Sprache ist ein kulturelles Gewand; und Zuhören ist schön

Hermagor -

Diözesanbischof Dr. Josef Marketz erklärte die Rolle der Katholischen Kirche für die slowenische Volksgruppe in Kärnten.

Bgm. LAbg. DI Leopold Astner, Diözesanbischof Dr. Josef Marketz, Univ. Doz. Dr. Peter Jordan

Trotz unerwartet starkem Schneefall war Diözesanbischof Dr. Josef Marketz am Abend des 13. April 2023 nach Hermagor gekommen, um in der Aula des Bundesschulzentrums einen überaus authentisch mitreißenden und sehr gut besuchten Vortrag über die Beziehung der Katholischen Kirche zur slowenischen Volksgruppe zu präsentieren.

Die Veranstaltung war Teil der heurigen Vortragsreihe „Religion, Kirche und Gesellschaft“ der römisch-katholischen Pfarre Hermagor, in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Kärnten, unter der Leitung und Moderation von Univ. Doz. Dr. Peter Jordan.

Abseits von Multimedia

Als überaus erfrischend und wohltuend kommunikativ stellte sich gleich zu Beginn der Veranstaltung die generelle Entscheidung von Bischof Marketz heraus, seinen Vortrag nicht – wie heutzutage meist üblich – als Powerpoint-Multimedia-Show zu gestalten, sondern völlig unverfälscht nur durch das gesprochene Wort.

Damit richtete sich der Fokus der Zuhörer sofort und gewollt auf die Sprache, also auf das eigentlich zentrale Thema. Konzentriertes Zuhören ist doch schön!

Werdegang

Der 1955 in St. Philippen ob Sonnegg in der Gemeinde Sittersdorf, Bezirk Völkermarkt, geborene Jauntaler und späterer Tanzenberg-Maturant Josef Marketz absolvierte sein Theologie-Studium an den Universitäten Salzburg und Ljuljana, verbrachte ein Diakonats-Jahr in Salitre/Ecuador, wurde 1982 in Klagenfurt zum Priester geweiht und verfasste 1992 seine Dissertation im Fachbereich Pastoralthelogie an der Universität Wien.

Am 2. Februar 2020 wurde Marketz im Dom zu Klagenfurt zum neuen Bischof der Diözese Gurk geweiht. Marketz‘ Spezialgebiete sind Pastoralgheologie und Kirchengeschichte. Interessante Querverbindung: Die bekannte Bachmann-Literaturpreisträgerin Maja Haderlap aus Bad Eisenkappel ist seine Cousine.

Jede Sprache ist ein Mehrwert

In seinen Ausführungen erinnert sich Bischof Marketz an seine ausschliesslich slowenisch sprechenden Großeltern, die sich anno 1920 bei der Volksabstimmung politisch nicht einig waren. „Opa votierte für Kärnten, Oma für Jugoswawien. Und trotzdem haben sie dann geheiratet. Ein klares Zeichen, dass zu dieser Zeit die Sprache das verbindende Element war“.

In den Jahren nach der Synode 1972 wurde in den Südkärntner Pfarrgemeinden hauptsächlich die Frage heiß diskutiert, in welcher Sprache die einzelnen Messen gelesen werden sollten; slowenisch oder deutsch. Zuvor war das Latein die über alle Zweifel erhabene Kirchensprache. Daher stellte sich Marketz schon als angehender junger Priester die Frage: „Warum und worum wird da eigentlich so emotional gestritten?“ Auch im zivilen Leben der 1970er und 1980er-Jahre musste man, speziell im Wiener Raum, eine Form finden, wie man mit der damals stark steigenden Zahl an Gastarbeitern, hauptsächlich Türken, umgehen sollte. Von Jesus Christus wissen wir, dass er aramäisch gesprochen hat. Soll also heißen, dass Sprachen schon immer das klare Aushängeschild einer Nation oder einer Region waren; und an dem wird sich auch nie etwas ändern.

Diözesanbischof Dr. Josef Marketz

Marketz: „Die Sprache ist wie ein kulturelles Gewand, in das wir unsere Gedanken kleiden. In der Sprache ist das Herz einer Nation verborgen.“ Auf Kärnten heruntergebrochen, kommt Marketz zum Schluss, dass die eigentliche Kärntner Geschichte erst 1919 begonnen hat.

In diesem Zusammenhang kritisiert Marketz ganz deutlich die aktuellen Bestrebungen einer österreichischen politischen Partei, die Schulkinder dazu verpflichten will, am Schulhof ausschliesslich deutsch zu sprechen, d.h. es wäre damit jede Sprachenvielfalt schon im Kindes-Alter verboten!? „Das ist menschenrechtswidrig und widerspricht den Grundsätzen der Präambel der Synode 1972, wonach jeder christlich denkende Mensch dazu aufgefordert wird, die Sprache seines Gegenübers zu aktzeptieren und damit gegenseitig sowohl achtsam als auch wertschätzend umzugehen. Erfreulicherweise waren die Pfarrer damals in unserem zweisprachigen Land mutig genug, sich gegen einseitige Entwicklungen zu stellen. Seit gut 10 Jahren ist nun mit der getroffenen Ortstafel-Lösung doch alles deutlich besser und ausgeglichener. Freuen wir uns. Jede Sprache ist ein Mehrwert, und darf niemals und nirgends trennend verstanden werden. Helfen und stützen wir uns weiterhin gegenseitig und freuen wir uns doch über die Vielfalt der Kulturen und über die Vielfalt der Sprachen!“

Alle Bilder (c) Hans Jost