Sonnleitner ist die jüngste von vier Töchtern und stammt aus dem Hause der bekannten Haubenköchin Sissy Sonnleitner, ihr Vater Kurt ist leider bereits vor einigen Jahren verstorben. Die älteren Geschwister heißen Stefanie (43), Sophie (42) und Sissy (40). Nach der Volks- und Hauptschule in Kötschach war sie an der HLW in Lienz und ging anschließend für zwei Jahre nach Irland, um Land und Leute kennenzulernen. Anschließend erfolgte ein Studium an der FH Steyr (Internationales Logistikmanagement), nach welchem sie vier Jahre in der Beratung bei einem oö. Industrie-Consultant tätig war. Sie stieg dann im BMW Group Werk Steyr in die Logistikplanung ein, nach zwei Jahren übernahm sie als erste weibliche Meisterin den neu ausgeplanten Bereich. Erfolgreich aufbauen konnte sie auch im Fahrzeugwerk Oxford eine neue Gruppe zur Steuerung sowie Prozessoptimierung der physischen Logistik. Eine weitere Zwischenstation war die Zentrale München zur IT-Neugestaltung und seit Oktober 2020 arbeitet sie wieder in Steyr. Privat wohnt die gebürtige Gailtalerin in Ternberg, dies ist zirka 15 Kilometer von Steyr entfernt und liegt im Ennstal.
Gailtal Journal: Frau Sonnleitner, Sie sind in einer „männerdominierten“ Branche sehr erfolgreich?
Sonnleitner: Ich bin der Überzeugung, dass unterschiedliche Menschen und Charaktere ein Unternehmen oder eigentlich jede Gruppe stärker nach vorne bringen. Es ist dabei besonders wichtig, für seine persönliche Art authentisch und professionell einzustehen. Ich denke, darin können wir alle noch laufend lernen und besonders wir Frauen dürfen das Selbstvertrauen darin noch etwas stärken.
Erzählen Sie uns bitte Ihre genaue Tätigkeit bei BMW in Steyr?
Ich bin als Gruppenleiterin für Vormontage-Bänder und für die „Montagequalität“, der im BMW Group Werk Steyr hergestellten Motoren verantwortlich. Konkret bedeutet dies für mich Personalentwicklung und -steuerung, Optimierung an den Anlagen, Sicherstellung der Qualität; hier bin ich derzeit für rund einhundert (bis Jahresende zirka 150) Arbeitnehmer verantwortlich. In Summe, es gibt noch andere Bereiche sowie Standorte, führe ich 250 Mitarbeiter.
War es schon immer Ihr Berufswunsch in dieser Branche zu arbeiten?
Für mich war bald klar, dass ich in der Wirtschaft tätig sein will und Optimierungen unterschiedlichster Art sowie die Zusammenarbeit mit Leuten mir gut liegen. Mein technisches Interesse habe ich leider etwas zu spät erkannt, ansonsten hätte ich in meiner Ausbildung vor der Matura hier eine breitere Basis geschaffen.
Sie stammen aus einer bekannten Obergailtaler Unternehmerfamilie (Kellerwand Sissy Sonnleitner)?
Ja, sie hat uns bestimmt allen die Leidenschaft und das grundsätzliche Interesse fürs Kochen sowie die notwendige Arbeitseinstellung für einen erfolgreichen Berufsalltag mitgegeben. Mit Ausnahme meiner Schwester Stefanie betreiben wir das Kochen allerdings nur im familiären Umfeld. Ich persönlich bin vermutlich jedoch auch stark von den analytischen Fähigkeiten meines Vaters geprägt, die ich im beruflichen Gebiet sehr gut nutzen und einsetzen kann. Er hat mit seinen Visionen auch immer das Hotel vorangetrieben.
Welche Eigenschaft zeichnet Ihren Führungsstil aus?
Ich bin mir besonders bewusst, dass ich nicht in einer Führungsfunktion bin, weil ich am besten weiß „wie es geht“, sondern weil ich andere Menschen sehr schätze, ihnen gut zuhören kann und die richtigen Informationen gut erfassen kann. Daraus ergibt sich vermutlich auch mein Stil der Offenheit, Authentizität, Wertschätzung und Anerkennung verschiedenster Charaktere. Wichtig bleibt, diese Fähigkeiten damit zu kombinieren, trotzdem einen klaren Weg, klare Visionen und Ziele vorzugeben; und natürlich die Verantwortung übernehmen zu können.
Wie oft kommen Sie noch ins Gailtal?
Zirka alle zwei Monate, ich liebe das Gailtal. Aber mein Alltag ist sehr voll, ansonsten würde ich viel öfter kommen. Es bietet so viel und wird leider oft unter seinem Wert gehandelt, aber ich mache sehr viel Werbung dafür in Oberösterreich.
Wie tanken Sie privat Ihre „Akkus“ auf?
Am liebsten beim Radfahren und sonstigen Sportarten, welche „draußen“ möglich sind, aber alles mit Genuss. Ich bin außerdem im Rotkreuzmarkt (Anm. ähnlich der Team-Österreich-Tafel) tätig, das ist gut für die Ausrichtung, damit man immer weiß, was wirklich zählt im Leben. Aber je älter ich werde, desto besser verstehe ich auch, dass Ruhe „extrem“ wichtig ist. Dies muss man erst einmal lernen, wenn man mitten in einem Hotel und inmitten der ganzen Arbeit aufgewachsen ist.