen fressen“, weiß Naturschutzbund-Expertin Carolina Trcka-Rojas.

Spinnenläufer sind imposante Nützlinge
Der Spinnenläufer, Scutigera coleoptrata, auch Spinnenassel genannt, ist weder eine Spinne noch eine Assel: Er gehört zu den Hundertfüßern und ist, trotz seiner vielen langen Beine und seiner imposanten Größe, für Menschen völligungefährlich. Spinnenläufer leben in dunklen Ecken und Ritzen und dürfen sich Nützlinge nennen, da sie mit Vorliebe Gliederfüßer verzehren – etwa Mücken, Fliegen, Asseln, Silberfische oder Motten. Erstaunlicherweise stehen selbst ihre eigenen Artgenossen auf ihrem Speiseplan.

Silberfischchen und Kellerasseln: Unterschätzte Putzprofis
Silberfischchen (Lepisma saccharinum) gehören zu den ältesten Insektengruppen und halten sich bevorzugt in feuchten Ritzen und Spalten auf. Kellerasseln (Porcellio scaber), dagegen, zählen zu den Krebstieren und sind die einzigen ihrer Art, die vollständig ohne Wasser leben. Beide Arten sind in fast jeder menschlichen Wohnung zu finden, meist so gut versteckt, dass man sie selten zu Gesicht bekommt. Obwohl sie oft als schmutziges Ungeziefer gelten, erfüllen sie in Wirklichkeit eine wichtige Aufgabe: Sie fressen abgestorbene Hautschuppen, Haare, Hausstaubmilben, tote Insekten und sogar Schimmel und fungieren damit als unermüdliches „Putz-Team“. Die Spuren, die nach ihrem Fressen zurückbleiben, sind dabei vergleichsweise unbedeutend.

Nützliche Zeiger für verborgene Probleme
Gerade ihre Vorliebe für Schmutz hat den Tierchen einen schlechten Ruf eingebracht – dabei zeigen sie oft versteckte Probleme in der Wohnung an. Trcka-Rojas erklärt: „Bemerkt man vermehrt Kellerasseln oder Silberfische in Bad, Vorraum oder Keller, deutet das auf Schimmel, hohe Luftfeuchtigkeit oder Schädlingsbefall hin. Die Tiere selbst richten keinen Schaden an und verbreiten auch keine Schimmelpilze.“ Der Naturschutzbund empfiehlt deshalb, nicht zu Giften zu greifen, sondern das Nahrungsangebot zu reduzieren. So pendelt sich die Population auf ein normales Maß ein und die Tierchen können weiterhin zuverlässig schwer erreichbare Ecken sauber halten.