Ohne Fass kein Kufenstechen

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„Fasslmocha“ Hubert Brandstätter: Mit viel Liebe zum Detail entstehen in seiner Werkstatt traditionelle, dekorative Holzfässer fürs Kufenstechen und für besondere Anlässe.

Hubert produziert mit Leidenschaft Fässer (links: Fassl fürs Kinderkufenstechen, rechts: Geburtstagsgeschenk für den Schwiegersohn in spe Franz) und graviert sie dekorativ

Hubert Brandstätter (74), gelernter Tischler, hat von seinem Opa (Zimmermann) viel über Holz gelernt. Dieser produzierte Fässer fürs Einmaischen von Obst und für die Aufbewahrung von „Sasaka“, Butterrührer und „Schafln“ zum Wäsche waschen.

G‘lernt ist g’lernt!

Durch seinen Lehrmeister (Johann Skina) ist Hubert dann als Nachfolger für die Fasslproduktion zum Kufenstechen eingeschult worden. „Des packst du schon, Hubert“, sagte dieser damals zu ihm. „Sicher pack i des, aber des werd i bis zum Lebensende nima los!“, erzählt Hubert schmunzelnd. „Ich mache es aber gerne und freue mich, Brauchtum und Tradition übermitteln zu dürfen!“, ergänzt der engagierte Semeringer.

„Heut bin i a Gailtaler Reiter“ Geschenk der Burschenschaft an den verheirateten Reitkollegen

Kurzfristig die Welt bereist, aber im Herzen ein Gailtaler geblieben!

Aufgewachsen ist er, als Sohn einer alleinerziehenden Mutter, in Semering. Nachdem in den 60iger Jahren nicht viel Geld als Tischler zu verdienen war, bereiste er durch seinen späteren Beruf als Kraftfahrer/Busfahrer zwar ganz Europa, trotzdem wollte er das schöne Gailtal nie verlassen. So baute er mit seiner Frau Elisabeth (68), nach Abriss des Elternhauses, ein neues Haus.

Werkstatt in Semering mit eigenem „Badeteich”

Jeden Morgen, noch vor dem Frühstück, geht der fitte Pensionist aus dem Haus, um im Garten im Teich zu kneippen. Doch nicht nur er liebt das kalte Wasser, auch seine Holzfässer müssen zum „Wacken“ in den Teich. Wie lange? Das hängt davon ab ob die Burschen Schlagkraft und Ausdauer haben. „Manche wollen ein starkes Fass und dann sind sie beim Kufenstechen Nasenbohrer!“, lacht Hubert.

In jeder Ortschaft sollte jemand die Tradition des „Fasslbaus“ beherrschen!

Die Bretter (Fichte) werden im Winter gehobelt und zusammengebaut. Die Haselnussringe im Jahr darauf angebracht. Frische Ringe platzen schneller und je älter und stärker die Ringe, desto stärker das Fass. „Ich muss wissen, wie die Burschen schlagen, um das richtige Fass zu bauen“, schmunzelt Hubert. „Ich hätte Aufträge genug, mache dies jedoch nur für die Burschenschaft Wertschach und Labientschach und für besondere Anlässe. Ich hoffe einer meiner drei Enkel, von meinen beiden Töchtern Barbara (47) und Cornelia (42), wird mein Nachfolger dieses Hobbys.”

„Das Zerschlagen der ersten Fässer haben mir weh getan, heute denke ich: Mal sehen wer´s packt!“ erzählt der humorvolle Pensionist

Besondere Fässer kreiert er fürs Kinderkufenstechen und für die Männer, die sich trauen!
Ehemalige Reiter der Burschenschaft bekommen zur Vermählung ein kunstvoll graviertes Fassl von Hubert, als Geschenk. Beim Kinderkufenstechen schlagen die Kinder laufend mit Holzschlägel oder Metallschlägel aufs Fassl ein. „Ein Bursche hat nach mehrmaligen missglücktem Einschlagen ein Brett einfach mit der Hand raus gerissen“, erzählt Hubert lachend. Einmal hat er ein Fass so stark gebaut, dass die Burschen meinten: „Da muasst mit der Motorsäge reiten!“