Von Wilfried Buchacher
Wieser absolvierte ein Studium der Botanik und Zoologie an den Universitäten Graz und Wien. Seine Doktorarbeit schrieb er über Schmetterlinge im Gail- und Gitschtal. Nach 18 Jahren Tätigkeit im amtlichen Naturschutz ist er seit dem Jahr 2004 Kustos für Entomologie im Kärntner Landesmuseum. Er erhielt 1995 den Förderungspreis für Wissenschaft des Landes Kärnten für die umfassende Bearbeitung der Kärntner Schmetterlingsfauna. Es gab zahlreiche Forschungsreisen vom Südural, Iran, Rumänien, Spanien, Nordthailand, Madagaskar, Kirgistan bis hin nach Französisch-Guyana. Zum Aufgabenbereich zählt die „Kuratierung“ einer Vielzahl von Ausstellungen zu zoologischen Themen. Christian Wieser ist der Bruder vom bekannten Malermeister Ernst Wieser aus Obermöschach bei Hermagor. Gattin Claudia (geb. Wassertheurer) stammt aus Grünburg, Sohn Florian und Tochter Daniela mit Schwiegersohn Dr. Manuel Vielgut und Enkelsohn Neil (3) haben starken Bezug zum Gailtal.
Gailtal Journal: Herr Wieser, Sie beschäftigen sich seit Ihrer Jugend mit Schmetterlingen?
Christian Wieser: Seit der Hauptschule fesselt mich die Welt der Insekten, insbesondere der Schmetterlinge. Es gibt keine fachlich relevante Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschmetterlingen. Aus Kärnten sind aktuell über 3000 verschiedene Arten bekannt. Auch in meiner Dissertation widmete ich mich speziell dem Vorkommen und der Verbreitung der Schmetterlingsfauna im Gitsch- und Gailtal.
Es gibt sehr viele wissenschaftliche Veröffentlichungen von Ihnen?
Alles, was erhoben wird, soll auch für weitere Bearbeiter dokumentiert werden. Mittlerweile ist die Publikationsliste zu in- und ausländischen Themen wohl auf mehrere Hundert angewachsen.
Merkt man bei Schmetterlingen Veränderungen in der Natur?
Aktuell sogar sehr stark, es ist eine spannende Zeit. Es ist nicht fünf Minuten vor, sondern längst zwanzig Minuten nach zwölf. Alles ändert sich und ist im Fluss, die Uhr in der Natur ist nicht zurückdrehbar. Viele neue Arten kommen und viele verschwinden, Schmetterlinge sterben „leise“ – wie groß der unvermeidliche Verlust sein wird, dies kann man jetzt noch nicht abschätzen.
Sie sind auch beruflich im Gailtal unterwegs?
Um den Jahrtausendwechsel gab es ein spezielles Projekt zur Erforschung der „Mussen“ (Lesachtal) und das Naturschutzgebiet ist mir seit damals ans Herz gewachsen. Die Mussenalm ist auch der Typenfundort einer neu für die Wissenschaft beschriebenen Schmetterlingsart „Elachista wieseriella“. Aktuell liegt mein Fokus in Kooperation mit Heinz Oberauner auf dem Staudachberg (Gemeinde Kirchbach). Bereits nach dem ersten Jahr gibt es von den extensiven Magerweiden sogar Neufunde von Schmetterlingen für das Bundesland Kärnten.
Was dürfen unsere Leser Privates von Ihnen erfahren?
Ohne das Verständnis meiner Frau, sie ist ja auch eine Gitschtalerin, wäre es unmöglich all die immer mit der Natur in Zusammenhang stehenden Interessen unter einen Hut zu bringen. Für andere Hobbies bleibt keine Zeit. Ich verbringe durchschnittlich 60 Nächte auf der Suche nach der Schmetterlingsfauna im Gelände und alles Erhobene muss ja auch bearbeitet werden. Da sind mehrere Leben zu kurz.
Ist Ihnen sonst noch etwas wichtig?
Nicht den „Kopf“ in den Sand stecken, wer noch ursprüngliche Natur besitzt. Sie ursprünglich erhalten und jeder kann seinen Beitrag dazu leisten, neue Chancen für das Leben zu ermöglichen. Es ist nichts verloren, es wird nur anders!