Seit drei Jahren ist der gebürtige Neudorfer zwar in Pension, aber immer noch ehrenamtlich tätig. Kuglitsch: „Ich habe mich bereiterklärt, für ein paar Jahre den Vorsitz im Kuratorium des Auslandsösterreicher-Fonds zu übernehmen. Der Fond unterstützt hilfsbedürftige Österreicher, die ihren Wohnsitz im Ausland haben. Die Ernennung des Vorsitzes erfolgt durch den Ministerrat“.
In Brügge seine Ehefrau kennenglernt
Seine diplomatische Laufbahn führte den Hobby-Cellisten u. a. nach Damaskus, London, Tel Aviv, Tunis, Washinghton oder Brüssel und zuletzt nach Israel sowie von 2017 bis 2021 nach Mexiko. Am Europa-Kolleg in Brügge lernte er 1980 seine Ehefrau Maria kennen. Die Mutter von vier Kindern hat dann wegen des unsteten Diplomatenlebens ihren Beruf als Juristin aufgegeben.
Gailtal Journal: Was sind die Aufgaben eines Botschafters?
Kuglitsch: „Die Vertretung der politischen und wirtschaftlichen Interessen Österreichs im jeweiligen Gastland. Konsularische Betreuung der Auslandsösterreicher, in Israel ganz wichtig – Anliegen der ehemaligen jüdischen Mitbürger; Hilfestellung für in Schwierigkeiten geratene österr. Staatsbürger. So haben wir z. B. im Frühjahr 2020 aus dem Amtsbereich der Botschaft Mexiko für über 500 österr. Touristen Rückkehrflüge organisiert“.
Welche berühmte Persönlichkeiten haben Sie kennengelernt?
„Natürlich viele österr. Regierungsmitglieder (in Brüssel und bei Besuchen in Israel). Getroffen und gesprochen – Prinz Charles, Shimon Peres, Zubin Mehta, Rudolf Buchbinder, Paul Badura-Skoda, Präs. Clinton und Hillary Clinton, alle möglichen Präsidenten bei der Überreichung der Beglaubigungsschreiben. Eine besondere Begegnung war in Mexiko die Malerin Rina Lazo, die Assistentin von Diego Rivera. Sie hat mir das Tempera-Rezept von Diego Rivera verraten“.
Sie sind auch ein begabter Maler bzw. Bildhauer?
„Ja, schon immer. Auf manchen Posten hatte ich keine Zeit für künstlerische Tätigkeiten, aber ich habe versucht, von jedem Posten etwas „mitzunehmen”. In Washington habe ich Mal- und Bildhauerkurse besucht, in Brüssel Cello gelernt. Spracherwerb war auch zeitaufwendig – in Israel etwas Hebräisch gelernt, vor Mexiko Spanisch.Englisch und Französisch konnte ich. Jetzt lerne ich wieder Russisch. In Mexiko hatte ich Zeit und Platz für Steinbildhauerei. Da habe ich 15 abstrakte Steinskulpturen gemacht, die 2020 im Kunstmuseum von Querétaro in Mexiko ausgestellt waren. Jetzt male ich hauptsächlich und beschäftige mich mit Kupferdrucken. Vielleicht kommt eine Ausstellung zustande“.
Wie sieht nun so ein Pensionstag aus?
„Sehr ausgefüllt, beginnt mit dem Besuch im Fitnesscenter und meist Essenszubereitung, weil meine Frau 40 Jahre für mich gekocht hat. Am Nachmittag künstlerische Tätigkeiten und abends sind wir oft weg. Fernsehen tun wir nicht, weil ich bewusst keinen Fernseher mehr habe“.
Sind die Kinder ebenfalls in ähnlichen Spuren des Vaters?
„Nein, unsere Tochter ist Professorin für Biochemie an der Universität Chicago, ein Sohn ist Banker in London und zwei Söhne leben und arbeiten in Wien (als Werbefachmann bzw. als wissenschaftlicher Assistent im Josephinum).“
Sie würden Spitzenpolitiker sein, was wären vordringliche Angelegenheiten die zu lösen wären?
„Ich bin kein Politiker, sondern interessierter Staatsbürger. Als solcher gefällt mir der billige Populismus gar nicht, der unseren politischen Diskurs beherrscht. Auch die Verbreitung von Halbwahrheiten über das Internet bereitet mir Sorgen. Der Ruf nach dem ‘starken Mann (oder Frau)’, der/die vermeintlich alle Probleme lösen kann, ist ganz schlecht für die Demokratie. Als vordringlich sehe ich den Schulbereich, wo aus politisch/ideologischen Gründen sehr viele Sünden begangen wurden. Gut ausgebildete und leistungsorientierte Schüler sind der Grundstock für unseren zukünftigen Wohlstand“!