Mehr Betroffene in Betreuung, weniger Todesfälle
Im Jahr 2024 wurden 4.730 Personen in den alkohol- und drogenspezifischen Einrichtungen des Landes, die flächendeckend in Kärnten zur Verfügung stehen, betreut – über 200 Klientinnen und Klienten mehr als im Jahr davor. Rund 1.700 befanden sich in Substitutionsbehandlung. „Die steigende Inanspruchnahme zeigt: Unsere Angebote wirken und es gelingt zusehends, mit mehr Betroffenen in Kontakt zu kommen. Deshalb bauen wir diese auch weiter aus“, betont Prettner. „Sucht betrifft viele – aber niemand ist allein. In Kärnten gibt es kostenlose, wohnortnahe Hilfe für Betroffene und Angehörige.“ Die Zahl der drogenbedingten Todesfälle 2024, die Kärnten ein halbes Jahr früher veröffentlicht als es österreichweit der Fall ist, sank auf 20 Fälle (2023: 23; österreichweit: 256). Auffällig bleibt die häufige Kombination von illegalen Drogen mit Medikamenten – insbesondere Benzodiazepinen. „Jeder Todesfall ist einer zu viel. Unsere detaillierten Analysen in Kärnten helfen, gezielt gegenzusteuern. Doch eine große Herausforderung bleibt: Es tauchen laufend neue Substanzen auf dem Markt auf“, so Prettner, die weiters unterstreicht: „Auch wenn man im Zusammenhang mit Sucht meist von Drogensucht spricht, verursachen Nikotin- und Alkoholsucht weit mehr Todesopfer.“
Welche Risiken prägen drogenbedingte Todesfälle?
Die Risikofaktoren in Bezug auf drogenbedingte Todesfälle seien vielfältig, so Claudia Scheiber: „Besonders gefährdet sind Personen in vulnerablen Lebensphasen, oft spielen auch körperliche Grunderkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen eine große Rolle – ebenso Depressionen. Außerdem ist Mischkonsum ein großer Risikofaktor.“ Grundsätzlich befinde sich der Drogen-Markt gerade im Umbruch: Mit dem Rückgang der Heroin-Produktion weichen Händler zunehmend auf die synthetische Herstellung von Opioiden aus. Neue hochgefährliche Wirkstoffe wie Fentanyl, NEP oder synthetische Benzodiazepine tauchen auf. „Diese Entwicklungen machen gezieltes Monitoring und Maßnahmen wie ,Drug Checking‘ umso wichtiger – nur so können wir frühzeitig erkennen, was im Umlauf ist“, so Scheiber. Der Austausch mit Sozialarbeit, Streetwork oder der Polizei ist dabei ebenso essenziell wie die Gespräche mit den Betroffenen selbst.
Stärkung junger Menschen durch gezielte Bildungsprogramme
Kärnten setzt seit Jahren auf qualitätsgesicherte Präventionsprogramme – ab dem Kleinkindalter bis hin zur Oberstufe – und setzt darüber hinaus auf Schulungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Schule, Jugendarbeit oder in Gesundheits- und Sozialberufen. Prettner: „Alleine 2024 haben wir damit über 2.200 erwachsene Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erreicht bzw. auch zertifiziert und über 3.600 Jugendliche direkt erreicht.“ Ziel sei es, junge Menschen in ihrer Persönlichkeit zu stärken. „Denn Suchtprävention kann nur dann wirken, wenn sie im Lebensalltag der jungen Menschen verankert ist und durch Pädagoginnen und Pädagogen, Erziehende sowie Menschen, die mit Jugendlichen in Kontakt sind, umgesetzt wird“, so Eva Maria Adlmann. Es gibt sowohl Präventionsprogramme an elementarpädagogischen Einrichtungen und Schulen, Workshops und Coachings bei Anlassfällen an Schulen, eigene Programme für konsumierende Jugendliche sowie Informationsveranstaltungen für Erziehende und Fortbildungen für Lehrbetriebe oder Personen in Gesundheits- und Sozialberufen. Adlmann: „Zusätzlich setzen wir auf Aufklärungsarbeit der Öffentlichkeit, etwa mit der ,Dialogwoche Alkohol‘ oder ganz aktuell mit der H2O-Sommeraktion in Strandbädern in ganz Kärnten.“
Ausbau der Prävention und Behandlung in Kärnten
Mit 2025 setzt Kärnten wichtige neue Maßnahmen um: Es startet das Lebenskompetenz-Programm „Gemeinsam stark werden“ für den elementaren Bildungsbereich, womit die Altersgruppe von 0 bis 18 Jahre erreicht wird. Weiters werden die Kapazitäten in den Drogenambulatorien in Klagenfurt und Villach um insgesamt 500 „Plätze“ erweitert, womit insgesamt 2.320 Behandlungs- und Beratungsplätze in ganz Kärnten zur Verfügung stehen. Im April 2025 startete zudem das neue „Ambulante Programm für Alkoholkranke in Kärnten“ (APAK), das als Pilotprojekt von der AVS umgesetzt wird und sehr gut angenommen wird.