Von Wilfried Buchacher
Stattmann verbrachte die Zeit nach der Volksschule im Gymnasium in Tanzenberg und machte dann eine Lehre als Bürokaufmann in der Druckerei Seebacher in Hermagor. Sein Weg führte ihn danach nach Wien, er machte die Polizeiausbildung und wechselte als Berufsberater in das AMS Wien. Nach Absolvierung der Gewerkschaftsschule holte ihn der damalige Sozialminister Alfred Dallinger in die Gewerkschaft der Privatangestellten. Hier übte er seine Tätigkeiten als Sekretär für Industrie und Gewerbe aus, Schwerpunkt waren Betriebsbetreuungen im Raum Wien und die Kollektivvertragsverhandlungen. Er wurde Vizepräsident der Arbeiterkammer für das Bundesland Niederösterreich und Landesgeschäftsführer der GPA. Weitere Funktionen waren Mitglied des Landesdirektoriums des AMS Niederösterreich sowie zahlreiche weitere Aufgabenstellungen im Bereich der Selbstverwaltung der Sozialversicherung.
Gailtal Journal: Herr Stattmann, Sie blicken auf eine lange gewerkschaftliche Tätigkeit zurück?
Stattmann: Ich habe meine fast 36 Jahre bei der Gewerkschaft nie als Beruf, sondern eher als Berufung verstanden. Es war sehr vielseitig, spannend und erfüllend, mit jedem Tag eine neue Herausforderung. Ob es um die Hilfestellung für einzelne Mitglieder ging, die Beratung von Betriebsräten, Sozialpläne erstellen oder Kollektivvertragsverhandlungen. Kurz gesagt, es war eigentlich immer etwas los.
Im März 2012 waren Sie in den „Schlagzeilen“, als die damalige Billigairline „Niki“ einen Betriebsrat gegründet hat?
Dies bleibt mir hier besonders in Erinnerung, weil es auch österreichweit besondere Wellen geschlagen hat. Aber auch hier haben sich die Wogen nach erfolgter Wahl „geglättet“. Und persönlich bleibt mir Niki Lauda als harter, aber fairer Verhandler in Erinnerung.
Wie wichtig war und ist Ihnen die „Sozialpartnerschaft“ in Österreich?
Unser Sozialstaat bleibt eine unverzichtbare Institution zur Humanisierung und Demokratisierung unserer Gesellschaft. Es waren die sozialen Sicherungssysteme, unsere Kollektivverträge, Arbeits- und Sozialrechte und nicht zuletzt starke Gewerkschaften, die den „ungezügelten“ Kapitalismus gezähmt und humanisiert haben. Wir haben dem österreichischen Weg der Sozialpartnerschaft viel zu verdanken.
Wie oft kommen Sie noch ins Gailtal zu Ihrer Familie?
Ins Gailtal komme ich mindestens zwei Mal pro Jahr zu „Pflichtterminen“, der Waidegger Kirchtag und das jährliche Schnapsbrennen im Dezember bei meinem Bruder Jakob gehören dazu. Zu meiner Familie gibt es eine sehr tiefe Verbundenheit und ich freue mich, wenn diese immer größer wird und die nächste sowie übernächste „Kussler“ Generation die Tradition fortführt. Mein jüngerer Bruder Armin wohnt mit seiner Familie nur ein paar Minuten von mir entfernt und wir unternehmen häufig gerne Traktorausfahrten in die umliegenden Weinberge. Die Oldtimer Traktoren sind meine große Leidenschaft und nun gibt es mehr Zeit für dieses Steckenpferd.
Verraten Sie uns auch etwas Privates?
Ich bin seit 35 Jahren mit meiner Frau Patricia verheiratet, sie ist seit Beginn ihrer Berufslaufbahn in verschiedenen internationalen Konzernen tätig gewesen. In den letzten Jahren bei Sony Österreich und tritt im März dieses Jahres ebenfalls ihren Ruhestand an. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit und auf viele spannende Reisen. Dies war und ist schon immer unser gemeinsames Hobby gewesen.