Trotz der bekannten bzw. prognostizierten Entwicklungen findet sich Kärnten im österreichweiten Vergleich in
diesem Deliktsfeld im unteren Mittelfeld. Angesichts der Veröffentlichung des Suchtmittelberichts 2017 und der damit verbundenen Kommunikation, könnte sich in der Öffentlichkeit der Eindruck manifestieren, dass Kärnten das Mekka der Drogendealer und -konsumenten ist.
Keine Verharmlosung
Es soll keinesfalls eine Verharmlosung der Thematik erfolgen, genau das Gegenteil ist der Fall. Die teilweise unreflektierte Kommunikation kann und wird aber a`la longue zu einem verzerrten Bild über die Situation und damit zu einer Verunsicherung in der Kärntner Bevölkerung führen. Tatsächlich zeigt der unmittelbare Vergleich der Suchtmittelanzeigen, dass Kärnten ähnliche
Zahlen aufweist, wie das von der Einwohnerzahl vergleichbare Bundesland Salzburg. Tirol mit rund 30% mehr Einwohner hat etwa beinahe doppelt so vielen Anzeigen wie Kärnten. Im Vergleich
der Landeshauptstädte ist Klagenfurt sogar Schlusslicht bei den Anzeigen pro Kopf.
Drogentote
Unbestritten ist aber auch, dass Kärnten in der Anzeigenstatistik 2017 ein Plus von 33,2% aufweist. Dieses Plus ist einerseits auf die hohe und einfache Verfügbarkeit von Drogen insgesamt,
wie auch auf die räumliche Nähe zu Slowenien zurückzuführen. Slowenien hat sich in den letzten Jahren als Transit- und/oder Herkunftsland für Drogen etabliert. Andererseits ist
die Steigerung der Anzeigen eine Folge des erhöhten polizeilichen Kontrolldrucks. Diese Fokussierung der Kärntner Polizei auf das gesamte Feld der Suchtmittelkriminalität lässt auch für
das heurige Jahr wiederum eine Steigerung – wenn auch im kleineren Ausmaß als 2017 – erwarten. Ungeachtet des nicht diskutierbaren Faktums, dass jedes einzelne Drogenopfer genau eines
zu viel ist, gab es im Vorjahr leider 12 Todesopfer zu verzeichnen. Bei ihnen war die Todesursache jedenfalls teilweise auf den Missbrauch von Suchtmitteln zurückzuführen. Dieser bedauerliche
Negativtrend hält auch heuer an, aktuell haben heuer bis dato 11 Menschen ihr Leben verloren. Es erscheint aber wichtig zu erwähnen, dass es sich in den seltensten Fällen um Todesfolgen nach dem alleinigen Konsum von Suchtmitteln handelt, sondern im Großteil der Fälle liegt eine so genannte Mischintoxikation vor, also ein Konsum von verschiedenen legalen Medikamenten oder anderen Stoffen, in Verbindung mit Suchtmitteln. Die gemeinsame Konsumation verschiedener Stoffe führt leider immer wieder zu unvorhersehbaren körperlichen
Reaktionen, die bis zum Tode führen können. Eine Steigerung lässt sich aber nicht nur in Kärnten bzw. im Bundesgebiet erkennen, auch der Europäische Drogenbericht 2017 hat
zum dritten Mal in Folge eine Erhöhung der Todesfälle durch Überdosierungen festgestellt, bei denen mindestens eine illegale Droge nachgewiesen wurde
Maßnahmen – Strategie
Seitens der Landespolizeidirektion Kärnten wurde bereits mit Beginn des Jahres 2016, wie auch die darauffolgenden Jahre 2017 und 2018, eine verstärkte Bekämpfung des gesamtenSpektrums der Suchtmittelkriminalität als strategisches Ziel definiert und das Landeskriminalamt mit der koordinierten Umsetzung beauftragt. Auch Innenminister Kickl sieht eine große Notwendigkeit zur Intensivierung der Maßnahmen in diesem Deliktsbereich und begrüßt bzw. unterstützt die Kärntner Bemühungen. Das bedeutet im Klartext eine Intensivierung des Personaleinsatzes
bei der Drogenermittlung, aber auch gezielte Strukturermittlungen samt Analyse der Drogensituation im gesamten Bundesland. Darauf aufbauend folgen Intensivtäterermittlungen,
die Bekämpfung organisierter Strukturen dieses Kriminalitätsfeldes, sowie gezielte Schwerpunktaktionen gegen Drogendealer und -kuriere. Zur Erhöhung der polizeilichen Schlagkraft wurden – selbstverständlich neben dem Wirken aller Polizistinnen und Polizisten auf den Polizeiinspektionen – auch die AGM-Bediensteten in die Kontroll- und Fahndungstätigkeiten unmittelbar mit eingebunden.
Große Intensität
Neben den repressiven Maßnahmen misst die Polizei, als Partner aller Verantwortungsträger im Bundesland, der Prävention eine große Bedeutung zu. So wurden im Vorjahr in diversen
Projekten rund 12.000 Menschen unmittelbar oder mittelbar in Bezug auf Suchtmittelkriminalität samt der damit verbundenen Begleitkriminalität beraten. Weil seitens der Polizei gerade die
Kinder und Jugendlichen als besonders gefährdet hinsichtlich eines Suchtmittelkonsums zu betrachten sind, wurde großer Wert auf die Vernetzung und Kooperation mit der Landesstelle
Suchtprävention Kärnten sowie des Briefings des Personals hinsichtlich der Jugendprogramme Click & Check und Look@your.Live gelegt. Suchtprävention findet auch im Bereich des
Sicherheitsdialoges GEMEINSAM.SICHER statt, hier wurde erst kürzlich im Zusammenwirken mit der Suchtpräventionsstelle VIVA in Klagenfurt ein Behältnis zur Entsorgung von Spritzen
entwickelt, um eine Infektionsgefahr für unbeteiligte Dritte zu minimieren. Zusammenfassend wird festgehalten, dass die Polizei Kärnten der Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität
und der Suchtprävention mit großer Intensität nachkommt.