Beim Sommergespräch mit dem Gailtal Journal treffen wir uns mit dem Neo-Pensionisten (61) und seiner Familie im gemütlichen Gartenhaus, mitten am Gelände des stattlichen 14-Hektar-Besitzes vulgo Wernitznig in Untervellach/Braunitzen. Gattin Daniela, leidenschaftliche Kulinarik-Expertin, ist feurige Verfechterin gelebter und gesunder Ernährung durch hofeigene Produkte aus Garten und Stall. Die beiden Kinder kommen gerade vom erfrischenden Klettern am Nassfeld zurück. Tochter Anna (30) lebt in Klagenfurt und arbeitet als Umwelt-Managerin im Steinbeis-Konzern in Völkermarkt, Sohn Tobias (25) genießt als Maschinenbau-Student die verbleibenden Ferienzeiten am Hof, und hat kürzlich mit Vater Hannes diverse Montagearbeiten an der neuen PV-Anlage am Dach des Stallgebäudes beendet.
Wie alles begann
Durch die bäuerliche Herkunft, und dass damit unvermeidbar erforderliche Verständnis für Maschinen und Geräte, war die Berufs-Wahl praktisch vorgezeichnet. Seine Lehre als Kfz-Mechaniker absolvierte der junge Hannes in der Auto-Werkstätte Patterer in Hermagor. Schon während der darauffolgenden Präsenzdienst-Zeit machte er sich Gedanken über seine berufliche Zukunft, die er sich allerdings nicht im PKW-Bereich vorstellte. Daher war es ein glücklicher Zufall, dass zum passenden Zeitpunkt, d.h. Anfang 1984, in der Werkstätte des Nassfeld-Pionieres Arnold Pucher Verstärkung gesucht wurde. Kurzentschlossen und mit leidenschaftlich jungem Elan wurde somit der 16. Februar 1984 als erster Arbeitstag am Nassfeld vereinbart.
Laufende Schulungen
Nachdem der Umgang mit der gefinkelten Technik von hydrostatisch angetriebenen Pistengeräten nur mehr wenig mit der Welt von PKW’s zu tun hat, und sich ständig in großen Schritten weiterentwickelte, waren laufende Weiterbildungen und praktische Schulungen bei den namhaften Herstellern von Pistengeräten, d.h. ursprünglich bei Kässbohrer in Ulm, später dann ausschließlich bei Prinoth (Leitner-Konzern) in Sterzing, Südtirol, unerlässlich. Prinoth-Geräte zeichneten sich bald als Marktführer in Sachen Seilwinden-Steuerungstechnologie aus, wodurch die Pisten-Qualität am Nassfeld einen weiteren Qualitäts-Sprung verzeichnete. Lindermuth: „Es war sehr wertvoll, dass Firmenchef Arnold Pucher damals schon den technischen Weitblick für den hohen Marktwert von perfekt gepflegten Pisten hatte. An dem wird schlussendlich jedes Skigebiet von den Skisportlern gemessen.“
Auch nach 40 Jahren glänzen Lindermuth’s Augen noch beim Erzählen über moderne Pistengeräte, deren 15 Tonnen Gewicht von Mercedes Turbodiesel-Motoren (530 PS aus 6 Zylindern) mittels der hydrostatischen Getriebe spielerisch über die teilweise doch sehr steilen Hänge im Skigebiet Nassfeld durch die Nacht bewegt werden, und die Seilwinden auf jede statische Erfordernis sekundengenau reagieren, währen die elektronischen Sensoren permanent die aktuelle Schneehöhe unter den Ketten bzw unter dem Schild registriert. Die faszinierende Technik-Welt der elektronisch gesteuerten Hydraulik-Motoren, die unvorstellbare 520 bar Öldruck durch die Schläuche pressen, sind lieb gewordenes Vokabular des nunmehrigen Pensionisten, der seine Landwirtschaft anno 2007 auf Schottische Hochlandrinder umgestellt hat.
Geglückte Symbiose
Angesprochen auf die Frage, wie es möglich war, so viele Jahre lang den anspruchsvollen Arbeitsplatz am Nassfeld optimal und bei jeder Witterung perfekt zu meistern, obwohl auch der landwirtschaftliche Betrieb in Braunitzen entsprechend betreut werden musste, erklärt Hannes: „Ursprünglich standen meine Eltern noch hilfreich zur Seite, aber auch meiner Frau Daniela gebührt großer Dank für ihren stets unermüdlichen Einsatz, neben den beiden Kindern und ihrer eigenen beruflichen Tätigkeiten. Für mich war die eigene Landwirtschaft immer ein willkommener Ausgleich zu den technischen Herausforderungen am Nassfeld. So gesehen, haben sich meine Pistengeräte und meine Hochland-Rinder harmonisch ergänzt. Jetzt bin ich froh, dass ich wieder mehr bei der Familie und am Hof sein kann, und auch mein großes Hobby Modelflugzeuge wird nicht zu kurz kommen…