Studie zeigt: Alkoholkarenz verbessert Verlauf selbst bei schwerer Leberzirrhose!

Österreich -

Ein kompletter Verzicht auf Alkohol kann die Prognose von Patient:innen mit alkoholbedingter Lebererkrankung erheblich verbessern – selbst im fortgeschrittenen Stadium der Leberzirrhose. Dabei scheint eine Rückbildung leberbedingter Komplikationen durch konsequente Abstinenz möglich. Ob sich dieser positive Effekt auch auf den Pfortaderhochdruck – eine zentrale Ursache für Komplikationen – erstreckt, war bisher unklar. Wissenschaftler:innen der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien und des AKH Wien konnten nun nachweisen, dass sich der Pfortaderhochdruck durch langfristige Alkoholkarenz deutlich verringert. Die Ergebnisse ihrer klinischen Studie wurden kürzlich im renommierten Fachjournal „Clinical Gastroenterology and Hepatology“ veröffentlicht.

Pfortaderhochdruck kann sich durch konsequente Alkoholkarenz deutlich verbessern.

Re-Kompensation bei Leberzirrhose: Neue Erkenntnisse zum Pfortaderhochdruck

Im Fokus der Studie standen Patient:innen mit alkoholbedingter Leberzirrhose, die durch nachhaltigen Alkoholverzicht ihre vormals bestehenden Komplikationen überwunden hatten – ein Zustand, der als „Re-Kompensation“ bezeichnet wird. Das Forschungsteam um Benedikt Hofer und Thomas Reiberger untersuchte erstmals den Verlauf des Pfortaderhochdrucks bei 29 Betroffenen nach der Re-Kompensation. Der Pfortaderhochdruck beschreibt einen erhöhten Blutdruck in den Gefäßen, die Blut aus dem Magen-Darm-Trakt zur Leber transportieren. Dieser Zustand gilt als einer der Hauptauslöser für schwere Komplikationen der Leberzirrhose. Die aktuelle Studie konnte nun mit Hilfe der Messung des Lebervenendruckgradienten zeigen, dass ein dauerhafter Alkoholverzicht einen signifikanten Rückgang des Pfortaderhochdrucks bewirken kann. „Unsere Ergebnisse belegen eindeutig, dass Patient:innen durch konsequente Abstinenz nicht nur klinische Verbesserungen erzielen, sondern auch der Pfortaderdruck deutlich sinkt“, erklärt Studien-Erstautor Benedikt Hofer.

Therapie auch im fortgeschrittenen Stadium wichtig

Leberzirrhose ist eine durch Vernarbung geprägte Lebererkrankung, die durch verschiedene Faktoren entstehen kann. In westlichen Ländern ist langjähriger übermäßiger Alkoholkonsum eine der häufigsten Ursachen. Eine vollständige und langanhaltende Alkoholabstinenz ist dabei nicht nur in frühen Krankheitsstadien, sondern auch bei fortgeschrittener Leberzirrhose unverzichtbar. „Vorherige Studien zeigten bereits, dass Abstinenz ein entscheidender Faktor ist, um die Prognose bei alkoholbedingter Lebererkrankung zu verbessern, unabhängig vom Schweregrad“, betont Studienleiter Thomas Reiberger. Er hebt außerdem die wichtige Rolle der interdisziplinären Zusammenarbeit hervor: „Die enge Kooperation mit der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie der Ambulanz für Alkoholismusgefährdete an der MedUni Wien und dem AKH ist essenziell, um Patient:innen umfassend zu betreuen und eine dauerhafte Alkoholabstinenz zu unterstützen.“ Frühere Forschungsarbeiten des Teams konnten bereits zeigen, dass unter konsequenter Abstinenz eine vollständige Rückbildung aller leberbedingten Komplikationen möglich ist. „Mit den aktuellen Ergebnissen gewinnen wir weitere wichtige Einblicke in das Regenerationspotenzial der Leber“, ergänzt Benedikt Hofer.

Personalisierte Therapie durch moderne Diagnostik

Im Stadium der Re-Kompensation gilt die minimalinvasive Messung des Lebervenendruckgradienten weiterhin als Goldstandard zur Beurteilung des Pfortaderhochdrucks. Gleichzeitig zeigen die neuen Erkenntnisse, dass nicht-invasive Verfahren zur Abschätzung des Pfortaderdrucks immer relevanter werden. Thomas Reiberger betont: „Messungen der Leber- und Milzsteifigkeit sowie blutbasierte Parameter sind vielversprechende Methoden, die eine personalisierte Therapie ermöglichen und das Risiko für Komplikationen ohne invasive Eingriffe einschätzen lassen.“