Es gibt Menschen, die nicht gerade auf die Butterseite des Lebens gefallen sind. Petra Guggenberger zählt zu diesen. Die gebürtige Kötschacherin, die auf der Schattseitn in Nischelwitz aufgewachsen ist, hat mit vier Jahren die Diagnose Epidermolysis bullosa (kurz EB) erhalten. Dabei handelt es sich um eine angeborene, noch nicht heilbare Hauterkrankung. Betroffene, die unter dem seltenen Gendefekt leiden, werden als „Schmetterlingskinder“ bezeichnet. Die in Würmlach Ansässige hadert nicht mit ihrem Schicksal, sondern lässt aus ihrer „Schwäche“ etwas Kunstvolles entstehen: wunderbare phantasievolle Bilder.
Internet als Inspirationsquelle
Zur Fotografie ist Guggenberger im April 2021 gestoßen, nicht zuletzt auch bedingt durch Corona. „Im Internet habe ich nach Möglichkeiten gesucht, wie ich trotz meiner körperlichen Einschränkungen und pandemiebedingter Isolation die Freizeit gestalten kann. So bin ich bei der Glaskugel-Fotografie hellhörig geworden“, erzählt Petra, die dankbar ist, ihre Arbeit als Assistentin der Geschäftsführung bei der AAE Naturstrom Vertrieb GmbH in Kötschach ausüben zu können. Den rund 800 Gramm schweren, mit einem Durchmesser von acht Zentimeter großen Lensball hat die 43-Jährige fast immer bei sich. „Mit der Fotokugel lassen sich faszinierende Aufnahmen machen und ich erziele damit tolle Effekte“, schwärmt sie über ihr lieb gewonnenes Hobby. Vorzugsweise dient ihr die Natur als Kulisse. Auch an Gegenstände und Objekte wagt sich die Würmlacherin, die stets Neues ausprobiert und mit der Kugel experimentiert. Geknipst wird mit einem Smartphone. Schnell muss es beim Fotografieren gehen, „da ich körperlich eingeschränkt bin. Ich lege die Kugel hin und drücke ab. Das Ganze ist sehr spontan. Erst daheim am Rechner sehe ich mir das Endergebnis genauer an“, gibt Petra Einblick in ihr originelles Schaffen. Mit dem Motiv vom Grünsee, eingebettet im Plöckengebiet, hat sie bei der Foto Challenge 2021 „Energie der vier Jahreszeiten“ gewonnen. Der Schnappschuss ziert das Titelblatt der Juli Ausgabe der Kötschach-Mauthner Nachrichten.
Familie gibt Halt
Gatte Daniel Guggenberger, ein leidenschaftlicher Tischler und bei Hasslacher Meisterfenster tätig, steht hinter seiner Frau. Der ehrenamtliche Feuerwehrkommandant ist ein waschechter Lesachtaler aus Niedergail und begleitet seine Petra oft bei ihren schöpferischen Fotosafaris. Die Söhne Matthias (19), der an der HTL Villach den Schwerpunkt Informatik besucht, und Christian (21), bei AlphaTech Präzisionsbau im Drautal tätig, begrüßen die frisch entfachte Leidenschaft ihrer Mama gleichermaßen. Schließlich ist das produktive Werken Balsam für die Seele: „Wenn ich fotografiere, vergesse ich die Krankheit, die Schmerzen und bin in meiner eigenen Welt“, sagt die Obergailtalerin. Guggenberger ist seit 13 Jahren aktive Sängerin der Sängerrunde Würmlach und seit viereinhalb Jahren beim Kirchenchor Würmlach. „Singen ist Therapie, das gibt mir Kraft“, lächelt sie. Das Ehrenamt als Schriftführerin der Sängerrunde Würmlach will Guggenberger nach 11 Jahren in andere Hände legen und die freie Zeit in der Natur für sich nutzen. Wohin die Reise mit der Fotografie gehen soll, ist noch unklar: „Mal schauen, was die Kugel so spricht. Auf jeden Fall die guten Tage, die mir gesundheitlich geschenkt werden nutzen und Kraft tanken. Das größte für mich ist, wenn sich Menschen über meine Bilder freuen und ich ihnen ein klein wenig Hoffnung und Zuversicht schenken kann.“ Trotz vieler Einschränkungen im Alltag stellt Petra ihre Krankheit nicht in den Vordergrund. „Es gibt immer wieder Hindernisse, die zu bewältigen sind. Wenn es mal nicht so geht wie ich will, ärgert mich das schon hin und wieder. Aber ich versuche aus allem das Beste daraus zu machen.“ Das gelingt ihr auf alle Fälle: Mit ihren Fotos berührt die Gailtalerin viele Menschen und bringt Freude in die Herzen der Betrachter.