St. Stebens kleine Schwester

Köstendorf -

Die Familie Assinger hat die Filial- und Wallfahrtskirche St. Steben maßstabgetreu nachgebildet. Die Miniaturausgabe ist ein Blickfang im Dorf.

Daniela und Franz Assinger mit der Miniaturkirche St. Steben beim „Assingerkreuz“ im Zentrum von Köstendorf. Rund 180 Arbeitsstunden hat die Familie in das Projekt investiert

Für die Köstendorfer Bewohner ist die St. Stebener Kirche nach einer Gehzeit von rund 40 bis 50 Minuten erreichbar. Auf 1004 Metern Seehöhe, auf einem Bergvorsprung über der Ortschaft liegt das Kirchlein, das nach Stephan, einem Märtyrerpapst des 3. Jahrhunderts, benannt ist. Für die Familie Assinger ist es nur einen Steinwurf von der eigenen Haustür entfernt. Die gotische Kirche mit zwei Geschossen und einem gedrungenen, dreigeschossigen barocken Turm haben die Assingers mit viel Liebe nachgebaut. Die Miniaturausgabe im Maßstab 1:15 thront mitten im Dorf, auf dem hügeligen Grundstück der Nachbarschaft – lediglich ein paar Schritte vom Haus der Familie entfernt.

„Ich hatte schon immer einen starken Bezug zu St. Steben“, begründet Hausherr Franz die Idee zum Projekt. „Wir wollten ein Objekt nachbilden, das zur Geschichte und Tradition von Köstendorf gehört, das den Ort verschönert und der Allgemeinheit dient“, wirft Gattin Daniela ein. Sie übernahm beim Bau den Part des Ingenieurs. Alles hörte auf ihr Kommando. Mit Sohn Claudio ist die 54-jährige Küchengehilfin im Jänner 2015 viele Male zum Originalschauplatz hochgefahren. „Mittels Infrarot haben wir das Gebäude vermessen, Fotos gemacht und vor Ort Skizzen angefertigt. Den Bauplan tüftelte die zweifache Mutter daheim am Schreibtisch aus. Baubeginn war der 1. Februar 2015. Zwei bis drei Tage intensive Planung gingen diesem voraus.

Im ersten Schritt entstehen Grundriss, Fenster und Türen

In geheimer Mission

Hinter verschlossener Garagentüre haben sich Franz und die beiden Söhne Raphael (24) und Claudio (23) mit Hochdruck, Fleiß und handwerklichem Geschick in das Projekt hineingekniet. „Das Ganze war streng geheim. Nur vier Personen waren eingeweiht“, berichtet Hobbybastler Franz. Der 60-Jährige kann dank seiner jahrelangen Erfahrung als Bauarbeiter auf reichliche Handwerkserfahrung zurückgreifen.

Tüpfelchen auf dem i

Das offizielle Bauende ist mit 28. Februar datiert. Allerdings hatte die Sache einen Haken. Für die Finalisierung fehlte am Objekt noch das Tüpfelchen auf dem i. Das Dach der Originalkirche ziert ein Stern. Ein solcher musste in Miniausgabe schleunigst her. „Wie sollen wir den hinbekommen – haben wir uns gefragt“, erzählt Daniela. Unterstützung kam von der HTL Villach – die das Exemplar im Handumdrehen fertigte. Quasi in letzter Sekunde vor der Einweihungsfeier ist es eingetroffen. Jetzt musste nur noch das vorhergesehene Plätzchen für Klein-St. Steben einer Verschönerungskur unterzogen werden.


2. Mai 2015: Der große Tag. St. Steben wird feierlich enthüllt. Pfarrprovisor Marcin Mrawzinzky weiht das Objekt und spendet seinen Segen. Seitdem erfreut die Miniaturkirche Dorfbewohner, Gäste, Wanderer und Durchreisende gleichermaßen. Stolz schwingt mit, als Daniela sagt: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn wir jeden Tag vom Fenster aus auf unser Werk blicken.“ Die Familie hegt und pflegt die Miniatur mit viel Eifer. Zu besonderen Anlässen wird sie herausgeputzt. Am 1. Mai wird dem Kirchlein ein kleiner Maibaum zur Seite gestellt, am 10. Oktober weht eine Kärnten-Fahne in den Farben weiß-rot-gelb aus dem obersten Kirchenfenster und zu Weihnachten erhält das Objekt Gesellschaft von einem festlich beleuchteten Christbaum.