Egg -
Per 31. Mai 2011, also fast auf den Tag genau vor acht Jahren hat Vinzenz Rauscher (69) aus Egg bei Hermagor das Bürgermeisteramt der Stadtgemeinde Hermagor-Presseggersee aus gesundheitlichen Gründen nach fast drei Jahrzehnten zurückgelegt. Rauscher zählte sicherlich zu einem „Grand Sir“ der heimischen Politik und hat einen wesentlichen Beitrag zur positiven Entwicklung seiner Heimatgemeinde und den Bezirk gelegt. Heute hat er mehr Zeit für die Familie, seine Hobbys und ist auch bei Vereinen noch aktiv.
Gailtal Journal: Herr Rauscher, vor nunmehr acht Jahren sind Sie als Bürgermeister aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten?
Vinzenz Rauscher: Eine Krebserkrankung mit anschließender gelungener Operation hat zur Überlegung geführt, ob ich die nicht einfache und zeitaufreibende Funktion eines Bürgermeisters weiter machen oder der Gesundheit den Vorrang geben soll. Außerdem war ich bereits ab 18 Jahren in der Öffentlichkeit (Trachtenkapelle Egg, Gründungsobmann SV Egg) tätig.
Wie geht es Ihnen heute gesundheitlich, was machen Sie immer?
Gottes Dank geht es mir heute sehr gut. Ich habe keinerlei Einschränkungen und bin körperlich noch relativ fit. Jetzt steht die Familie, insbesondere die fünf Enkelkinder im Mittelpunkt, wo ich mich bemühe ein guter Opa zwischen Egg und Wien zu sein. Darüber hinaus bin ich noch Aufsichtsrat der Kärntner Sparkasse und unterstütze fallweise Tourismusprojekte im Bezirk.
Landeshauptmann Kaiser bezeichnete Sie damals beim Rücktritt als „stabiler Faktor in der Kärntner Kommunalpolitik“?
Ein wirklich schönes Kompliment. Mich hat immer die Kommunalpolitik am meisten interessiert, da man auf dieser Ebene viel bewirken kann. Der direkte Kontakt mit den Mitbürgern hat mich immer gefreut und so konnten die Probleme und Wünsche gemeinsam leichter bewältigt werden. Auch werden Entscheidungen sofort und direkt von den Menschen hinterfragt. Sie waren 31 Jahre im Stadt- und Gemeinderat tätig, davon 28 Jahre als Gemeindechef? Ich bin als junger Mensch mit 24 Jahren zum Ortsparteiobmann gewählt worden. Bereits mit 29 Jahren wurde ich Stadtrat und vier Jahre später zum jüngsten Bürgermeister einer Bezirksstadt in Österreich gewählt. Das Amt des Bürgermeisters hat mir viel Freude bereitet. Es konnten viele Projekte und Weichenstellungen in dieser Zeit umgesetzt werden. Dabei konnte ich auf gute Partner aus der Wirtschaft, verschiedener Institutionen sowie der Landespolitik zählen. Damit hat man einen Beitrag zur Lebensqualität und Zukunftsentwicklung seiner Heimatgemeinde geleistet. Ich glaube, ich konnte ein gutes Haus übergeben.
Was waren Ihre größten Herausforderungen, gab es auch Negatives?
Es gab viele Herausforderungen. Es galt die 62 Orte nach der Gemeindezusammenlegung zu einer Einheit zu formen und zu versuchen alle Gebiete in der Entwicklung zu berücksichtigen. Die Frage der wirtschaftlichen Zukunft und Maßnahmen gegen die Abwanderung waren zu entscheiden. Wir haben uns neben der Land- und Forstwirtschaft sowie dem gewerblichen Bereich auch für den Tourismus entschieden, eine Industrialisierung kam für das Gailtal nicht in Frage. Negative Erfahrungen habe ich kaum gemacht, da wir in einer Zeit der positiven Aufwärtsentwicklung tätig sein konnten.
Man kennt Sie als jemand, der – über alle Parteigrenzen hinweg – mit allen konnte?
Mir war es immer wichtig alle Gemeindevertreter, Entscheidungsträger und die Bevölkerung einzubinden. Es gab immer ein gutes politisches und persönliches Klima. Auch der persönliche Kontakt mit den Bürgern war mir immer wichtig. Die fünf Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen waren erfolgreich und es wurde dabei der gemeinsame Weg von den Bürgern honoriert.
Was unterscheidet die Politik heute und wie war es früher?
Heute wird vieles über die Medien und Internet ausgetragen. Früher hat man sich zusammengesetzt oder sich nach schwierigen Sitzungen bei einem Getränk ausgeredet und auch positive Entscheidungen vorbereitet. Handschlagqualität war gegeben und man konnte sich auf das Wort verlassen. Dafür möchte ich mich bei allen Partnern bedanken, Parteipolitik soll es auf Gemeindeebene nicht geben.
Ein Satz über Ihren Nachfolger als Bürgermeister, Siegfried Ronacher?
Bürgermeister Ronacher und die Gemeindevertretung machen eine gute Arbeit. Selbstverständlich hat jeder seinen eigenen Stil und auch die Art der Öffentlichkeitsarbeit hat sich geändert.
Welchen Hobbys gehen Sie nach?
Jetzt nütze ich die Zeit für Jagd, Motorradfahren, Golf, wo man viel neues Erleben kann und viele Menschen kennenlernt. Auch die Liebe zur Blasmusik ist geblieben.
In den Sommermonaten trifft man Sie gerne auf der Eggeralm in Ihrem Almhaus?
Die Eggeralm war schon immer mein Ort, wo ich mich erhole und neue Kraft geschöpft habe. Dabei steht auch die Holzarbeit im Mittelpunkt.
Möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern noch gerne etwas mitteilen?
Wir sollen stolz auf unsere schöne Heimat sein. Jeder kann einen positiven Beitrag zum Erhalt und der Entwicklung unseres Bezirkes beitragen. Ich bin heute noch allen dankbar, die mich in den vielen Jahren meiner Tätigkeit begleitet und unterstützt haben.
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