Die prägenden Kindheitsjahre verbrachte er im kulturellen Umfeld des Gailtals. Mutter Irmgard war Religionslehrerin, Vater Otto bis 1976 als Mitinhaber der örtlichen Ziegelei fest im wirtschaftlichen Leben der Region verankert. Bruder Roland ist heute Baumeister in Arnoldstein, Schwester Doris lebt mit ihrer großen Familie in Fresach.
Architektur als Berufung
Nach dem musischen Zweig des Gymnasiums in Hermagor zog es Herzog-Leeb an die Technische Universität Wien, wo er Architektur mit Auszeichnung abschloss. Es folgten Stationen in renommierten Architekturbüros in Wien, die Ziviltechnikerprüfung, schließlich eine leitende Position im Büro des spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava in Zürich. Dort verantwortete er komplexe Projekte internationaler Dimension – unter anderem als lokaler Repräsentant in Doha, Katar. Die Arbeit an Bauwerken, die gleichermaßen technische Meisterschaft wie visionäre Gestaltung erforderten, schärfte seinen Blick für die Balance zwischen Idee und Wirklichkeit. „Architektur hat den Menschen zu dienen“, zitierte er oft Alvar Aalto – ein Credo, das sein Schaffen prägte.
Die Kehrtwende – von der Konstruktion zur freien Kunst
2015 kam der Bruch: Herzog-Leeb verließ seine Position im Calatrava-Büro. Am Klavier entdeckte er die Kraft der freien Improvisation neu, bald darauf fand er in der abstrakten Malerei ein künstlerisches Ausdrucksfeld, das ihn nicht mehr losließ. Seine Malerei begreift er als bewussten Gegenpol zur präzisen, normgebundenen Welt der Architektur. Wo früher millimetergenaue Pläne entstanden, findet man heute farbintensive, dynamische Formen auf Leinwänden. Sie schaffen Bildräume, durchdrungen von Spontanität, Emotion und unmittelbarer Körperlichkeit. Besonders die großformatigen Arbeiten entfalten eine Präsenz, die den Raum neu definiert und den Betrachter auf eine stille, sinnliche Reise mitnimmt.

Ein Leben zwischen Villach und der inneren Welt
Heute lebt Herzog-Leeb mit seiner Frau, der Gynäkologin Dr. Katharina Herzog-Leeb, in Villach. Gemeinsam geht’s zum Wandern oder auf Skitouren in die heimatlichen Berge, viel Zeit investiert er in seine Kunst, in die Auseinandersetzung mit Musik und Malerei. Der Weg vom Architekten zum Künstler markiert nicht nur eine berufliche Neuorientierung, sondern auch eine innere Befreiung. Seine Bilder erzählen nicht im klassischen Sinn – sie laden ein: zum Innehalten, zum Eintauchen, zum Wiederfinden eigener innerer Resonanzen.
Vienna Highlights Art Fair
Allein in diesem Jahr wurden seine Werke in gleich drei Ausstellungen präsentiert, in Kärnten und Wien. Besonders bewegend empfand er die Teilnahme an der renommierten „Vienna Highlights Art Fair“ Mitte September in der Wiener Nationalbibliothek, wo er im Rahmen der „Curated Contemporary Exhibition“ vertreten war. „Zu sehen, wie Besucher mit meinen Werken interagieren, in einen Dialog treten, ist für mich die Bestätigung, mit der Kunst den richtigen Weg zu gehen, nah an den Menschen“, bleibt Alfred Herzog-Leeb ein Gestalter von Räumen – einst aus Beton und Glas, heute aus Farben und Tönen.
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